Neue Zeiten - neue Wege? (I)

VON Dr. Wolf SiegertZUM Montag Letzte Bearbeitung: 15. Januar 2015 um 23 Uhr 57 Minuten

 

In diesem Jahr wird von den Zeitschriftentagen des VDZ im InterContinental Berlin mit Bezug auf das folgende Programm berichtet, das jeweils hier in kursiver Schrift dargestellt ist.
Dazwischen sind jeweils erste "quick’n dirty notes" zu finden, die während der Veranstaltung mit eingearbeitet worden sind.

Tagesmoderation:

 Thomas Voigt, Otto Group

10.00 - 10.10 Uhr

Begrüßung

 Wolfgang Fürstner, Geschäftsführer VDZ

Die Faszination des Programms habe zu einem „Allzeithoch“ der Anmeldungen beigetragen: mit über 850 Anmeldungen.

Die Verlage müssten mit „nennenswerten Umsatzrückgängen“ rechnen.

Die „Wiederbelegung wird nicht einfach per Knopfdruck möglich sein“.

Das Einfrieren und Wiederauflebenlassen der alten Konzepte reiche nicht mehr.

Der Begriff „Digitale Welt“ beschriebe nur unzureichend den Umbruch, in dem sich die Welt befindet. Es gehe um die Hinwendung zur Schwarmintelligenz und um strategische Vernetzung.

Auch in der Krise seien die Auflagezahlen weitgehend stabil geblieben, die Anzahl der Titel habe sich sogar erhöht. Aber es gebe bis zu 40% Anteil Schwund bei den Anzeigen.

„Wir müssen keine ganz anderen aber doch einige neue Wege gehen“.

Hierfür gäbe es keine Blaupausen, keine Landkarten und keine Versicherungen für den Erfolg.

Dieser Lernprozess solle interaktiv stattfinden.

Und dann spricht er in einem lapsus linguae von Herbert Burdas "Rede" - dem Fels in der Brandung - als einer "Regelung".

10.10 - 10.30 Uhr

Eröffnung

 Prof. Dr. Hubert Burda, Präsident VDZ  [1]

Das Wichtigste ist für ihn sei "der Austausch zwischen den Beteiligten".

„Ich war letztes Jahr eher viel pessimistischer“ – die Gewissheit, dass es auch in Zukunft weiter Zeitschriften geben wird, sei gewachsen.

In seinem Bild sei die Schwellenzeit von Gutenberg vollkommen identisch mit der Zeit heute: Auch damals gab es das terrestrische Netze (damals die Fuggers – heute das GPS) und die seien auch heute noch nicht weg. Sie seien auch neute noch "ein gewaltiges Geschäft".

Die Branche sei immer noch sehr stark mittelständig und von Eigentümern bestimmt.

Es gäbe keine elektronische Presse – und ein jeder von uns hätte gerne so feste Einnahmen wie die ARD und das ZDF. „Das ist das beste Abo-System, das je jemand erfunden hat“. Dieses Jungtim von Intendanten und Ministerpräsidenten, das sei kaum aufzubrechen: ein vollkommen stabiles System.

"Ich hatte auch die Illusion, dass wir auch mit Focus-Online in die schwarzen Zahlen kommen können." "All diese Modelle, mit denen tun wir uns wahnsinnig schwer". Also: „Diese Sache ist nicht aufgegangen“.

10.30 - 11.00 Uhr

Keynote

 Prof. Dr. Michael Hüther, Institut der deutschen Wirtschaft Köln

Es ist normal, dass wir für einen Zustand keine Pläne bereithalten. Im Notstand sind die Alternativen begrenzt. Die bedeutsamen Fehler werden nicht in der Krise gemacht, sondern in dem Zeitraum der Rückführung des Zustandes auf die „Normalität“.

1. Zur Deutung der Krise
Wir zerlegen die Haftungsketten. Und lassen die „Überdehnung des Eigenkapitals“ zu.
Die Finanzierung der US-Wirtschaft mit den Währungsreserven aus China kann auf Dauer nicht gut gehen.

2. Die Kompensation
Was ist denn die Erklärung für diesen abrupten Absturz? Mit dem 15. September 2008 und dem Zusammenbruch der Lehmann-Brothers.
Der Text am Humboldt-Uni-Garderobenhaken: „Nur für Dozenten“ wird ergänzt durch den Aufkleber eines Studenten auf dem steht: „Auch für Garderobe“.
Wir werden eine Dekade brauchen, um den Haushalt jährlich um 0,6% Punkte zu senken.

3. Die Prävention
Der Zusammenschluss von Bundesbank und BaFin löst keine Krise. Die Institute haben gut zusammenarbeitet, aber dieses Thema hat in diesem Zusammenhang nicht von Juristen gelöst werden können.

4. Der lange Blick
Der demografische Wandel. Dieses Thema findet im Koalitionsvertrag unter dem Thema: „Senioren“ (eben nicht) statt. Es gibt keine Angleichungsstrategie des ländlichen Raumes mehr, sondern nur noch eine Anbindungsstrategie.

Die Sicherung der Ressourcen: ¾ der Nicht-Metalle kommen nur noch aus drei Ländern. Wie wird der Freihandel in diesem Umfeld gesichert.

Klimawandel: Es sieht nicht gut aus. Die Vorreiterfunktion in Deutschland muss nachhaltig sein. Das Thema Gebäudesanierung allein reicht nicht.

Summa:

Meine Analyse führt dazu: die Weichen sind jetzt zu stellen. Wir haben kein Bewusstsein für die Gänze der Dimension und: „uns fehlen die Steuerungsinstrumente“! die Verantwortungsstrukturen sind disperat. Das gilt auch für das Thema der Ressourcenverfügbarkeit und auch nicht für das Klima-Thema. Wir können die Probleme nicht mit den Formen beantworten, die derzeit praktiziert können.
Und da man die Bewerbung für München 2018 unterstützten will, wird doch gezeigt, dass man über die Legislaturperiode hinaussehen kann.

Der Moderator Roland Tichy von der Wirtschaftswoche ruft die Teilnehmer nach und nach auf die Bühne und bittet sie jeweils während ihres Auftritts um eine erstes Statement:

11.00 - 12.15 Uhr

View From the Top: Die Zukunft gewinnen

 Dr. Frank Appel, Deutsche Post

Die schlimmsten Zeiten sind hinter uns. Wir leben in einer Welt der "(self-fulfilling prophecy". Und wenn die Presse weiter so positiv schreibt, dann werden wir es auch wieder nach oben geben. Sie können als Verleger kein Micro-Payment machen. Auch der Brief wird nicht einfach zu Ende gehen sondern eine Herausforderung sein. Wir müssen Teilhaben an der virtuellen Welt.
In den ersten 9 Monaten 5% Rückgang des Volumens – dieser Rückgang ist Strukturell.
Wir müssen neue attraktive Produkte erfinden, die nicht der Brief sind. Ich bin da optimistisch, dass uns das gelingen wird.
Es wird fundamentale Änderungen geben. Das Ver-Mögen um Stabilität ist und intrinsisch gegeben. Wir müssen die Menschen darauf vorbereiten, dass sich die Veränderungen beschleunigen. Ganz neue Veränderungen gibt es in Bezug auf die Arbeitsprozesse.
Was wird aus dem Briefträger im Internet-Zeitalter: Die Zufriedenheit der Mitarbeiter ist um 6 Punkte hochgegangen. Weil wir die Mitarbeiter ehrlich und offen informiert haben. Die Menschen sind Willens mitzugehen, wenn Sie offen mit ihnen reden. Keiner wird seinen Arbeitsplatz verlieren, aber die Aufgaben der Ausscheidenden werden von den anderen übernommen.
Wir von der Post machen keine Gratiszeitung. Warum müssen die Verleger ins Zusteller-Geschäft einsteigen? Darüber nach wie vor „sehr erstaunt“.
„Ich war vor drei Monaten selber schon mit einem Zusteller unterwegs, dass ich da kaum noch Möglichkeiten der Optimierung sehe.“
Wunschzettel für die neue Bundesregierung: Die Politik sollte die wirklichen Probleme benennen und sagen, dass sie dafür noch keine Antworten haben. Es wird immer so getan, dass es doch einfach wäre, die Probleme zu lösen.

 Dr. Karl-Ludwig Kley, Merck KGaAG

"Nachdenken, Forschen, investieren, nachhaltig arbeiten."
Historisch gesehen, wird diese Krise überschätzt – aus Makro-Sicht.
Aus Mikro-Sicht: es geht so weiter wie bisher.
Bei den hochinnovativen Spezialisten sind wir schon fast wieder da, wo wie vorher waren.
„Ich komme von hinten her und hoffe auf den Content, den wir beleuchten.“
Sie können von einem kontinuierlichen Preisverfall in der Elektronik-Industrie ausgehen.
Die nächste Technologie wird der virtuelle Bildschirm sein.
Hinter der Nonchalance steckt natürlich Wissen. Die These lautet: Es wird keine nachhaltige Änderung der Wirtschaftswelt, die nicht schon vorher angelegt war. Organische lichtemitierende Dioden werden kommen, und jetzt durch die Krise etwas später als geplant.
Es gibt eine strukturelle Verschiebung der Weltwirtschaft, die uns noch in 20 Jahren richtig zu schaffen machen wird.
Die Debatte wirkt sehr sympathisch. Veränderung ohne Krisen kommen öfters vor als man denkt. Wir wissen, dass der Außendienstmitarbeiter alten Typus’ demnächst tot ist.
Die Diskussion bei den Verlegern ist schon schwierig: die Tätigkeit der Journalisten ist eine Ende. Und die Herausforderungen durch das Internet sind größer.
Ich halte diese Steuerpolitik für ein einziges Kreuz. Dass wir als Deutschland relativ gut durchgekommen sind, hat damit zu tun, das industrielle Entscheidungen beim Regierungshandeln eine wichtige Rolle spielen.
Aber der Rohstoff-Markt im Nicht-Eisen-Bereich ist in Gefahr.
Ich gehöre zu den alten Konservativen und der alte DiplomAbschluss hat mit dem Studium Generale seine Vorteile.
Die Umfeldkriterien für die Forschungsförderung sind wichtiger als die reinen Zuschüsse.
Die Chancen derjenigen, die kein Abitur haben, müssen gewahrt bleiben. Dafür machen wir bestimmte Berufszweige für bestimmte Berufe für jene zu, die ein Abitur haben.

 Dr. Robert Gutsche, KPMG

Die Lage der Verlage ist gemischt“. Es wird keinen kompletten Wandel von heute auf morgen geben. Je größer der Druck auf die Unternehmen ist, desto deutlicher ist die Bereitschaft sich auf den Wandel einzustellen.
Das eigene Unternehmen hat den ganzen IT-Sektor verkauft – für 8 Jahre.
Die Rahmenbedingungen für die KMU’s müssten verbessert werden.
Wenn die Wirtschaft in der Rezession ist, ist es klar, dass die Kreditvergabe schwieriger ist.

 Dr. Bernd Buchholz, Gruner + Jahr

Man muss es sich leisten können, auch mal Bilder zu verwenden, die vielleicht unglücklich sind. Ist es nur eine Krise oder eine Strukturwandel. Natürlich haben wir einen strukturellen Wandel. Aber ich glaube an das profitable Geschäft mit gedruckten Produkten. Auch wenn sich die Werbegelder in den digitalen Bereich fragmentalisieren. Wir müssen und dieser Herausforderung stellen. Und wir haben dafür noch keine fertigen Antworten.
Sie können in einem Verlag nicht die Arbeitszeit nicht einfach verkürzen. Wir ticken da eben anders. Wir machen meinungsbildenen Journalismus. Und haben dafür eine ganz andere Verantwortung.
Das Wichtigste ist, miteinander auch weiterhin zu reden. Und da rappelt es auch mal im Kamin. Und wir müssen auch immer wieder was Neues versuchen. Das People Segment läuft hervorragend. Und wir müssen uns in den Kostenstrukturen umsehen und da müssen wir uns anpassen und das tut weh. Personalabbau. Veränderung.
Es bleibt: das Aufbereiten, Selektieren, Kommentieren von Information.
Wir wollen in den Bereich der Information Services für Unternehmen. Das Stichwort heisst: professionell Publishing.
Wir wollen eigenständige publizistische Dinge machen und wollen daher keine Staatshilfen. Und wir wollen nicht ständig die Gabel verbogen bekommen von der Politik.
Weg mit der Mehrwertsteuer auf Printprodukte, das wäre die besten Leserförderung die wir uns hier in dieser Republik leisten könnten.
Natürlich befürchten wir sehr wohl… ich habe überhaupt nichts gegen Verbraucherschutz. Aber in roten Ampeln auf 4C-Seiten? Wenn Sie am Abend an der Bar um eine junge Dame werben, werden Sie auch nicht ihre Nachteile in den Vordergrund stellen.
Das Jahr 2010 wird noch durchwachsen sein.

13.30 - 15.00 Uhr

Wege in die Zukunft - Geschäftsmodelle und Strukturen nach der Krise

Eine Studie von VDZ und Booz & Company

vorgestellt von

 Gregor Vogelsang, Vice President, Booz & Company

Sein Ausblick auf das Jahr 2015 wird vom Moderator als "weltexklusive" Mitteilung angekündigt.

Er beginnt damit zu sagen, dass es darum geht, Print zu stärken, an Print zu glauben, die Erfolgsgeschichte von Print zu stärken.

Nach Gesprächen mit 60 der führenden Verlagshäuser und Agenturen weltweit werden heute die folgenden Ergebnisse vorgestellt.

Welche Auswirkungen hat der Struktur-Wandel?

Alle sagen, dass diese letzten Jahre als Wasserscheide auf dem Weg in eine neue Zeit sehen. Vor allem die Grossen sehen kaum eine Erholung in den nächsten Jahren. Einige dagegen glauben an eine Teilerholung.

Seit 1980 ist der Marktanteil von Publikumszeitschriften von 18 auf 12% zurückgegangen.
Ab dem Jahr kommt noch ein Fall der Umsatzzahlen um 18% bis 20% hinzu.
TV und Online sind historisch billig geworden.

Bis 2015 werden 500 Millionen in der Werbekasse fehlen. Und diese Entwicklung gilt nicht nur in Deutschland, sondern in allen "reifen Märkten".

Bei den Vetriebserlösen wird sich die "Erlöserosion" fortsetzen. Geschätzt werden 2% per anno. Aber das sind 200 Millionen bis 2015.

Was tun?

Gerade jetzt muss man sich um den Kern des Geschäftes kümmern. Und das ist Print.
Und das ist Prozessoptimierung - aber auch Portfoliobereinigung.

Der Top-Titel in jedem Segment hält die Auflagen. Die unteren 10 Titel in jedem Segment fallen total raus.

 Man muss anfangen, die heiligen Kühe zu schlachten. Die Starken müssen gestärkt werden. Ein Beispiel von vielen ist der Economist. Er hat sich unabdingbar gemacht. Mit Analysen und mit der Bereitschaft, auch am Wochenende zu publizieren. Und sich auch damit abzugrenzen.

Hier, in solchen Erfolgsgeschichten liegt der profitable Kern von Print: "Care for the core".

 Man muss sich damit vertraut machen, dass die Reichweiten sinken. Dieses Modell der subventionierten Reichweite ist an das Ende seiner Wertigkeit gekommen.

2. Welche Wachstumsmöglichkeiten sind möglich?

Die meisten setzen auf innovativen Werbeprodukte und Neuorientierung im Internet. Man muss das Geschäft verlängern und vertiefen. Und die Verlängerung der beiden Achsen ist notwendig.

Es geht um das Thema Wirkung und Messbarkeit. Und es geht um das Thema der Aufmerksamkeit. Und das ist nicht nur ein Thema wie Google.
 neue Print-Medien (General Mills)
 die Medialisierung der LadenTheke (Wall-Mart-TV)
 Lücke schliessen mit Analytics (MarkerMedia)

3. Welche Geschäftsmodelle gibt es?

Die meisten der Befragten glauben NICHT an die Bezahlbarkeit der Inhalte. Die Mehrheit sieht diesem Markt als einen sehr begrenzten an.

Die Fachverlage dagegen werden sich bemühen, die Inhalte ihres Angebotes zu verlängern und entwickeln dazu eine Software, die in den Kommunikationsprozess mit dem Kunden mit eingebunden wird.

Die Publikumszeitschriften sollten sich in die Bewegung der Ap-Stores einbinden, oder die NBA. - Das sind alles Anfänge. Aber sie zeigen, dass es noch eine Reihe von noch nicht genutzten Möglichkeiten gibt.

Das e-Book und der e-Reader zeigen neue Möglichkeiten für ein "Inhalte-Plus-Modell" auf. Und die Verlage müssen sich schon ein bisschen anstrengen, wenn sie Erfolg haben wollen.

Geringere Umsatzmengen bedeuten nicht automatisch ein geringeres Revenue-Modell. Es geht eher um Marge.

2015 wollen die Verlage bei 30% Umsatz im digitalen Markt sein. Derzeit sind es ca. 15%. Das Ziel lautet 150 Millionen im Markt umsetzen zu können.

Aber der Umsatz im kompetenznahen Bereich ist durchaus machbar, aber begrenzt. Denn die Kernkompetenz ist die Zeitschrift.

 Marken sind nur begrenzt übertragbar
 Zielgruppen sind nicht identisch
 die Inhalte sind im Netz ganz andere
 die Themenwelten bleiben im Netz erhalten
 die Verlagen können nicht wirklich Technologien

Folgerungen:

Man wird durch das Tal der Tränen gehen müssen.

Und dafür gibt es zwei Empfehlungen:

Dafür muss man das Kerngeschäft nutzen. Und das ist das Print-Geschäft.

Es geht nicht um die Reichweiten und den Umsatz, sondern um die Margen.

Man muss differenzieren können und sich seine Leitbilder organisieren.

Man muss ein neues Kerngeschäft formulieren: in der mediennahen Wertschöpfung.

Es gibt nicht grosse Synergien. Und konzentrieren Sie ihre Kräfte.

Investieren sie in Talente und nicht in Technologien! Diese sind wichtig für die Bewältigung der Zukunft.

Als Berater ist man manchmal in der Rolle des Hofnarren. Aber man muss sich immer noch vor Augen halten, dass man nur mit den HighLights dieser Branchen wird überlegen können.

Diskussion der Studienergebnisse:

 Manfred Braun, WAZ

Die Krise schafft eine Chance für Veränderungen. Jetzt können wir Dinge angehen, die wir schon immer machen wollte. Wir haben hier beim VDZ keine Internet-Tagung, sondern wir haben uns auf das Kerngeschäft zu konzentrieren.
Diese Aussage ist gut, aber die Frage ist, was ist der Kern in einem solchen Verlag? Was können wir eigentlich gut?
Der Ansatz von einem integrierten Medienhaus ist Gott-sei-Dank weg.
Klare Kompetenzen und klare Strukturen sind Voraussetzung für die Erfolg.
Und dann bedarf es der Konzentration auf die Menschen, die die Produkte machen können.

 Stefan Rühling, Vogel Business Media

Was kann man vom Fachzeitschriften-Bereich lernen? Wir waren früher dran und können sicherlich dazu was beitragen. Und für uns ist die mediale Vermittlung ziemlich egal. Wir wollen also Medienplattformen anbieten, so wie die Nutzer sie benötigen. Und damit haben wir insgesamt gleich 4 Bereiche, die wir alle bedienen: Print. Online, Veranstaltungen, Customer Services.
Wir müssen viele der uns gestellten Aufgaben selbst lösen.
"Fail often, Fail early, Fail cheaply!"

 Ove Saffe, SPIEGEL-Verlag GF

Diese Themen diskutieren wir schon seit vielen Jahren. Wir haben aber keine Medienkrise. Die Spiegel nimmt derzeit keine strukturellen Veränderungen vor. Wir reden eher über ein paar betriebswirtschaftliche Anpassungen, die eher marginal sind. Wir machen seit 20 Jahren Spiegel TV und seit 15 Jahren Spiegel Online.
Das Thema Bewegtbild ist immer noch Experimentiertfeld. Und was wir uns vor 3 Jahren vorgenommen haben, lässt sich heute so nicht mehr durchhalten.
Private Label ist nicht unser Ding. Die Erlöse werden nicht wieder zurückkommen. Wir müssen weiterhin den publizistischen Auftrag erfüllen.

 Andreas Schoo, Bauer Media Group

Die Bravo hat ein Plus von 15-20% und spricht also jene jungen Leute an, die angeblich für das Online verloren sind. Ähnliches gilt an die Titel für andere Zielgruppen wie TV-Zeitschriften und Frauen-Zeitschriften.
Die Community macht nicht das Geschäft. Aber die "Markt-Media".
Die Regeln, wie wir aus dem Print-Geschäft kennen, müssen wir in der Online-Welt vergessen.
Die These heisst: weniger Reden und mehr Machen. Und wir brauchen schnelle Entscheidungen.

 Philipp Welte, Hubert Burda Media, Vorstand

Es ist eine Strukturkrise. Die konjunkturelle Krise hat diese nach vorne verlegt. Nach dieser befinden wir uns in einer neuen Welt.
Wann gibt es den Focus-Weihnachtsmarkt? Unser Handwerk ist der Journalismus. Und gute Zeitschrift. Und deren Vertrieb und seine Vermarktung. Man ist immer dann erfolgreich, wenn wir das, was wir können, besser zu machen als Andere.
Wir können auch gute neue Produkte auf dem Markt bringen: "In-Style" zum Beispiel. Und wir können das technologieneutral machen. Die wichtigsten News-Websites in Deutschland kommen heute von der Verlagen.
Wir haben den Verlag in Themenfeldern neu organisiert. Und darin die "Verticals" rund um diese Marktplätze herum organisiert. Und bei de "Consumer-Tech-Group" ist heute schon der digitale Sektor dominierend.
Auch wir Verlagen bieten der Werbung zu viel Inventar.
"Die gute Nachricht ist, ich bin nur ein Teil der Zukunft". In dieser Zukunft wird der Branche eine Milliarde Euro Umsatz fehlen. Und wir wollen dennoch noch da sein. Und dann müssen die Verlage Vieles zusammen machen. Wir brauchen Effizienz und Exzellenz.

 Dr. Andreas Wiele, Axel Springer, Vorstand

Die entscheidende Herausforderungen: Es gibt DOCH Synergien zwischen Print und Online. Wir müssen die Integration dieser Bereiche anstreben. Wir müssen alle einen neuen Beruf lernen. Und das geht nur, wenn diese Integration von Print und Online funktioniert. Wir nutzen beide Produkte für die Crossmediale Werbung. Und diese Integration funktioniert. Je erfolgreicher die Marke im Online-Bereich ist, desto besser läuft sie auch im Print-Bereich.
Unser Versuch, Bravo Konkurrenz zu machen, ist nicht gelungen. Und das hat weh’ getan. Aber das musste passieren.
Aber wir haben gelernt, dass wir unsere Medien bewerben müssen. Und wir haben dafür in diesem Jahr 20 Millionen eingestellt.
Bild wird es auch als Event geben. In NRW wird es im Mai 2010 eine Bild-Stadt geben.
Und diese Communities sind durchaus aktiv auch wenn sie nicht über Google- referenziert sind.
Und wir werden über das mobile Geräte die Inhalte auch digital gegen Gebühr anbieten.
Die Schlüsselherausforderung ist es, dass wir zu vielen Köpfe im traditionellen Geschäft haben und wir diese Leute mitnehmen müssen. Dem stehen die Online-Experten entgegen, die man sich von draussen aufgekauft hat. "die haben uns fast auf der Bühne verprügelt, dass wir online-Inhalte verkaufen wollen".

Moderation:

 Thomas Voigt, Otto Group

Etwa 70% aller Online-Käufe haben was mit Print zu tun.
Und die Frage ist, wer schafft die Communities?

Vorstellung der KPMG-Studie zum Thema:

Digitalen Warenhaus - sieht so der Verlag der Zukunft aus?

Die Verlage brauchen neue Erlösmodelle. Aber wie beurteilen die führenden Verlage hier vor Ort diese Möglichkeiten?

Die Antworten der "Peers" sehen wie folgt aus:

Die Online-Geschäfte und die Dienste im mobilen Bereich werden exponential wachsen.

Das Thema E-Commerce hat geradezu traumhafte Wachstumsdaten.

Kann man damit mit den eigenen Medienmarken partizipieren und profitieren?

Interessant ist, dass die Online-Käufer immer treuer werden. Vor allem die "heavy user" werden eine immer stärkere Gruppe.

Heute weiss man, was online geht. Vor allem die zuverlässigen Anbieter erhalten auch sensible Daten zur Verfügung gestellt, wenn das Vertrauensverhältnis da ist.

Was läuft?
Bücher, Reisen, Hotels, Mietwagen...

Wenn sich jemand im Netz informiert, dann ist die Wahrscheinlichkeit, dass er dort auf kauft bei über 75% - wie das Beispiel Bücher zeigt. Die Bindung von Aufmerksamkeit ist die Kernbotschaft! Gelingt diese, ist auch eine grosse Bereitschaft da, zu kaufen.
Und: die Verlage haben eine hohe Vertrauenswürdigkeit bei den potenziellen Nutzern und Käufern.

E-Commerce ist ein Wachtumsfeld für die Verlage. Seit 2007 wird dieses Geschäftsfeld mehr und mehr positiv gedeutet.

Die Bedeutung digitaler Transaktionsgeschäfte wird von den Verlagen eher hoch eingeschätzt. Aber er gibt vielen Bedenken in Bezug auf eine mögliche Monetarisierung.

Online-Werbung wird nicht mehr wesentlich wachsen, aber das Transaktionsgeschäft durchaus.

Die beliebteste Form ist die mit dem Händlern als Partnern. Ein Drittel der Verlage hat heute solche Kooperationsformen aufgebaut.

Grosse Potenziale werden vor allem bei den Bereichen Eintrittskarten gesehen und bei denen von social shopping.

Wichtig ist nach wie vor das Thema: Marke! Eine bekannte Marke schafft viel Vertrauen vorab. Als Beispiel gelten die "Bild-Volks"-Produkte.

Nachtrag zur sogenannten "Publishers’ Night"

Den Einblick in das Geschehen dieses Abends überlassen wir niemand Berufenerem als dem Bild-Chef Kai Diekmann himself der in seiner Rolle als "VIDEOBLOGGER IN CHIEF" auf seiner Seite MEINE KLEINE WELT [2] das Folgende schreibt und berichtet:

"Liebe Blog-Fans! Gestern Abend habe ich die Publishers´ Night besucht - natürlich mit meiner Mini-Video-Kamera bewaffnet. Dort waren eine Menge interessanter Leute. Schauen Sie doch mal rein und sehen Sie, was Focus-Chef Helmut Markwort zu seiner Zukunft als Herausgeber zu sagen hat. Was WAZ-Mann Manfred Braun über das geheime Zeitschriftenprojekt von Stefan Aust weiß. Was Stern-Vize Ulrich Jörges zum G&J-Knatsch verrät. Was Burda-Vorstand Philip Welte von den neuesten AGOF-Online-Zahlen gehört haben will - und warum Yvonne Bauer so schön entspannt ist. Viel Spaß beim Zuschauen!"

Kai Diekmann bei der Verleihung der Goldenen Victoria
Es gelten die Regeln des Urheberrechts all rights reserved

Anmerkungen

[1.

Es gelten die Regeln des Urheberrechts all rights reserved


Das ist der Blick auf Hubert Burda aus der letzten Reihe. Hier war ein eigener Tisch aufgestellt, an dem die Fotografen und Journalisten ihre Rechner aufstellen und ans Stromnetz anschliessen konnten.
Als er die Bühne betreten hatte, empfahl er zunächst einmal all Jenen, sich sich vor dem Tisch aufgestellt hatten, die noch leeren Sitze in den ersten Reihen einzunehmen. Das war gut so, zumal so auch wieder der Blick auf die Bühne frei wurde.

[2... in GROSSBUCHSTABEN gesetzt - sic!


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