Moving in Hybrid Worlds

VON Dr. Wolf SiegertZUM Dienstag Letzte Bearbeitung: 19. Januar 2015 um 16 Uhr 47 Minuten

 

Es gibt Titel, die gehen im Englischen wahrlich besser als im Deutschen.

Dieser gehört dazu.

Dabei geht es eigentlich nur um das leidige Thema eines Umzug unseres Büros, über den schon an anderer Stelle - immer mit dem Vorsatz OoO = Out of Office - geschrieben worden war.


Heute ist der Tag der Wahrheit. Heute findet der Umzug statt.

Und dieser findet nun - nach langer gemeinsamer Vorbereitung - vollständig ohne die eigene Person statt.

Das ist ein tolles Gefühl, sich so auf die Menschen verlassen zu können, die einen sonst im Büroalltag Tag und Tag begleitet haben und nun den Chef lieber zu Kundengesprächen quer durch Deutschland schicken.

Das Argument ist unschlagbar: Mach Deinen Job dort, wo Du etwas vermagst, was kein Anderer an deiner Stelle zu bewerkstelligen in der Lage wäre. Und lass uns das machen, was wir am besten können.

Eine solche Ansage verdient doppelten Dank. Denn hier geht es eben nicht um "divide et impera", um "teile und herrsche", sondern darum, sich mitzuteilen und anstatt einer "Herrschaft" ein Klima der Kooperation und Kollaboration entwickelt zu haben, aus dem heraus die jeweils besten Lösungen auf aktuelle Fragen des Alltags heraus generiert werden können.



Die zweite wichtige - und ebenso weitreichende - Erkenntnis ist aber der Tatsache geschuldet, dass es in dem letzten Jahrzehnt der Konvergenz von den analogen hin zu den digitalen Medien zwar gelungen ist, diese nicht nur im eigenen Unternehmen bewältigt - und mehr noch - sie an entscheidenden Punkten aktiv mit beeinflusst zu haben, dass aber die Folgen dieser Veränderungen noch in keinster Weise wirklich das innerbetriebliche Management wirklich vom Kopf auf die Füsse gestellt haben.

Vielmehr ist bei den Vorbereitungen es Umzugs immer wieder zu konstatieren, dass zwar eine Migration von der analogen in die digitale Welt stattgefunden hat, dass diese beiden Welten aber nach wie vor noch weitgehend unvereinbar nebeneinander her existieren.

Wieviele Jahre liegen jetzt in grossen Pappschachteln verstaut, in denen die papiernen Aufzeichnungen aus den Jahren der aktiven Verwendung des Time-Systems-Kalenders verwahrt werden. Und wie macht sich dazu im Gegenzug eine Festplatte, auf der alle die Outlook-Einträge und revisionssicheren Archivdaten eingespielt wurden.




Interessant ist an den eigene Akten und Unterlagen zu sehen, wie schwierig es ist, zu entscheiden, wann welches System noch aktiv und ab wann es obsolet geworden ist.

Interessant ist es vor allem auch zu sehen, welche der Firmen es geschafft haben, diese Migration in den digitale Welt mit zu gestalten - und den Nutzer dabei mitzunehmen - und welche nicht.

In unserem Fall ist klar zu sagen:
Die Firma Time/system hat es nicht geschafft und alle Versuche des Übergangs in die elektronische Welt wieder eingestampft.
Die Fima Leitz hat es mit ihrem elektronischen Bürosystem ELO Digital Office GmbH, kurz ELO geschafft, einer Neugründung des Offsprings Louis Leitz Digital Office GmbH aus dem Jahr 1998.

Im Rahmen der Vorbereitungen des Umzugs stellt sich nun die Frage, ob auch all jene Pakete und Einträge vernichtet werden sollten, mit denen "einst" die Migration in die digitale Welt auf der Basis einer von Time/system entwickelten Software vorgenommen wurde.

Viel Arbeit ist damals in diesen Prozess gesteckt worden, vor allem auch viel Zeit, in der immer wieder mit dem Entwickler-Team in Hamburg neue Möglichkeiten und Grenzen dieses Systems erkundet wurden.

Heute ist all dies obsolet - und von daher längst reif für die Müllkippe.





Und dann die Entscheidung, diese Dinge dennoch mit einzupacken und mitzunehmen ins neue Büro: Und das nicht aus Nostalgie oder weil man es bis heute nicht hat verkraften können, über mehr als drei Jahre auf das falsche Pferd gesetzt zu haben. Sondern weil es über diese Prozess - auch im Netz - keinerlei Dokumentation mehr gibt. Und weil es als eines der vielen Modelle von grosser Bedeutung ist, daraus lernen zu können, mit welcher Firma und warum gerade mit ihr man diesen Migrationsprozess zu bewältigen bereit ist.

Es wird sicherlich nach dem Umzug eine lohnende Aufgabe sein, sich solche Migrationsprozesse nochmals genauer anzusehen und eine einigen Beispielen zu reproduzieren.

Dabei wird es nicht nur um solche negativen Erfahrungen gehen, sondern auch um positive: zum Beispiel die Entscheidung für eine Datenverwaltung von Microsoft, die einst mit dem Namen "Schedule +" auf dem Markt gebracht und zunächst mit nur mässigem Erfolg hat verkauft werden können, die dann aber unter dem neuen Brand mit dem Namen "Outlook" Furore gemacht hat.






Aber auch das hat einen dieser Umzug mit all seinen bitteren Kosequenzen gelehrt: dass es nicht wirklich gelungen ist, in dem letzten Jahrzehnt diese Migration in die digitale Welt wirklich auch konsequent im eigenen Büro rückwärtskompatibel bewältigt zu haben.

Beim Einpacken fanden sich immer noch zu viele von den alten Trägermedien, die bislang noch nicht durch den Prozess ihrer konsequenten Digitalisierung überflüssig gemacht worden wären: Von ganzen Batterien mit Diakästen bis hin zu einer ganzen Strecke von Magnettonbandaufzeichnungen, von Low- und Higband-U-Matic-Videobändern bis hin zu Betamax, ja, sogar Video-2000-Videocassetten mit zu Teil wunderbaren Konzertdokumenten...

Beim Gespräch über diese niederschlagenden Erkenntnis gab es dann als Gegenbeispiel den Bericht über eine neue digitale Kamera [1], die als eine der Einstellungen Wahlmöglichkeiten mit vier Arten von Verschlussgeräuschen anbietet.

Wenn also das Mitschleppen von all den inzwischen überflüssig gewordenen Dingen einen Grund gehabt haben soll, dann den: herauszufinden, warum in der digitalen Welt diese Referenzen in die analoge Welt nicht nur nicht beiseite gelegt, sondern gehegt und gepflegt werden.

Anmerkungen

[1von Fujitsu???


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