Det is’n Ding: Ein digitales Volksfest

VON Dr. Wolf SiegertZUM Samstag Letzte Bearbeitung: 13. Mai 2018 um 20 Uhr 07 Minuten

 

0.

Umsonst und draussen. Dieser Szene-Spruch aus der analogen Zeit feiert an diesem Samstag fröhliche Urstände. Und wird heute Wirklichkeit:

Gratis, draußen, für alle: Am 5. Mai veranstalten wir im Park am Gleisdreieck das erste digitale Volksfest..

Also: Nichts wie hin?!

Nein: dieser Tag wird genutzt werden, um nochmals über das in dieser Woche Erlebte zu reflektieren und an dieser Stelle schriftlich zu fixieren. Das ist dringend notwendig, denn der Reichtum der Begegnungen und Nachrichten ist so gewaltig, dass es eines Moments der Kontemplation, der Besinnung bedarf, um mehr heraus zu holen als Sätze wie: "Das war eine geile Veranstaltung".

1.

Dabei ist ja schon vor zwei Tagen darüber räsoniert worden, dass sowohl die Veranstalter als auch die von ihnen gepflegten Formate "in die Jahre kommen" - auf dass ihnen bei allem Erfolg dieses Projektes der Impetus seiner einstigen Gründung nicht abhanden kommt. Und wir werden später im Deutschlandfunk noch hören, dass dieses Thema auch bei anderen KollegInnen in den Redaktionen aufgefallen und angekommen ist.

Denn: Es ist auf der einen Seite erfreulich zu sehen und zu erleben, wie die vielen heute in diesem Projekt eingebundenen Unternehmen und Institutionen bereit sind, die Thesen und Triebkräfte aus den Anfangsjahren anzuerkennen, zu übernehmen und vielleicht sogar ein Stück weit zum Gegenstand ihrer eigenen, sich verändernden Corporate Culture zu machen.

Auf der anderen Seite aber zeigt sich mehr und mehr, dass dieser "Marsch durch die Institutionen" die Parameter für eine Diskussion um den Widerspruch zwischen Kapital und Arbeit neu auszurichten beginnt.

2.

Hängen geblieben ist der Satz: Die Achtundsechziger sind politisch krachend gescheitert, aber kulturell haben sie viel bewirkt. Diese Kultur wurde an Tagen wie diesen durchaus gepflegt, vorgetragen und in immer neuen Facetten zum Besten gegeben. Der Umgang miteinander ist respektvoll, fröhlich und achtsam. Und im Rahmen eines solchen Settings gelingt es dann auch, Themen von hoher politischer Relevanz so zur Sprache zu bringen, dass sie mit durchaus unterschiedlichen Schattierungen vorgetragen werden können. Und das ist gut sol

3.

Hängen geblieben ist auch der Satz, dass es notwendig sei, von den jetzt auch parteipolitisch vertretenen Rechten zu lernen, Nachhaltigkeit an den Tag zu legen und überzeugende Symbolfiguren zu entwickeln und zu promoten, die in positiver Weise das Gegenmodell vertreten. Auch dieses Thema wird in den Radio-Beiträgen des BR nochmals aufgegriffen und überzeugend vorgetragen.

4.

Am Stand eines Finanzdienstleister auf dem Vorhof zu den Hallen des ehemaligen Post-Zentrums wird für den Freitag, 12 Uhr angekündigt, dass dort Dr. Motte an den turntables stehen würde. Der eigene Reflex - "dass der jetzt so was nötig hat" - hat dafür gesorgt, dieser Performance nicht beizuwohnen. Wie dann aber die Reporter in der Breitband-Sendung vom heutigen Tag berichten, muss das Ganze wohl eine eher traurige Nummer gewesen sein.

5.

Kommen wir damit nochmals konkret zu einigen der hier schon angedeuteten Radio-Beiträgen, die an diesem Tag zu dieser Veranstaltung auf den Sender gebracht bzw. ins Netz gestellt wurden.

5.1.

Um kurz nach 1 Uhr beginnt die Sendung Breitband auf Dlf Kultur, die heute so angekündigt wurde:
(b)re:itband Rückblick auf die re:publica 2018
Und was dann zu hören war, verdient es nicht, hier an dieser Stelle auch nur in irgendeiner Weise weiter auskommentiert zu werden. Sie verdient auf keinen Fall eine "Empfehlung der Redaktion". Und da wir hier kein KollegInnen-Bashing veranstalten wollen, aber für wirklich Interessierte gerne bereit sind, mit der eigene Meinung nicht hinter dem Berg zu halten, bieten wir hier auf der rechten Seite den FEEDBACK-Link an.

5.2.

Das einzig interessante Thema in dieser Sendestunde, das Fabmobil, wurde nochmals in der im Deutschlandfunk nachfolgenden Sendung aufgegriffen, die sich in sehr viel umfangreicherer und besser recherchierten Weise auch dieses Thema angenommen hat:

re:publica 2018 Auf der Suche nach datenschutzfreundlichen Alternativen
nachzuhören auf der Deutschlandfunk-Seite von "Computer und Kommunikation".

Darin gibt es auch den oben schon angetriggerten netten Beitrag über das Ende der in Zukunft erst recht in die Jahre gekommene re:publica.

5.3.

Um kurz nach 18 Uhr gibt es weitere Beiträge im Medienmagazin von radio 1 des rbb.
Und da es immer erst nach dem Wochenende die Beiräge zum Nachhören gibt, hier nur ein kurzer Hinweis auf eine darin besprochene Film-Premiere und ein Gespräch mit dem scheidenden Technik- und Produktions-Direktor des Hauses. [[Auf der Internet-Seite des Sender wird immer noch behauptet, dass es am Samstag im Deutschlandfunk die Sendung Markt und Medien gibt, immerhin wird der zugehörige Link dann aber auf die letzte Sendung weitergeleitet.

5.4.

Zum Abschluss des Tages gibt es eine weitere Medienmagazin-Sendung, die des BR, die schon vor ihrer Ausstrahlung am Sonntag vorab als Podcast abgerufen werden kann. Auch diese ist als Doppelmoderation aufgebaut.
Die beiden KollegInnen machen es uns vor, wie es möglich ist, in noch nicht einmal einer halben Stunde Programm so viele Infos hinein zupacken - ohne dass das Programm dadurch überladen wirkt und so, dass die Vielfalt der Meinungen und dort auftretenden Personen dennoch als Bereicherung empfunden wird.

6.

Dieser Ausflug in vier ausgesuchte Radio-Sendungen macht deutlich, dass diese Veranstaltung in ihrer Vielfalt wie in ihrer Ausstrahlung inzwischen zu einem unverzichtbaren Bestandteil des gesellschaftlichen Diskurses in dieser Republik und über diese Gesellschaft geworden ist.

Und, bei all dem Positiven, was es nach wie vor über dieses Unternehmen zu berichten gibt, läuft es Gefahr, Formen anzunehmen, die uns aus dem Mainstream seit langem bekannt sind und die auch hier immer mehr Einzug halten. Auch hier sollte jegliches Veranstalter-Bashing unterbleiben, bei allem bereits zum Ausdruck gebrachten Bedauern darüber, dass die im Programm angebotenen Dialogschnittstellen nicht wirklich zum Tragen gekommen sind.

Daher an dieser Stelle nur dieses einfache Beispiel als exemplarischer Hinweis, in dem sich diese Gefahr offenbart: Schon in den früheren Jahren war es gut und richtig, all den SprecherInnen, die für ihren Auftritt ja nicht bezahlt werden, einen eigenen Raum und freie Verpflegung anzubieten. Jetzt aber laufen diese Menschen mit einem "VIP"-Label herum. Und werden auch in so bezeichnete Räumlichkeiten gelotst.

Sorry, aber wir alle sind hier - jede(r) auf seine Weise - "very important"!

7.

Ganz wichtig ist es daher, dass es vor und vor allem nach den Präsentationen immer noch eine Möglichkeit gibt, den Dialog mit den SprecherInnen weiterzuführen. Dass sie sich dazu bereit erklären und dafür die Zeit nehmen, ist die eine Sache, dass dafür auch die Voraussetzungen geschaffen werden, eine andere. Insofern unterscheiden sich auch "stage 1" und "stage 2" erheblich voneinander. Denn letztere ermöglichte es immer wieder, zumindest zu versuchen, im Nachgang der Präsentationen sich noch um ein Gespräch zu bemühen.

[wird fortgesetzt]


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