Neues IT-Gipfel-Kapitel in Hamburg

VON Dr. Wolf SiegertZUM Dienstag Letzte Bearbeitung: 30. Dezember 2014 um 21 Uhr 21 Minuten

 

Im IT-Gipfelblog-Interview mit dem Referatsleiter im Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie Bernd-Wolfgang Weismann spricht dieser am Vortag der Veranstaltung von einem "neuen Kapitel in der Geschichte der IT-Gipfel aufschlagen" . Denn nach der Verabschiedung der Digitalen Agenda am 20. August 2014 durch die Bundesregierung sei diese nun der Leitfaden für die weitere Arbeit. [1]

Es gelten die Regeln des Urheberrechts ‏@ITGipfelblog 14-10-21

Und im öffentlichen Vorgespräch mit der Bundeskanzlerin Frau Dr. Merkel wird deutlich, dass neben den Fragen des Breitbandausbaus und des Fachkräftemangels neue Bereiche angesprochen werden sollen: "die Nutzung", "die Schaffung eines einheitlichen digitalen Raums in Europa", die Klärung von Fragen zur "Netzneutralität", um den Datenschutz und die informelle Selbstbestimmung als Grundverordnung in Europa, "Start-ups" und die Versorgung mit Venture Capital, dem Wegfall und der Entstehung neuer Arbeitsplätze, sowie des lebenslanges Lernens, das vor allem auch die Älteren ansprechen soll.

Es gelten die Regeln des Urheberrechts @HPI_DE 14-10-16

Einen Überblick über Programm, Personen und Projekte findet sich auf dem hier verlinkten oder auch als PDF direkt einsehbaren PDF-File:

Es gelten die Regeln des Urheberrechts all rights reserved

Es folgt ein Überblick über den - zeitweise online begleiteten - Ablaufplan dieses Tages in der Handelskammer am Adolphsplatz 1 in 20457 Hamburg:

Arbeiten und Leben im digitalen Wandel -
gemeinsam.innovativ.selbstbestimmt

9:00-10:00 Uhr
Sitzungen der Arbeitsgruppen

10:00-10:30 Uhr
Beginn IT-Gipfel
Moderation: Jörg Boecker
 [2]
Eröffnung und Grußworte
 Fritz Horst Melsheimer, Präses der Handelskammer Hamburg

Hamburg ist keine reine Kaufmannsstadt (mehr). Heute werden 4.3 Milliarden Euro mit IT generiert. 1000 neue IT-Anmeldungen pro Jahr. Und heute "Die deutsche e-commerce-Hauptstadt"

 Olaf Scholz, Erster Bürgermeister der Freien und Hansestadt Hamburg
Auch er verweist auf die Terminverschiebung für diesen IT-Gipfel und meint, dass diese Verschiebung jetzt vielleicht sogar von Vorteil sein könne: "Endlich kümmern wir uns um die Brüche", die die Digitalisierung zur Folge hat: Veränderungen der Produktion, der Kommunikation und der staatlichen Aufgaben. Dies aber darf nicht allein den internationalen Konzernen überlassen werden. "Wir brauchen eine gemeinsame gesellschaftliche Vorstellung". Und diese Debatte ist in dem Gipfel-Prozess mit einzubeziehen.
Der Wert des Contents wird hier vor allem aus Sicht der hamburger Arbeitsgruppe besonders diskutiert und gefördert. Hier wurde eine "Keimzelle" geschaffen, "aus der sich hoffentlich Weiteres entwickelt": Politische und rechtliche Rahmenbedingungen, Geschäftsmodelle, neue Spielregeln schaffen, Vielfaltssicherung.

 Sigmar Gabriel, Bundesminister für Wirtschaft und Energie
"... liebe Gäste": Auch er bezieht sich auf die Terminverschiebung, verweist auf den Koalitionsdialog in Berlin und sagt: "Alle träumen davon, dass die Regierungsbildung so einfach ist - und bleibt - wie in Hamburg" (sic!). Er bezieht sich auf die neuen 7 Handlungsfelder - und Foren. Und darauf, dass die Tätigkeitsfelder noch stärker miteinander zu vernetzen sind, wie zum Beispiel den Maschinenbau. Dass man sich zu Beginn der 2000er Jahre nicht von der "old economy" verabschiedet habe, sei heute ein Vorteil für den Standort Deutschland und seine "next economy"-Strategie. Und hier könne man einmal mehr "die Führerschaft übernehmen". Stichwort: "Industrie Vier Null".
Das bedeute auch: "Neue Beteiligungsformen am Haben und am Sagen". _ Hierfür sind neue Dialogplattform zu entwickeln und festzulegen.
Ein "Smart-Service-Welt-Programm" wird mit 50 Millionen ausgestattet werden. Hier sei es wichtig, vor allem den Mittelstand zu fördern (und damit herauszufordern). Und 500 Millionen Euro sollen für die Start-Ups aufgelegt werden. Und es gibt ein Projekt für eine "Börse 2.0". Und die Wachstumsinvestitionen sind zu fördern. Und die offenen W-LAN-Netze. Und eine Ex-Ante-Regelung für die Zulassung von "Spezialdiensten" [3]...
Es gehe nicht länger nur um IT, sondern um die Chancen und Folgen, die sich aus deren Digitalisierung ergeben.
Der Mangel an Transparenz bei der Nutzung der internationalen Netzangeboten treffe auf Bedenken.
Die Aussagen des Innenministers dazu gäben einen guten Kompass ab. Freiheits- und Persönlichkeitsschutz... dazu müsse es ein Gütesiegel geben, das die 130 Seiten AGB’s ersetzt, denen per Mausklick "zugestimmt" wird.
Die Programmiersprache als "zweite Fremdsprache" wird einzuführen sein.
Der Mut zur Geschäftsgründung ist zu befördern, so wie am Tag zuvor auf dem Young IT-Treffen besprochen wurde. Das Geld der KFW allein reicht dazu nicht aus.

10:30-11:30 Uhr
Forum I: Wettbewerbsfähigkeit in der digitalen Ökonomie

Vorab ein Einspieler vom Hamburger Smart-Port
 Alexander Dobrindt, Bundesminister für Verkehr und digitale Infrastruktur
Wenn man so was sieht, "geht einem das Herz auf". Hier wird die Perspektiven des autonomen Fahrens schon sehr konkret.
Die Gründung der Netz-Allianz bedeutet, dass 2018 50Mbit zur Verfügung stehen. Das Thema "Breitband" ist nicht nur ein technisches, sondern ein gesellschaftliches.
 Timotheus Höttges, Vorstandsvorsitzender Deutsche Telekom AG
Wir stehen in Deutschland mit LTE an der Spitze, sind heute in Europa führend. Und das soll auch flächendeckend ausgebaut werden. Auch im ländlichen Raum. "Wir sind dabei, massiv auszubauen". Aber wir müssen auch Geld verdienen, und der Umsatz in der TK-Welt schrumpft.
 Dr. Heike Hanagarth, Vorständin für Technik und Umwelt Deutsche Bahn AG
Autonomes Fahren? Pro Tag 7 1/2 reisende Fahrgäste, die informiert werden müssen. Digitalisierung und Nachhaltigkeit sind keine Widerspruch. Das grösste Small Grid hat die DB.
 Dr. Elmar Frickenstein, Bereichsleiter Entwicklung Elektrik/Elektronik und Fahrerarbeitsplatz BMW AG
"Ich bin hier, weil hier die Post abgeht." Es geht vor allem und vorerst um die Vernetzung. Und das ist ein Paradigmenwechsel. Er bezieht sich auf die CES-Präsentation in Las Vegas. "Der Nightrider ist nicht mehr weit davon entfernt." Er fährt jeden Tag vom Ammersee nach München rein, sagt er. "Mit dem Zug?" fragt der Moderator nach. Seine Antwort lautet: Das Thema sei der "intermodale router": wenn alles voll mit Staus sei, dann würde der Wagen automatisch zu nächsten Bahn-Station geleitet.
 Wilhelm Dresselhaus, Vorstandsvorsitzender Alcatel-Lucent Deutschland AG
Mit den Vektoring-Technologien ist vieles in Zukunft zu machen.
 Martina Koederitz, Vorsitzende der Geschäftsführung IBM Deutschland GmbH
Ihre Themen sind die "Smart Cities", die schnellen Netze, systemübergreifende Plattformen, Big Data, intelligente Systeme...

UND DANN PASSIERT GENAUS DAS, WAS NICHT PASSIEREN SOLLTE: DIE LAN-VERBINDUNG BRICHT AB.

Der Fluch der Technik? Genau in dem Moment, als der DTAG-Chef nochmals auf die Bühne geholt wird, ist es nicht mehr möglich, dem Streaming-Angebot auf dem Gipfel-Block weiter zu folgen. Es ist also notwendig, sich direkt im Nachgang zu dieser Aufzeichnung nochmals auf die Webseite einzuklinken um die entsprechenden Ausführungen nachzuhören und nachzusehen. Sorry Folks. Die LAN-Verbindung ist "kaputt", die W-LAN-Verbindung nicht durchsetzungsstark genug, um gleichzeitig den Stream einzuspielen und dann darüber online zu schreiben. Die Idee, sich das Ganze aus der "Presselounge" in unmittelbarer Nähe des Auditoriums anzusehen und anzuhören, war zwar gut, scheitert aber jetzt an den praktischen Dingen.

Nicht nachzulesen und zu hören - bzw. später nachzusehen sind die Beiträge von
 Sigmar Gabriel, Bundesminister für Wirtschaft und Energie
 Frank Riemensperger, Vorsitzender der Geschäftsführung Accenture GmbH
 Bernd Leukert, Vorstandsmitglied SAP AG
 Prof. Dr. Siegfried Russwurm, Mitglied des Vorstands Siemens AG
 Catharina van Delden, Geschäftsführerin innosabi GmbH/ BITKOM Präsidiumsmitglied

11:30-12:00 Uhr
Pressekonferenz
 Sigmar Gabriel, Bundesminister für Wirtschaft und Energie
Auch seine Beiträge fallen dem erneuten Zusammenbruch der LAN-Leitung zum Opfer. Sorry Sir.
In Zukunft geht es nicht mehr nur um die Consumer-Industrie, sondern auch um die Kernkompetenzen der deutschen Wirtschaft.
Es geht in Zukunft nicht mehr um das Thema "Datenschutz", sondern "Datensouveränität", so der Minister auf die Frage eines Mitarbeiters der BILD-Zeitung.
Ein digital angebotenes Produkt soll in Zukunft über ein einfaches Gütesiegel qualifiziert werden. Und nicht länger über die seitenlangen AGB’s die man als "gelesen" anklickt.
Auch wenn man nur einen Minister für diese Themen des Digitalen gehabt hätte, dann hätte das die Arbeit auch nicht wirklich erleichtert. Man wird sowas immer gemeinschaftlich besprechen müssen. Wichtig ist, dass es zu einer konsistenten Politik kommt. Egal, wie viele dafür zuständig sind.

 Prof. Dieter Kempf, Präsident BITKOM, Vorsitzender des Vorstands DATEV eG
1. Breitbandausbau vor allem auf dem Lande ist notwendig: "smart rural areas" - die Bitkom-Unternehmen sind bereit, dazu ihren Beitrag zu liefern. Wohlwissend, dass "Fiber-to-the-Bauernhof" auch nicht überall die Lösung sein wird.
700 MHZ-Band möglichst schnell für den digitalen Verkehr erschliessen.
2. Bessere Startbedingungen für die Startups in Europa erreichen. [4]
3. Datenschutz und Datensicherheit sind wichtige Forderungen. Das Thema der "Datensparsamkeit" ist inzwischen durch. Heute geht es um das Thema der "Datenvielfalt" - hier ist ein neues Denkmodell gefordert.

Als BITKOM haben wir auch mal den "Internetminister" gefordert. Was jetzt vorliegt, ist nicht die Wunschvorstellung. Aber die digitale Agenda nimmt viele Punkte auf von dem, was für den BITKOM notwendig sei. Und das sei schon ganz gut so.

12:00-13:00 Uhr
Forum II: Transparenz, Sicherheit, Vertrauen - digitale Zukunft gestalten

 Dr. Thomas de Maizière, Bundesminister des Innern
 Cornelia Rogall-Grothe, Staatssekretärin im Bundesministerium des Innern, - Beauftragte der Bundesregierung für Informationstechnik
 Ulrich Kelber, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz
 Karl-Heinz Streibich, Vorstandsvorsitzender Software AG
 Dr. Walter Schlebusch, Vorsitzender der Geschäftsführung Giesecke & Devrient GmbH
 Cornelia Sasse, Leiterin Konzern-Datenschutz Otto Group

Der Bericht über dieses Panel wird komplett entfallen müssen. Die PK hat zu lange gedauert, und als dann die beiden Protagonisten die Bühne verlassen, vor allem der Minister mit dem üblichen Pulk von Gefolgsleuten und PressvertreterInnen, ist diese Panel schon fast am Ende der Zeit angelangt. Und der inzwischen eingetroffene Netzwerk-Techniker kann zumindest auf seinem Rechner das Problem nachvollziehen, das wir hier vor Ort im Pressezentrum haben. Er entschuldigt sich für die Unannehmlichkeiten, und klappert weiter auf seinem Rechner herum...

13:00-14:30 Uhr
Mittagsbuffet

Während sich die Bundeskanzlerin die Segnungen der IT-Technik erklären lässt und die Vollverpflegung der Gäste nichts zu Wünschen übrig lässt, geht es in den Redaktionsräumen rund. Jetzt ist die Stunde der Wahrheit gekommen. Für all die, die - trimedial - berichten wollen. Und zwar immer und immer wieder mit dem Blick vor allem auf die "Grosskopfeten".

Parallel dazu arbeitet das IT-Team vor Ort: mit der Nachricht, dass sie nach intensiver Fehlersuche auf ein "zerstörtes Kabel" gestossen seinen. Und dass danach das System wieder lauffähig sei. Danke!


14:30-15:00 Uhr
Plenum
 Prof. Dieter Kempf, Präsident BITKOM, Vorsitzender des Vorstands DATEV eG

Ganz einfach, er würde sich lieber für das Wahlfach EDV entscheiden als für das Altgriechisch.
Gründen ist für uns zu kompliziert, es gibt viele Auswanderer in die deutschsprachige Schweiz oder nach Österreich.
Aus den digitalen Herausforderungen digitale Chancen machen...

 Dr. Angela Merkel, Bundeskanzlerin
Ja, man will auch diesen schon die Jahre gekommenen Prozess weiter vorantreiben.
Diese Herausforderungen sind jetzt nochmals gewachsen, denn jetzt passiert es: Die reale Wirtschaft vernetzt sich mit der digitalen Wirtschaft!
Die Ansprüche der Standardisierung sind für die Industrie Vier Punkt Null neu zu definieren.
Es kann nicht alles heute ein rechtloser freier Raum zu sein. Aber man kann nicht vorsorglich alle Neuerungen verhindern.
Diskriminierungsfreie Ausgestaltung ist notwendig, für die Nutzer ebenso wie für die "Spezialanbieter".
Die "digitale Souveränität" gilt es zu erhalten. Aber das Hauptaugenmerk ist auf das zu richten, was auf den neuen Chips aufbaut.
Es kann sein, dass alle Initiativen des Staates nicht ausreichen, um so erfolgreich zu sein, wie es im Silicon Valley funktioniert.
Sicherheit ist und bleibt ein wichtiges Thema, vor allem für die Frage der "Datenschutzverordnung". Das Ganze soll zu einer "Marke Deutschland" werden.
"Wir brauchen die Versteigerung der nächsten Netzfrequenz sehr dringend".

15:00-16:00 Uhr
Forum III: Arbeiten und Leben in der digitalen Welt

 Prof. Dr. Johanna Wanka, Bundesministerin für Bildung und Forschung
In dieser Umbruchsituation ganz vorne zu sein, dass sei eine grosse Herausforderung und grosse Chancen - und grosse Risiken: der Verlust der Werte, die aus der Erfahrung geronnen sind,
Ein grosses Programm wurde verkündet. Für die vielen kleinen mittelständischen Unternehmen. Innovative Projekte in der Arbeitswelt, diese werden auch mit den Gewerkschaften gemeinsam entwickelt.
Gerade "klassische Dinge" fördern das systematische Denken, dazu kann auch das Erlernen einer klassischen Sprache gehören.
Eine Jugendarbeitslosigkeit von bis zu 50%, das ist eine Katastrophe.

 Marc-Sven Kopka, Vice President Corporate Communications XING
Die Verschmelzung von Arbeit und Freizeit ist ein Alptraum? Nein, es gibt einen festangestellten Kletterer, der immer und gerne von seinem Basislager auch programmiert.
Auf der Plattform sind viele Freelancer, auch solche, die es seine wollen. Und diesen Umbruch müssen wir gestalten.

 Jörg Hofmann, 2. Vorsitzender IG Metall
Welche Möglichkeiten der "digitalen Teilhabe" gibt es? Diese Teilhabemöglichkeiten werden eher weiter als enger. Das Ziel sei der Mensch, der steuert und nicht der, der gesteuert wird.

 Prof. Dr. Gesche Joost, Digitale Botschafterin der Bundesregierung bei der Europäischen Kommission
Widerspruch: Viele der Jungen, die gar nicht mehr festangestellt werden wollen, benötigen und wollen neue Lebens- und Arbeitsmodelle, auf die die Politik reagieren muss.
Das grosse Bündnis für digitale Arbeit sei nun für Europa beschlossen worden. Es fehlen überall IT-Facharbeiter und zugleich gibt es eine grosse Jugendarbeitslosigkeit. Hier muss etwas geschehen.
Programmierkenntnisse für Schüler? Ja, in England wird das sehr stark gefördert.
Im Digitalen immer über die Grenzen Deutschlands hinwegdenken, Online-Learning sei zu fördern, und die Beteiligung von jungen Frauen.

 Brigitte Zypries, Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesminister für Wirtschaft und Energie und Koordinatorin der Bundesregierung für die Deutsche Luft- und Raumfahrt
Die Chefs der grösseren Unternehmen mögen endlich erkennen, was "Industrie 4.0" zu bedeuten hat.
Die nächste Aufgabe: Mehr Mädchen in den MINT-Berufen.

In der letzten Runde geht es um die Folgen für das Thema der Digitalisierung im Gesundheitswesen mit

 Hermann Gröhe, Bundesminister für Gesundheit
Die Frage ist nicht, ob es in Zukunft so einen Chip unter der Haut gibt oder nicht, besteht nicht. Es geht nur darum, ob wir sie anwenden können oder nicht. Früher war es das Fragen nach dem Herzschrittmacher.
Telemedizin führt zu einem längeren und länger selbstbestimmten Leben im Alter. Und zu einem Ausgleich zwischen Stadt und Land. Und zu einem klugen Datenfluss.

 Prof. Dr. Karl Max Einhäupl, Vorstandsvorsitzender Charité Berlin
"ich bin sicher, in 10 Jahren haben die Patienten einen Chip unter der Haut, die dem Krankenhaus Daten über den aktuellen Gesundheitszustand übermitteln.
Was wird kommen: Innovationsfähigkeit bedeutet eine neue Infrastruktur für die Kliniken. | Die Sektorierung im System ist aufzuheben | Die Industrie verschläft einen Markt | Datenschutz vor Patienteninteressen | Big Data muss auch verarbeitet werden.


Beobachtungen - Kommentare - Meinungen.

1.

Ebenso wichtig wie dieser Dienstag wäre eigentlich auch schon ein Besuch der Veranstaltungen des Vortages gewesen:
Young IT-Day der AG 1 "Young IT meets Industry - Frischer Wind für den digitalen Wandel"
Veranstaltung der AG 4 "Vertrauen, Sicherheit und Datenschutz im Internet"
Workshop der PG Intelligente Bildungsnetze der AG 2

2.

Dass wir uns im Zusammenhang mit dem Thema der Digitalisierung immer noch in der Be-Gründungs-Phase "EinspunktNull" befinden zeigt der Umstand, dass derzeit auch allen ganz konkreten Sachen und Menschen das Adjektiv "digital" angehängt wird.
Zwar weiss man, was damit gemeint ist, dennoch sind Begrifflichkeiten wie "digitale Botschafterin" oder "digitale Köpfe" oder gar "digitale Persönlichkeiten" nur ein erstes An-Zeichen für das, was damit eigentlich gesagt und angezeigt werden soll.
Die Konferenz zur Zukunft der digitalen Gesellschaft vom 15. September 2014 hat da sicherlich Zeichen gesetzt und Wege aufgezeigt. Ist doch die "digitale Gesellschaft" als das Thema des Wissenschaftsjahres 2014 ausgerufen worden.

Aber über all diese Erscheinungen und Beispiele, die sich hier noch fast beliebig fortsetzten lassen könnten, hinaus, wird sich hoffentlich alsbald endlich die Frage aufdrängen, was "nach der Digitalisierung" kommen wird.
Die These lautet: vor lauter Transfer-Diskussion über das Jetzt und die Zukunft laufen wir leicht Gefahr, die Bedeutung und Folgen dieses Transferprozessen noch zu weit "nach hinten in die Zukunft" zu transferieren.

3.

Es gehe nicht länger nur um IT, sondern um die Chancen und Folgen, die sich aus deren Digitalisierung ergeben. So der Minister. Und das zur Erkundung der neuen Arbeits- und Lebensbedingungen auch ein Gewerkschafter mit auf die Bühne geholt wurde, soll zeigen, wohin die Reise geht.
Aber: ist dieser Zug nicht längst abgefahren? Sind mit der Elektrifizierung der Arbeitsplätze nicht längst neue "Quasi-Standards" gesetzt worden, durch die Macht der US-amerikanischen Grosskonzerne ... und der sich neu längst etablierten Nutzer-Gewohnheiten? Im Verlauf der Diskussion war sogar auf der Bühne von einer Neuauflage eines deutschdigitalen DIN-Paketes die Rede? [5] Ein Wunschtraum oder eine realistische Zielsetzung?

4.

Bei allem Bemühen um Weltoffenheit und Selbstkritik, um neue Umgangsformen und Redensarten: mit dem "Gipfel" wird immer noch die Assoziation "von höchster Stelle" aus verbunden. Und da ja zumindest drei Ministerien beteiligt sind, und sich auch noch Gesundheit und Bildung eingeklinkt haben geht es hier in Hamburg ein wenig zu, wie "bei Hofe": Es gibt eindeutige Abstufungen der Bedeutungszuweisungen, ein immer noch deutlich erkennbare Hierarchie, nach wie vor zu wenige Frauen ... und eine nach wie vor erdrückende Mehrheit von Männern. Und diese zumeist und nach wie vor: im Anzug und mit Krawatte.

5.

Ja, "man" hat die Bedarfe erkannt. Und das nicht erst seit heute. Und jetzt hat man sich auch dazu durchgerungen, das Kind beim Namen zu nennen, eine Agenda zu verfassen und die daraus erwachsenen Anforderungen... mit Geld zu erschlagen.
Das mag so in dieser krassen Formulierung zu kurz gegriffen sein und soll nicht das Engagement jener in Frage stellen, die sich um diese neuen Finanzmittel nun endlich auch erfolgreich bemüht haben. Es bleibt aber Fakt, dass all die heute erneut formulierten "Wahrheiten" von den massiven Einwirkungen dieses Wandels in ihrer Folgewirkung noch nicht wirklich angekommen sind.
Um es noch krasser zu sagen. Man deckt mit Geld zu, was man - trotz Agenda - sich in Ermangelung einer Strategie (noch) nicht zu bewältigen in der Lage sieht.

5 +

Diese These bedarf der Begründung: der Wirtschaftsminister hat sich heute ausdrücklich auf Aussagen bezogen, die der Innenminister zur Orientierung in dieser Frage abgegeben hat. In Erinnerung geblieben ist vor allem jener denkwürdige Satz, den Innenminister Thomas de Maizière auf der Pressekonferenz vom 20. August anlässlich der Vorstellung der Pläne der Bundesregierung für eine „Digitale Agenda 2014 - 2017“ hat verlauten lassen. Er lautet: "Wer verändert wen? Lassen wir uns verändern durch die sogenannte digitale Welt oder haben wir die Kraft und den Willen, die Welt nach unseren Werten und Normvorstellungen" zu gestalten?

Aus Aussagen wie dieser ist diese These von dem Mangel einer Strategie abgeleitet. Egal ob nun von einem deutschdigitalen DIN 2.0 oder der Restitution der Werte der analogen Welt unter den Prämissen der digitalen gesprochen wird, wie in diesem Zitat: Wir haben ganz offensichtlich noch nicht wirklich verstanden, was im US-amerikanischen IT-Umfeld - und nicht nur dort - so gerne als "disruptive thinking" verstanden wird. Wir haben noch nicht begriffen - begreifen können oder wollen - dass es eben n i c h t darum gehen kann, die Werte der "alten Welt" in die "neue Welt" der "digital Navtives" hinüberzuretten. Sondern dass es in Zukunft alternativ darum gehen wird, im Dialog mit den uns Nachgeborenen zu erfahren und zu entdecken, was diese jungen Leute an Bedürfnissen entwickeln, um ihre Wünsche nach Kontinuität und Anfassbarkeit, an Vermittelbarkeit und Wahrhaftigkeit für sich selber definieren und umsetzen zu können.

... - dieser an dieser Stelle sich jetzt noch anschliessende Text würde das Format und den Anlass der Kommentierung der Veranstaltung gesprengt haben. Er wird daher nur auf Wunsch individuell weiter ausgeführt und zugestellt werden.

Anmerkungen

[1Siehe dazu die Pressemitteilung vom 21. Juli 2014 zum Thema: Umbau des IT-Gipfels zur übergreifenden Dialogplattform für die Umsetzung der Digitalen Agenda.

[2Das muss man auch erst einmal verstehen, warum der Vorname mit "ö" und der Nachname mit "oe" geschrieben werden soll...

[3Also ein Freifahrtschein für Netflix und Konsorten? WS.

[4Viel spannender als diese Aussagen auf dem Podium sind die Postionen, die er anschliessend in einem RTL-Interview vertritt: Er könne es den jungen Unternehmen nicht verdenken, wenn sie dahin gingen, wo es am meisten für sie zu lernen - und zu holen - gäbe. Und das sei nun mal nicht in Deutschland der Fall, sondern in den USA, und in Zukunft in China.

[5Nein, das Wort "deutschdigital" hat so niemand gesagt, aber der Autor nimmt sich die Freiheit heraus dieses aus dem Gesagten in diesem Kürzel zu komprimieren.


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