TomTom: No Go !

VON Dr. Wolf SiegertZUM Donnerstag Letzte Bearbeitung: 15. Januar 2015 um 22 Uhr 18 Minuten

 

Alles war für diese Reise perfekt vorbereitet. Nach dem ersten Einsatz mit dem TomTom 930 wurde ein zweites Gerät, ein TomTom 920 in einem konkurrierenden Medien-Fachgrossmarkt aus einem Bestand als Vorführgerät angeschafft. Beide Geräte waren in diese engere Auswahl gekommen, da sie mit einem elektronischen Kartensatz ausgestattet sind, der auch die USA und Kanada enthält.

Und dann – einmal mehr, die bittere Bestätigung des Satzes: Vertrauen ist gut, aber Kontrolle ist besser. Das 920er Geräte wurde nämlich nicht unmittelbar nach dem Kauf, sondern erst dann in Betrieb gesetzt, als es zum ersten Mal Zeit für so etwas gab: im Flugzeug nach Amerika. Das Ergebnis war erschreckend negativ. Es ging so ziemlich alles daneben, was daneben gehen kann – oder es ging überhaupt nicht. Die Grafiken zeigen allerlei Fehlermeldungen. Doch das Bedienerhandbuch zeigt keines von diesen Bildern, die auf dem Bildschirm gezeigt werden: Und so versucht man wie zu Zeiten der Steinzeit aus den sich angeblich möglichst selbst erklärenden Grafiken (s)einen Sinn zusammenzureimen.

Was an dieser ganzen Geschichte nervt:
 Jetzt ist man in den USA und hat das "richtige" Gerät mit den richtigen Karten, aber es arbeitet nicht richtig.
 Auch die Idee, dass bei einem Vorführgerät man ja schon hätte sehen müssen, wenn etwas nicht klappt, war offensichtlich nicht die richtige.
 Betriebsanleitungen sind keine Propagandaschriften! Und der Versuch des Herstellers, diese in diesem Sinne „aufzumotzen“ ist von einer nur allzu vordergründigen Attraktivität.
 Auch in der elektronischen Variante der Betriebsanleitung wird auf die hier im Wirkbetrieb entstehenden Fehler nicht verwiesen.

Es gelten die Regeln des Urheberrechts all rights reserved

Man sitzt da also im Flieger und es ist alles zu spät. Umkehren geht nicht mehr, reklamieren erst recht nicht [1].
Man steht – bzw. sitzt – da, wie der Ochse vor dem neuen Tor. [2] Der Weg ist vorgezeichnet, die Maut ist bezahlt, die Brücke heruntergelassen. Und dann klappt es mit der Passage doch nicht: Es bleibt letztendlich nur die Möglichkeit darüber nachzudenken, ob es nicht doch sinnvoller gewesen wäre, sich mit vernünftigem gedrucktem US-Kartenmaterial einzudecken. Doch das bekommt man auf jeden Fall aktueller und preisgünstiger vor Ort auch noch in die Hand.

Hinzu kommte, dass auf der grössten Consumer Electronics Show in den USA - und der Veranstalter behauptet: auf der Welt - die Firma TomTom nicht, wie man aus dem Plan der Aussteller zunächst hätte annehmen können - mit einem Stand vertreten war, sondern in einer "booth": einem kleinen grauen Kasten mit verschliessbaren Türen, in dem Verabredungen getroffen und Gespräche geführt werden konnten.

Ein Besuch an dieser Stelle, am Sonnabend den 10 Januar 2009, war ebenfalls von keinerlei Erfolg gekrönt. Ein Ansprechpartner für die Presse war nicht vor Ort. Und der Produktmager hatte ebenfalls bereits das Weite gesucht. Der einzige Mitarbeiter, der sich dem Anliegen des Autors zumindest insoweit erbarmte, dass der das Gerät einmal angeschaut hat, war nicht einmal in der Lage, dieses nach der Kenntnisnahme des Fehlers überhaupt noch wieder auszuschalten. "Sie müssen halt warten, bis die Batterie alle sein wird..." soweit sein Empfehlung.

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Das alles führte genau zu dem Ergebnis, das es zu vermeiden gegolten hätte: auf dem Leihwagenstand am Internationalen Flughafen in San Francisco gab es keine einziges Auto, das mit einem eingebauten Navigationssystem hätte zur Verfügung gestellt werden können, nicht mal dem sogenannten "Preferred Customer". Vielmehr wird - zum Aufpreis - eine mobiles Gerät mit angeboten. Es gibt also es keine Alternative als diesen Preis zu zahlen und dieses Leih-Gerät anzuschliessen - während der TomTom 920 in der Reisetasche dabei ist, bis auf die letzte Reserve allen Strom zu verlieren...

Bei dem installierten Gerät handelt es sich um ein "Garmin nüvi where 2" - eine genauere Bezeichnung war an dem Gehäuse nicht zu finden - und doch wurde das Unglaublich wahr. Kaum war das Gerät angeschlossen und die Position bestimmt, wusste es, wo man war, verstand, wo man hinwollte und macht sich daran einem mitzuteilen, welcher Weg dafür zur Verfügung steht. [3]

Gewiss, die Ansagen waren in der Default-Einstellung zunächst im amerikanischem Englisch gehalten, die Enfernungsangaben in "feet" & "miles", aber dennoch war und blieb das Ganze letztendlich unproblematisch: So, wie man es sich eigentlich von so einem Teil verspricht. Selbst ohne Fahrspurassistent waren die Ansagen so klar und rechtzeitig und wurden mehrfach rechtzeitig wiederholt, dass es auch auf den Autobahnen möglich war, sich rechtzeitig im laufenden Verkehr zu orientieren und einzuordnen. Und das alles mit einem Gerät, von dem man bis dato den Produktnamen nur aus der Privatfliegerei gekannt hatte.

Also langer Rede knapper Sinn: vielleicht werden wir auch in Zukunft noch bereit sein, neue Geräte auf Herz und Nieren zu prüfen - und es wäre mehr als zu wünschen, dass die Ergebnisse sich weiter verbessern würden - aber im Vergleich zu dem jetzt hier Erlebten ist TomTom zunächst einmal OUT. Sorry Folks.

Nachtrag 1:

Was hier noch gar nicht weiter kommentiert wurde ist die Unmöglichkeit, die im TomTom erfassten Tour-Report-Reise-Daten auszuspielen und in dem Reisekostenprogramm von Lexware einzuspielen. Zwar betonen beide Firmen, dass dieses ein besonderes Feature sei, das die Wertigkeit sowohl des Gerätes als auch der Software weiter erhöhe. Aber bei TomTom gibt es keinen weiteren Support zu diesem Thema und bei Lexware - ebenfalls nicht: weder bei der Produktberatungshotline noch bei der kostenpflichtigen Support-Hotline. Dort weiss man offensichtlich noch weniger, als was in der interaktiven Hilfe-Datei zum Thema WEBFLEET-Management nachgelesen werden kann, dass auf dem TomTom-Server eine spezielle Fahrtenbuch Datei mit Namen "reportLogbook.csv" Zitat: "manuell herunterzuladen" sei. Auf der TomTom-Support-Seite ist weder unter dem Stichwort "reportLogbook" noch unter "Tour-Report" ein Treffer auszumachen.

Nachtrag 2:

Nach unseren Testerfahrungen mit dem Byker-TomTom in Australien wurde im gleichen Jahr auch das Garmin Nüvi 760 von Derek Fung für CNET Australia getestet und sein Bericht wurde am 1. Oktober 2008 publiziert.
In seiner Zusammenfassung ist dort zu lesen:
"After our experience with the TomTom Go 720’s weak FM transmission — not to mention its myriad of bugs — we were apprehensive about the Garmin Nuvi 760. Thankfully it cast aside our doubts like Salome did with John the Baptist’s head, so if you’re keen on a GPS with a built-in FM transmitter and MP3 playback, the Nuvi 760 is the one to go for."

Nachtrag 3:

In einem der benachbarten Elektro-Grossmärkte wird ein GRAMIN nüvi 760 TFM mit allen Europa-Karten zu einem wirklich günstigen "Schnäppchen"-Preis angeboten, da es - warum auch immer - nicht mehr im Originalkarton verkauft werden kann.
Und bei dem Versuch, das Gerät zum Laufen zu bringen, springt dieses auch tatsächlich an.

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Aber dann: Zu früh gefreut. Ein Satellitenempfang sei nicht möglich, sagt das Display. Also, einmal mehr: "Zurück Marsch Marsch"?

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Dann, aus Erfahrung klug geworden: Das Ganze nochmals neu gestartet.
Und dieses Mal gibt es zum eigenen Standort - nach langer, langer Wartezeit - eine korrekte Info: [4]

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Aber schon vor der ersten Inbetriebnahme "on the road" sind die folgenden Mängel zu verzeichnen:
 Wird der "Bluetooth"-Modus deaktiviert, wird damit auch - automatisch - der Satellitenempfang deaktiviert.
Hier "hilft" ein mehrfacher Neustart. Letztendlich ist es möglich, das Gerät auch im deaktivierten "Bluetooth" samt Satellitenempfang neu zu starten. Allerdings nur manchmal.
 Das Gerät gibt keinen Laut von sich. Trotz der entsprechenden Einstellungen.

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Was tun? Da am 25. Januar 2009 ein verkaufsoffener Sonntag ist, wird das Gerät zurück ins Geschäft gebracht und dem Verkäufer vorgeführt. Aber auch er kann dem Teil keinen einzigen Ton entlocken.

Also doch: "Retour: Marsch, Marsch!"

Nachtrag 4:

Am Dienstag, den 17. Februar 2009 Nachfrage nach dem eingeschickten TomTom-Gerät. Das Gerät sei noch nicht zurück. Die Händleranfrage bei TomTom ergibt: Das Gerät sei noch in Arbeit. Es wird bis zum Ende der Woche eine Frist gesetzt. Eine Benachrichtigung wird zugesagt.

Anmerkungen

[1Vielleicht durch die Zusendung dieses Beitrag an die Verantwortlichen?

[2Nun gut, es war gerade Neujahr und das chinesische Jahr des Ochsen steht uns unmittelbar bevor, aber all diese literarischen Attitüden helfen hier auch nicht wirklich weiter.

[3Dass auch diese Dienstleistung letztendlich nicht ganz unproblematisch war, ist nicht zu den auch beim Garmin-Gerät ab und zu zu verzeichnenden Irrtümern zuzuweisen, sondern auch der Tatsache geschuldet, dass die Auto-Verleih-Firma das Gerät aktiviert aber ohne Pin-Code ausgeliefert hatte. Irgendwann dann liess es sich nicht mehr aktivieren. Und der Weg zum Flughafen musste ohne fremde Hilfe gefunden werden: Man muss halt wissen, dass der Weg zum SFO auf der 101 in Fahrtrichtung San Jose liegt...

[4Und die folgende Systeminfo:
nüvi 7 Series | Audioversion: 2.40
Software Version 3.00 > GPS-Firmware-Version: 3.00s
Geräte-ID: 3403870171 | Bluetooth-Firmware-Version: 3.00
INT Autoroute Basemap NR. 2.00


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