Erklärung | Declaration

VON Dr. Wolf SiegertZUM Freitag Letzte Bearbeitung: 4. März 2016 um 00 Uhr 14 Minuten

 

Erklärung der UrheberInnen und KünstlerInnen
Gemeinsam für ein faires Urhebervertragsrecht!

Es wird höchste Zeit, dass im Urhebervertragsrecht endlich die Instrumente gestärkt werden, die zum fairen Ausgleich der Interessen aller Beteiligter und damit zur Stärkung der Position der UrheberInnen und KünstlerInnen führen. Der Referentenentwurf des Bundesministeriums der Justiz und für Verbraucherschutz zum Urhebervertragsrecht bildet hierfür eine sehr gute Grundlage.

Die Entwicklung der Medien und die wachsende Macht der Internetkonzerne verlangen ein gemeinsames Auftreten aller Protagonisten der Kultur- und Medienwirtschaft, also der UrheberInnen, ausübenden KünstlerInnen und ihrer Verwerter (wie Verleger, Produzenten, Sender), um die zukunftssichere Neuorganisation der Werkschöpfung und Werkvermittlung in der digitalen Welt gemeinsam zu schaffen.

Dies kann aber nur auf der Grundlage gegenseitigen Vertrauens und Respekts sowie einer gemeinsamen Strategie geschehen, die auf Augenhöhe ausgehandelt wurde.

Bis heute herrscht jedoch immer noch eine starke Asymmetrie der Verhandlungspositionen zugunsten der Verwerter:

Die Zeitungsbranche verwendet häufig allgemeine Geschäftsbedingungen, die den Autoren alle Rechte gegen pauschale Niedrighonorare abfordern. Sie ignoriert zudem oft die für freie Journalisten (Text und Foto) abgeschlossenen Vergütungsregeln und unterläuft damit das Gesetz.

Der Börsenverein des Deutschen Buchhandels hat sich für die Buchverlage fairen Verhandlungen mit den Autoren und Illustratoren entzogen. Nur einzelne Verlage waren bereit, Vergütungsregeln für Autoren und Übersetzer aufzustellen. Nicht alle Autoren besitzen eine starke Verhandlungsposition, um eine befristete Übertragung ihrer Nutzungsrechte durchzusetzen. Häufig wird vor allem in Wissenschafts- und Sachbuchbereich immer noch eine Übertragung aller Rechte für die Dauer des gesetzlichen Urheberrechts verlangt.

Im Bereich Film und Fernsehen sind nur wenige Vereinbarungen zustande gekommen. Filmproduzenten und nur sehr wenige Sender haben Vergütungsregeln oder Tarifverträge abgeschlossen, und das auch erst nach jahrelangem Druck oder nach Klagen. Insbesondere die Hauptauftraggeber ARD und ZDF wehren oftmals Forderungen nach Verhandlungen über Vergütungsregeln ab. Bis heute sind wesentliche Verteilungsfragen offen, von Augenhöhe kann keine Rede sein.
Auch die für viele Gewerke im Bereich Fernsehen und Hörfunk relevante Frage der Vergütung der längeren Nutzung von Werken in Mediatheken ist ungeklärt.
Insbesondere im Medienmusikbereich verhindern intransparente Abrechnungssysteme oder verweigerte Abrechnungen der Werknutzungen wie z.B. in Streamingdiensten eine angemessene Vergütung. Auch sind aufgrund niedriger Buyouts und sinkender Tantiemen-Einnahmen über die Wahrnehmungsgesellschaften die Vergütungen von Komponisten und Musikern häufig unangemessen.

Das reformierte Urhebervertragsrecht muss abschließende und befriedigende Lösungen bieten, um das Verhältnis von UrheberInnen, ausübenden KünstlerInnen und Verwertern in eine faire Balance zu bringen.

Dazu müssen folgende Grundsätze durchgesetzt werden:

Die angemessene Vergütung ist die entscheidende Voraussetzung. Sie ist nicht nur Absicherung der Existenz der UrheberInnen und ausübenden KünstlerInnen, sondern versetzt sie erst in die Lage, neue Projekte zu planen und damit Risiken einzugehen und Innovationskräfte freizusetzen, die für die Kultur- und Medienwirtschaft essentiell sind.

Jede Nutzung eines Werkes führt zu Wertschöpfung. UrheberInnen und ausübende KünstlerInnen müssen einen fairen Anteil daran erhalten, auch für Nutzungen im Internet. Pauschale Zahlungen können, bei angemessener Vergütung, weiterhin möglich sein.

UrheberInnen und KünstlerInnen dürfen nicht gezwungen werden, Rechtepakete abzutreten, deren Umfang den konkreten Bedarf der Verwerter übersteigt und es wahrscheinlich macht, dass einzelne Rechte ungenutzt bleiben.
Rechtsübertragungen müssen zeitlich befristet und rückrufbar sein. Branchenspezifische Lösungen sind sinnvoll und im Gesetzesentwurf bereits vorgesehen.

Transparente Abrechnungen müssen jede Nutzung nachvollziehbar machen.
Vergütungsvereinbarungen zwischen Verwertern und Urheberorganisationen bilden die Grundlage für Individualvereinbarungen zwischen UrheberInnen und KünstlerInnen und Verwertern, d.h. die Vergütungsregeln legen die Mindestbedingungen fest. Dies macht die Produktion von Werken kalkulierbar, insbesondere auch von Werken mit vielen Beteiligten (Film-, Fernseh- und Gamesproduktionen).

Dies kann nur gelingen, wenn klare Regeln für die Aufnahme und den Abschluss von Verhandlungen bzw. für die verbindliche Schlichtung aufgestellt werden.
Organisationen der UrheberInnen und ausübenden KünstlerInnen müssen das Recht erhalten, für ihre Mitglieder einzutreten und Verbandsklagen durchzuführen, um die faire Vertragsabwicklung im Konfliktfall durchzusetzen.

Die Initiative Urheberrecht unterstützt den Referentenentwurf im Prinzip und hat einige essentielle Änderungsvorschläge dazu erarbeitet. Sie fordert Bundestag und Bundesregierung auf, diesen Referentenentwurf schnell und im Dialog mit den Betroffenen umzusetzen.

Die Initiative ist jederzeit bereit, mit dem Parlament, der Regierung und den Verwertern offene Fragen zu erörtern. Sie setzt dabei auf die Vernunft und den Willen aller Beteiligten zum Konsens.

Februar 2016

Diese Erklärung kann HIER unterzeichnet werden.

Authors’ and Artists’ Declaration
United for fair contracts!

The position of authors and artists needs to be strengthened by reinforcing the instruments of authors’ rights contract law to ensure a fair balance of the interests of all the parties involved. The draft written by the German Federal Ministry of Justice and Consumer Protection in relation to contract law constitutes an excellent foundation for this.

The development of the media and the growing power of Internet companies require joint representation of all protagonists of the cultural and media industries, i.e. the authors, performing artists, and exploiters (such as publishers, producers, broadcasters), in order to ensure the future-proof reorganization of the creative process and the communication of works in the digital world.

However, this is possible only on the basis of mutual trust and respect, as well as a joint strategy negotiated on an equal footing.

Currently, negotiating positions show a strong asymmetry in favor of the exploiters:

 The newspaper industry frequently employs General Terms and Conditions that demand the authors to relinquish all rights in exchange for low fixed fees. It also often ignores the remuneration rules for freelance journalists (text and photo), thus circumventing the law.

 The German Publishers and Booksellers Association has evaded fair negotiations with authors and illustrators working for book publishers. Only a few publishers have been willing to draw up remuneration agreements for authors and translators. Not all authors find themselves in a strong negotiating position that allows them to enforce a temporary transfer of their rights of use. Many publishers, especially in the areas of scientific publishing, often demand a transfer of all rights for the full duration of the statutory copyright.

 Few agreements have been concluded in film and television. Some film producers and very few broadcasters have established remuneration rules or collective agreements but only after years of pressure or lawsuits. In particular, the major contractors ARD and ZDF often fend off demands for negotiations concerning remuneration agreements. To date, important distribution issues are still open, and the negotiations are not conducted on an equal footing.

 The issue of remuneration for extended use of works in media libraries (catch-up-services), which is relevant to many disciplines in the field of television and radio, is also still unresolved.

 In particular, in the field of media music, non-transparent accounting systems or unacceptable statements of account for the use of works such as in streaming services prevent appropriate remuneration. Furthermore, the remuneration of composers and musicians is often inadequate due to low buyout prices and declining royalties.

The reformed copyright contract law must provide final and satisfactory solutions in order to achieve a fair balance in the relationship between authors, performing artists, and exploiters.

To this end, the following principles must be enforced:

 Appropriate remuneration is the key requirement. It serves not only to ensure the livelihood of authors and performing artists but is a necessary requirement for planning new projects and thus for taking risks and releasing innovative forces, which are essential for the cultural and media industries.

 Any use of a work leads to added value. Authors and performing artists must receive their fair share, including for Internet uses. Fixed payments remain possible, providing adequate remuneration.

 Authors and artists should not be forced to transfer rights packages whose scope exceed the specific needs of the exploiters and make it likely that individual rights remain unused.

 Rights transfers must be temporary and recallable. Industry-specific solutions are useful and already provided for in the draft law.

 Transparent accounting must render any use traceable.

 Compensation agreements between exploiters and authors’ rights organizations are the basis of individual agreements between authors and artists and users, i.e. the remuneration rules stipulate the minimum requirements. This renders the production of works predictable, especially of works with many involved parties (film, television, and game productions).

 This can only succeed if clear rules regarding the commencement and conclusion of negotiations, as well as binding arbitration, are defined.

 Organizations representing authors and performing artists must have the right to defend their members and carry out collective actions in order to enforce fair implementation of a contract in case of conflict.

Initiative Urheberrecht supports the draft bill in principle and has developed some essential amendments. It calls on the German Bundestag and the Federal Government to implement this draft bill quickly and in dialogue with all relevant parties.

The initiative is ready to discuss any unresolved issues with the parliament, the government, and the exploiters. It relies on the common sense and willingness of all parties to reach a consensus.


10703 Zeichen