Einladung zum Kiezspaziergang in Alt-Westend

VON Dr. Wolf SiegertZUM Samstag Letzte Bearbeitung: 7. Januar 2017 um 23 Uhr 30 Minutenzum Post-Scriptum

 

Die Online-Regional-Ausgabe des Tagesspiegel macht aufmerksam...
.. auf einen "Kiezspaziergang durch Westend" und schreibt:

Anlässlich des 150-jährigen Bestehens der Villenkolonie Westend führt Bezirksbürgermeister Reinhard Naumann am Sonnabend, 11. Juni, ab 14 Uhr durch die Siedlung (Treffpunkt: Ahornallee 4). Die Teilnahme ist gratis und eine Anmeldung nicht nötig. Der „Kiezspaziergang“ führt unter anderem zur ehemaligen Nervenheilanstalt und heutigen Flüchtlingsunterkunft an der Eschenallee, in die Kirche der evangelischen Gemeinde Neu-Westend sowie zum Steubenplatz, wo die IG Reichsstraße mit den Teilnehmern ihr Jubiläumsjahr eröffnet. Es gibt italienische Spezialitäten aus zwei Restaurants in der Reichsstraße, außerdem werden Einkaufsgutscheine für dortige Läden verlost.kiezspaziergaenge.de und reichsstrasse-westend.de.

Die gleiche Info liest sich auf der Seite der Kiezspaziergänge so:

Dieser Spaziergang steht ganz im Zeichen des 150jährigen Bestehens der Villenkolonie Westend. Sie wurde am 1. Mai 1866 gegründet. Aus diesem Anlass wollen wir die Anfänge der Villenkolonie erkunden. Auch zu den Bewohnerinnen und Bewohnern im Laufe der Zeit werden wir einiges hören. Auf dem ehemaligen Gelände der Nervenheilanstalt Charlottenburg in der Eschenallee 3 befindet sich nun eine Flüchtlingsunterkunft. Auf demselben Gelände steht in der Ulmenallee 35 eine alte Villa, für die der Verein „Interk(ult)uranstalten e.V.“ ein Konzept erarbeitet hat, das uns Amei von Huelsen-Poensgen vorstellen wird. Die Leiterin der Flüchtlingsunterkunft, Zhevka Delever, wird uns von ihrer Arbeit berichten. Ein weiteres Highlight wird der Besuch der Kirche der Evangelischen Gemeinde Neu-Westend sein. Der Abschluss ist nach rund 2 km am U-Bahnhof Neu-Westend auf dem Steubenplatz, wo die Interessensgemeinschaft Reichsstraße mit Ihnen das Jubiläumsjahr eröffnen wird. Für das leibliche Wohl sorgen das Ristorante Piccolo und die Salumeria Via Vai. An einem Stand wird es Informationsmaterial zur IG Reichsstraße geben und unser neues Bezirksmagazin. Bei einer Verlosung können Einkaufsgutscheine für die Geschäfte der Reichsstraße gewonnen werden.

In keiner der beiden Meldungen gibt es einen Link auf die in den Texten angesprochenen Standorten. Der Ausgangspunkt "Ahornallee 4" kann auf der Seite http://www.berlin.de/stadtplan/ aufgesucht, aber hier leider nicht angezeigt werden, obwohl laut den AGB’ das Setzen von sogenannten "deep-links" für Privatpersonen und nichtkommerzielle Nutzer gestattet wäre. Denn ob nach diesen Regeln ein Screenshot nun gestattet wäre oder nicht, ist nicht eindeutig erkennbar.

Dennoch war das wohl keine Problem und es versammelt sich eine grosse Anzahl von Menschen in der Ahornallee 4.

Und wartet auf die Begrüssung durch Reinhard Naumann, den Bezirksbürgermeister von Charlottenburg-Wilmersdorf.

Nachfolgende wird diese in Ausschnitten - und mit einem akustischen Schleifchen versehen - dokumentiert:

Gleiches gilt für diesen Mitschnitt an einer der vielen Stationen, in der es u.a. um den "Anschluss" des Westends an Berlin ging: erst schienentechnisch und dann politisch:

Immer und immer wieder ist auf diesen Stationen davon zu hören, dass die Eigentümer nach dem Erstarken der Nationalsozialisten ihre Häuser nach und nach verlassen mussten - und dass danach viele dieser Häuser umgebaut wurden. Dazu zwei kurze Einspielungen als pars pro toto.

Berichtet wird danach von Bruno Cassirer [1] und von Alfred Braun [2]:

Vor dem Besuch der Ev. Gemeindekirche Neu-Westend

gibt es auch einen Halt neben der Flüchtlingsunterkunft.
Dort hören wir einen Vortrag der Leiterin, Frau Zhevka Delever:

und erfahren vom Bürgerbündnis: Willkommen im Westend.

Zum Ausklang und Einstand treffen sich dann alle am Steubenplatz - zum Feiern:

Jetzt auch gemeinsam mit der werten Frau Hildegard Lehmann, die spätestens seit ihrem Hundertjährigen wieder zu einer Person des öffentlichen Lebens geworden ist:

P.S.

Und wem das Alles zu spiessig ist, der kann sich am Ende dieses Tages Richtung Ku’damm aufmachen und sein Glück in der Puro Sky Lounge ver-suchen. Das Motto dieser Party-Nacht lautet. "My boyfriend is not in town"

Sexistisch... oder einfach nur cleveres Marketing?

Auszug aus "Berliner Woche" vom 4. Januar 2017, Seite 2:

Anmerkungen

[1"1936 erschien das letzte Buch im Verlag Cassirer. Am 25. Februar 1937 wurde jüdischen Verlegern die Mitgliedschaft in der Reichsschrifttumskammer (RSK) entzogen. Ein Teil der Familie Cassirer emigrierte 1938 nach Oxford, wo Bruno Cassirers Schwiegersohn Günther Hell (George Hill) die Tradition des Verlages weiterführte und das Unternehmen B. Cassirer (Publ.) Ltd gründete. Das Bestreben B. Cassirers, den Verlag zusammen mit seinem Lektor Max Tau in England wieder aufzubauen, scheiterte hingegen. Zu den ersten englischsprachigen Büchern gehörten die Brief-Editionen von Edgar Degas und Paul Cézanne sowie Paul Gauguins Noa-Noa. Ferner wurde hier das vollständige Werkverzeichnis der Grafiken Goyas verlegt. Der Verlag, dessen Bücher von der Firma Faber und Faber in London ausgeliefert werden, besteht bis heute."

[2"Bis 1933 war er Leiter der Schauspielabteilung der Funk-Stunde Berlin. Immer wieder übernahm er selbst auch Filmrollen. Der Machtantritt der Nationalsozialisten beendete 1933 vorläufig Brauns Karriere. Er war zeitweilig inhaftiert und ging nach seiner Entlassung über die Türkei in die Schweiz. Dort arbeitete er als Schauspiellehrer und war in der Spielzeit 1937/38 Regisseur am Stadttheater Basel. Kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkrieges kehrte er nach Deutschland zurück und war 1940 unter Veit Harlan Regieassistent bei dessen antisemitischem Hetzfilm Jud Süß. 1941 fungierte er als Sprecher des Fliegerwerbefilms Himmelsstürmer und verfasste danach für Harlan die Drehbücher zu den Filmen Die goldene Stadt, Opfergang, Immensee und Kolberg. [...] 1954 wurde er zum ersten Intendanten des neugegründeten Sender Freies Berlin gewählt. Alfred Braun liegt auf dem Friedhof Heerstraße in Berlin-Charlottenburg begraben."


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