Waren, wollt Ihr ewig währen?

VON Dr. Wolf SiegertZUM Mittwoch Letzte Bearbeitung: 16. Januar 2015 um 13 Uhr 28 Minuten

 

Gesterm, um 20.15 Uhr, also zur besten Sendezeit, zeigt der franzöisch-deutschen TV-Sender ARTE die TV-Produktion

Die Wegwerfer
Kaufen für die Müllhalde

Wer gestern nicht die Gelegenheit hatte, diese Erstsendung mit zu verfolgen, dem sei eine der Wiederholungen empfohlen:

— am Freitag 18. Februar 2011 um 10.30 Uhr
— am Donnerstag 24. Februar um 03.25 Uhr [1]

Bei dieser Sendung geht es um sogenannte geplante Obsoleszenz ?
Damit ist eine Produktstrategie gemeint, bei der bereits im Herstellungsprozess absichtlich - um nicht zu sagen: vorsätzlich - Schwachstellen eingebaut oder Rohstoffe von minderer Qualität eingesetzt werden.

Heute gekauft und morgen schon Schrott? Die Haltbarkeit technischer Produkte ist oft kurz. Teilweise ist dies von den Herstellern gewollt, doch auch die Haltung vieler Verbraucher hat sich verändert. ARTE schaut auf die Wegwerfgesellschaft.

Glühbirnen, Nylonstrümpfe, Drucker, Mobiltelefone - bei den meisten dieser Produkte ist das Abnutzungsdatum bereits geplant. Die Verbraucher sollen veranlasst werden, lieber einen neuen Artikel zu kaufen, als den defekten reparieren zu lassen. Die bewusste Verkürzung der Lebensdauer eines Industrieerzeugnisses, um die Wirtschaft in Schwung zu halten, nennt man "geplante Obsoleszenz". Bereits 1928 schrieb eine Werbezeitschrift unumwunden: "Ein Artikel, der sich nicht abnutzt, ist eine Tragödie fürs Geschäft".
Gestützt auf mehr als drei Jahre dauernde Recherchen, erzählt die Dokumentation die Geschichte der geplanten Obsoleszenz. Sie beginnt in den 20er Jahren mit der Schaffung eines Kartells, das die Lebensdauer von Glühbirnen begrenzt, und gewinnt in den 50er Jahren mit der Entstehung der Konsumgesellschaft weiter an Boden.

Heute wollen sich viele Verbraucher nicht mehr mit diesem System abfinden. Als Beispiel für dessen verheerende Umweltfolgen zeigt die Dokumentation die riesigen Elektroschrottdeponien im Umkreis der ghanaischen Hauptstadt Accra. Neben diesem schonungslosen Blick auf die Wegwerfgesellschaft stellt Filmemacherin Cosima Dannoritzer auch die Lösungsansätze von Unternehmern vor, die alternative Produktionsweisen entwickeln. Und Intellektuelle mahnen an, die Technik möge sich auf ihre ursprüngliche Aufgabe zurückbesinnen, auf die dauerhafte Erleichterung des Alltags ohne gleichzeitige Verwüstung des Planeten.

Hier als pars pro toto die ersten drei Stellungnahmen zu dem Film aus der Zuschauerschaft:

16.02.2011 - 20:02

Chapeau! Dieser Beitrag hat auch einem 60-Jährigen "Öko" noch etwas Neues beigebracht. Es wird Zeit für einen Wechsel, im System und im eigenen Verhalten. Sonst gibt es für meinen Enkel, der demnächst geboren wird, keine erfreuliche Zukunft. Wir haben den Link zur Sendung gleich an etliche Freunde, Kollegen und Kunden weitergemailt. Bitte weitermachen!

16.02.2011 - 19:50

Ich hab gestern den Film gesehen und bin einfach begeistert. Ein wirklich sehr gelungener Film und ich werde ihn definitiv überall weiter empfehlen. Am liebsten würde ich ihn direkt meiner ganzen Klasse zeigen, denn ich besuche eine Schule, in der kein Wert auf umweltfreundliches Konsumverhalten gelegt wird. Das Wort "Weckwerfgesellschaft" definiert mehr oder weniger den Großteil der Schüler. Leider haben wir momentan gar kein Fach oder Thema wo ich den Film irgendwie anpreisen oder empfehlen könnte und wenn ich sage das dieser Film um geplante Obsoleszenz handelt verdrehen die meisten nur die Augen. Sehr schade, aber ich werde weiterhin probieren so viele Menschen wie möglich auf diesen Film aufmerksam zu machen!

16.02.2011 - 17:54

Einfach ein sehr informativer uns sehr guter Film! Der müsste eigentlich um 20.15 in der ARD oder im ZDF laufen und jeder sollte sich diesen Film anschauen. Vielleicht denken dann mehr Menschen mal über ihr Konsumverhalten nach und kaufen nicht gleich jeden Mist, nur weil vorgegaugelt wird "das muss man einfach haben". Ich wünsche mir mehr Filme dieser Art im Fernsehen!

Und nach diesen Stellungnahmen erlaubt es sich der Autor einmal, sich angesichts dieser Kommentare fast überflüssig zu machen.

Das schöne an dieser gut gemachten Produktion ist, dass es ihr gelingt, viele der schon lange gehabten Vor-Urteile zu bedienen und zugleich - und darüber hinaus - dem Zuschauer / der Zuschauerin den Eindruck zu vermitteln, dass sich seine / ihre Skepsis gegenüber den Machenschaften der Industrie durchaus begründen lässt.

Hierfür liefert die Produktion eine Menge Material. Und zeigt sogleich, wie unendlich schwierig es immer wieder ist, sich gegenüber diesen Machenschaften und Methoden zur Wehr zu setzen.

Anmerkungen

[1für die, die es aufzeichnen wollen


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