Tagsüber in Köln?

VON Dr. Wolf SiegertZUM Freitag Letzte Bearbeitung: 15. Juni 2019 um 16 Uhr 55 Minuten

 

Hier der Link zum Programm des 5. Kölner Forums für Journalismuskritik

Programm Kölner Forum

Voraussichtlich wird es nicht zu einer persönlichen Teilnahme an dieser Veranstaltung kommen. Und zwar gerade deshalb, weil frühere wie aktuelle persönlichen Begegnungen - auch mit leitenden - MitarbeiterInnen des Hauses zwar immer wieder von einer geradezu diskret herzlichen Offenheit und grossem gegenseitigen Interesse geprägt waren, die sich daran aber jeweils anschliessenden Versuch einer schriftlichen Kontaktaufnahme scheiterten. Und das zu 100 Prozent.

Das Ganze hat "Geschichte".

So war bereits vor Jahr und Tag geplant, die beiden ehemaligen Intendanten des Hauses zu einem Gespräch in Berlin beim Deutschen Journalistenverband einzuladen. Allein, alle Mail-Anfragen in diese Richtung blieben unbeantwortet [1]. Bis es dann stattdessen zu dem sehr erhellenden und gut moderierten Radio-Gespräch vom 19. April 2019 kam: Three Men in a (sinking?) Boat.

Nun war das aber eigentlich nichts Neues. Als pars pro toto ist der Versuch der schriftlichen Gesprächsaufnahme mit Frau S.B. in Erinnerung. Damals ging es um die - schon im Jahr 2016 - schriftlich eingereichten Vorschläge im Zusammenhang einer Uraufführung eines neuen Stückes der US-amerikanischen Theaterikone, des Komponisten Stanley Walden in Deutschland. Diese wurden weder beachtet noch beantwortet, auch nicht nach mehrmaligen Erinnerungsanschreiben.

Dennoch ist die Kritik an dem Sender nicht so sehr eine journalistische, als vielmehr eine systemische. Das zeigen aktuelle Erfahrungen.

Nachdem es nicht möglich war, mit jenen Menschen in Kontakt zu treten, die man als HörerIn sozusagen "im Ohr" hat, wurden die aktuellen Ereignisse wie der Start des Denkfabrik-Prozesses oder der Tag der Offenen Tür für weitere Kontaktaufnahmen genutzt.

Das Ergebnis bleibt immer das Gleiche. Im Rahmen des Aufrufs zur Teilnahme an der Denkfabrik wurde zwei Wochen lang auf diesen Seiten ausführlich und aus ganz unterschiedlichen Blickwinkeln - und vielleicht auch mit unterschiedlichen Qualitäten - Stellung genommen. Und diese Stellungnahmen auch mehrfach den Redaktionen per Mail zugestellt. Ohne, dass es daraufhin auch nur ein einziges Mal eine persönliche Reaktion auf den Häusern in Köln oder Berlin gegeben hätte: "Hat die DLR-Denk-Fabrik Stechuhren?".

Das Gleiche hat sich zuletzt am Tag der Offenen Tür hier in Berlin - siehe/höre: "Ein Haus-Besuch beim DeutschlandRadio" - wiederholt. Super Gespräche und Interviews. Und die Zusicherung, dass man doch auf jeden Fall im Gespräch bleiben wolle. Trotz alledem bleiben alle Anschreiben im Nachgang zu dieser Begegnung unbeantwortet. Auch jetzt, als es um die heute ausgerichtete Veranstaltung ging: Keinerlei feed-back.

Wie schon gesagt: Hier geht es nicht um KollegInnen-Bashing. Auch nicht um das Jammern eines beleidigten Hörers, der sich nicht ausreichend in seiner Bereitschaft, sich mit den Sender zu identifizieren, gewürdigt sieht. Hier geht es um ein ganz offensichtliches systemisches Problem: Dass es die Infrastruktur, die technischen und/oder zeitlichen Ressourcen es offensichtlich nicht ermöglichen, den von den Beteiligten sicherlich persönlich auch erwünschten Dialog letztendlich auch herstellen zu können [2].

Also bleibt es bei diesen hier fixierten Zeilen - einem Zuhören an den Empfangsgeräten vor Ort - und damit bei den nun digitalisierten Einbahnstrassen. Jenseits des doch von beiden Seiten eigentlich erwünschten und mit ihren jeweiligen Möglichkeiten initiierten Dialogs.

10 Uhr Begrüssung durch:
— Marco Bertolaso Deutschlandfunk – Die Nachrichten
"Es ist auch ihr Haus, unser Funkhaus."
— Hektor Haarkötter Initiative Nachrichtenaufklärung (INA) e.V. Hochschule Bonn­Rhein­Sieg
"Du wirst für Deine Anwesenheit hier bezahlt."

Einführungsgespräche von Marco Bertolaso mit den ModeratorInnen dieses Tages: Mit Christiane Florin Deutschlandfunk, Religion und Gesellschaft, mit Gudula Geuther, Hauptstadtkorrespondentin, mit Hektor Haarkötter Initiative Nachrichtenaufklärung (INA) e.V. Hochschule Bonn­Rhein­Sieg, und allen anderen auch.

Gleich zum Auftakt macht Christiane Florin mit einer Super-Anmod auf: "Ich habe jetzt die Wahl zwischen Gott und Intendant".

Religion in den Medien. Zwischen Wahn und säkularer Weltanschauung

Der Intendant ist dann anschliessend zu hören in der Zukunfts-Debatte: Brauchen Medien mehr Häppchen-Inhalte?

Wir werden das Geschehen an dieser Stelle nicht weiter auskommentieren, da es alsbald im Netz dokumentiert sein wird. In der Zwischenzeit wird der Autor sich an die Hochschule begeben, um dort einen neuen Master-Kurs zum Thema: "Idea Development und Design Thinking" zu starten.

Die weiteren Mitschnitte werden sicherlich a.s.a.p. auf der oben bereits zitierten Deutschlandfunk-Seite zu finden sein.

Anmerkungen

[1Und die Möglichkeiten, Steul aufgrund der persönlichen Verbindungen nach Frankreich über diese Schiene anzusprechen, oder Elitz auf einer Beerdigung, auf der wir beide zu gegen waren, wurden ganz bewusst nicht genutzt. Wohl wissend, dass gerade in den sogenannten "besseren Kreisen" es solche Schnittstellen sind, über die sich dann auch so Manches nicht so Private einfädeln liesse...

[2Ja, es gibt auch einige echt freundschaftlichen Kontakte in dieses Haus. Aber, wie schon oben gesagt, gerade diesen Personen wird nicht von dieser Misere berichtet oder ihnen gar die Bitte angetragen, aus ihrem Vermögen heraus hier zu einer Veränderung beizutragen. Denn, wie in der Anmerkung zuvor schon angedeutet, gibt es für den Autor dieser Zeilen - nach wie vor - eine deutliche (Scham-?)Grenze zwischen dem Persönlichen und dem Professionellen. Diese mag angesichts der immer deutlicheren Forderungen, sich im aktuellen Wettbewerb zur "Ich-Marke" zu stilisieren, als überholt gelten. Mag sein: Aber in diesem Fall dann doch lieber einmal old school als auch in dieser Beziehung die alten Qualitäten guter journalistischer Werte über Bord zu werfen. WS.


6066 Zeichen