Incoming Tourism from China

VON Dr. Wolf SiegertZUM Mittwoch Letzte Bearbeitung: 28. Juli 2004 um 12 Uhr 11 Minuten

 

Warum in die Ferne schweifen... heut’ ist China doch so nah’ wie noch nie zuvor. Wenn in diesem Jahr schon kein Urlaub möglich ist siehe 111, dann schauen wir doch zumindest auf den Urlaub der "Anderen". Und wenn wir uns selber mit unserem Weltbild schon an den Grenzen dieses Landes und seiner Nachbarn eingrenzen, dann sollten wir doch zumindest auf diejenigen horchen, die von "Draussen" reinkommen...

Dazu Ihe. auf der FAZ.NET vom 28. Juli 2004:

"Reiche Chinesen kommen: Vor allem Frankfurt profitiert"

Sie sind bereits die drittgrößte Touristengruppe aus Übersee und geben ihr frisch erwirtschaftetes Geld mit vollen Händen aus: Chinesische Geschäftsleute und Pauschaltouristen sind zu einer zentralen Zielgruppe der deutschen Tourismuswirtschaft geworden, mehr als 600.000 Übernachtungen wird es nach Schätzungen der Deutschen Zentrale für Tourismus (DZT) dieses Jahr geben. Vom Reise-Boom nach dem Schock um die Lungenkrankheit SARS profitiert bislang vor allem die Flughafenstadt Frankfurt am Main. Mit Unterstützung der hessischen Landesregierung will man sich dort noch besser auf die neue Kundschaft einstellen.

„Die Chinesen kaufen in Germania am liebsten Mode“ weiß das Unternehmen Global Refund, das in Düsseldorf die TaxFree- Mehrwertsteuerabrechnungen aus Deutschland bearbeitet. Im Januar dieses Jahres waren die Chinesen bundesweit erstmals nach den Russen die zweitwichtigste ausländische Konsumentengruppe, nicht zuletzt weil sie bei ihren Einkäufen ordentlich zuschlagen. Der durchschnittliche Bon betrug laut Global Refund 217 Euro. Ein Drittel der gut 33 Millionen Euro angemeldeten Umsätze haben im vergangenen Jahr Geschäfte in Frankfurt für sich verbuchen können und liegen damit klar vor Köln und München.

„Asiatinnen haben gute Chancen auf eine Anstellung“

Frankfurt profitiert bislang von seinem Standortvorteil Flughafen. „Wer aus Asien nach Europa kommt, landet in Paris, London oder Frankfurt“, freut sich Einzelhandelspräsident Frank Albrecht. München hat er dabei ein wenig unterschlagen, aber in der Kernaussage dennoch Recht. In der kurzen Frankfurter Nobelgasse Goethestraße haben sich die Geschäfte mit den großen Labels längst auf die neue markenfixierte Kundschaft eingestellt. „Asiatinnen haben gute Chancen auf eine Anstellung“, erzählt Albrecht, der dort eine Parfümerie betreibt. Für alle anderen soll es demnächst Kurse in der chinesischen Hochsprache Mandarin geben, um mindestens eine freundliche Begrüßung hinzubekommen.

Daran mangelt es in deutschen Hotels und Geschäften noch häufig, hört Stefanie Lyngbye vom Hamburger Reiseveranstalter Caissa immer wieder von ihren chinesischen Kunden. „Sie fühlen sich oft schlechter behandelt als andere Touristen.“ Zudem seien sie zwar kaufkräftige, aber auch sehr wählerische Konsumenten. „Uhren wollen sie in der Schweiz kaufen, Parfüm in Paris.“

Die vollgepackten Programme orientieren sich daher keineswegs nur an den wichtigsten Sehenswürdigkeiten, sondern auch an den Einkaufsmöglichkeiten: Feste Programmpunkte in Deutschland sind etwa der Kuckucksuhren-Hersteller Drubba am Titisee und der Boss- Fabrikverkauf im schwäbischen Metzingen. In Frankfurt macht vor allem ein Geschäft schräg gegenüber der Paulskirche Kasse, wo Chinesen ihren Landsleuten Messer und Stahlwaren aus Solingen und der Schweiz verkaufen. Das bei den Japanern beliebte Meissner- Porzellan geht bei den Chinesen mit ihrer Jahrtausenden währenden Tradition in diesem Feld nicht. Zur Freude der Händler schauen die Touristen beim Anblick der Marken kaum noch auf den Preis.

„Da wird noch mehr für Deutschland abfallen“

Dies sehe aber bei der Buchung einer Reise nach Europa ganz anders aus, sagt Lyngbye. „In China herrscht ein absoluter Preiskrieg.“ Hotels, Gaststätten und Verkehrsunternehmen sehen sich daher ständigen Wünschen der Veranstalter nach Billigstpreisen gegenüber. Christian Schmidt vom Hessischen Touristik-Service in Wiesbaden warnt aber vor Dumping-Angeboten in der Hoffnung auf große Geschäfte in der Zukunft. „Das hat sich auch bei den Japanern nie entwickelt.“

In der Landeshauptstadt hat man eigens eine „Task Force“ gebildet, um mit den Chinesen in Hessen besser ins Geschäft zu kommen. Erste Ergebnisse sind chinesischsprachige Internet-Auftritte, eine Tour in den Weinort Rüdesheim mit chinesischen Tourismus-Managern und ein Kurs für chinesische Studenten, die bei Bedarf als lokale Fremdenführer angeheuert werden könnten.

Hoffnungen setzt Bernd Kistner vom Wirtschaftsministerium zudem auf weitere Reiseerleichterungen für chinesische Touristen ab September, die dann mit einem Visum ganz Westeuropa bereisen können. „Wir haben unseren Vorsprung von einem Jahr genutzt. Da wird noch mehr für Deutschland abfallen“, erklärt der China-Experte Horst Lommatzsch von der Deutschen Zentrale für Tourismus.


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