D-Welle Mondiale: im Europa-Dialog

VON Dr. Wolf SiegertZUM Mittwoch Letzte Bearbeitung: 15. Juni 2004 um 23 Uhr 19 Minuten

 

Dieser heute verfasste Text bezieht sich auf ein Ereignis vom Beginn dieser Woche und reflektiert eine persönliche Position und Handlungsweise. Es hat etwas gebraucht, bevor mich mich zur "Veröffentlichung" dieser Erfahrung entschliessen konnte. Geht es doch nicht darum, einen "Kollegen in die Pfanne zu hauen", wohl aber darum, im öffentlichen Diskurs gerade bei einem Thema wie dem des Deutschlandbildes im Ausland sich nicht selbst aufgrund von Unbedachtheit und Unachtsamkeit ins Abseits zu stellen.
Wenn Sie weiter lesen wollen, werden Sie schnell sehen, wie das gemeint ist.

Es gab eine hochrangig besetzte Podiumsdiskussion zur Fragen der Perspektive der Deutschen Welle im Besonderen und des Auslandsrundfunks im Allgemeinen.
In der zweiten Gesprächsrunde wurden dazu auch führende Kollegen aus Schweden und Frankreich eingeladen. Nach der Schwedin ergriff der Franzose das Wort - und wurde bei seinen Ausführungen gleich mehrfach vom Moderator unterbrochen.
Anlass waren die vom Referenten präzise benannten ausserordentlich hohen Zuhörerzahlen, vor allem in Afrika. Der Grund für ein lautes Erstaunen war wohl berechtigt, nicht aber die darauf beruhende Reaktion, nunmehr während des Vortrags sogleich die Stellungnahmen der anderen Beteiligten abzurufen.
Als sich so der Eindruck einstellte, dem Redner sei damit das Wort entzogen, stehe ich auf, unterbreche den Moderator mit lauter Stimme und bestem Französisch und weise kurz und klar darauf hin, dass es nunmehr angezeigt sein, den Gast ausreden zu lassen.
Was dann auch geschieht.

So weit, so gut: oder? Hier einige Ereignis-Splitter von dem, was danach geschah:
Sobald ich mich wieder gesetzt hatte und der Vortrag fortgesetzt werden konnte, erreichten mich viele, sehr viele zustimmende Blicke von allen Seiten des Publikums
Dem Moderator wird die Peinlichkeit auch im Nachherein nicht bewusst, geschweige denn, dass es zu einer Entschuldigung gekommen wäre oder dergleichen
Auch nach der Veranstaltung kommt es zu keinem persönlichen Kontakt zwischen uns beiden, dabei wäre ich gerne dazu bereit gewesen, zumal der Mann einstmals der Vorsitzende eines meiner Berufsverbände war, denen ich auch heute noch angehöre
Als der Moderator die Veranstaltung auch noch mit dem Vermerk abschliesst, er wolle sich ja schliesslich nicht blamieren, raunt der gerade noch zum Schluss aus Aachen aufs Podium eingeflogene Fachkollege ins Mikrophon: "aber das haben sie ja schon..."

Spannender noch als dieses Intermezzo war die auf dem Podium vorgeführte Rollenverteilung "des Deutschen" und "des Franzosen". Letzterer gab in seinem sorgfältig vorbereiteten und in deutscher Sprache vorgetragenen Statement eine sehr klare, ja präzise zu nennende Überblicksdarstellung, was Deutsche Welle und Radio France International gemeinsam haben, was sie voneinander unterscheidet und wie sie in Zukunft weiterhin zusammenzuarbeiten gedenken.
Im Gegensatz dazu der Indendant des Deutschen Senders, den politischen Diskurs pflegend, wohl wissend um die öffentliche Wirkung seines Wortes und diese auch durchaus gezielt und mit Verve einsetzend. (Was dann im Originalton etwa so geklungen hat: "Wenn ich durch mein Sendegebiet reise kann ich wirklich sagen, was Karl der Fünfte schon von seinem Reich behauptet hatte: dass darin niemals die Sonne untergeht. Bei mir geht sie wirklich nie unter...")
Ob er bei so viel Weit-Blick auch gesehen hat, dass der französische Kollege seinen Anzug passend abgestimmt zum Schlips ausgesucht hatte? Er, der "directeur des affaires internationales" hatte sich für eine Krawatte mit dem Muster des Deutsche Welle Designs entschieden.

Chapeau! WS.

PS. Der Titel ist ein Anspielung auf das am 16. Juni 2003 von Deutscher Welle, Radio France International, BBC World Service, Voice of America, Radio Netherlands, Swedish Radio International u.a. gestartete Projekt "Digital Radio Mondiale", DRM. Gut nachzulesen - auch ich Englisch - auf der DW-WORLD.DE Webseite.


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