Digitaler Kapitalismus: Die Herausforderung

VON Dr. Wolf SiegertZUM Dienstag Letzte Bearbeitung: 29. Oktober 2019 um 22 Uhr 31 Minutenzum Post-Scriptum

 

Am Donnerstag-Nachmittag des 25.07.2019 17:17 Uhr trifft diese Mail mit folgender Einladung der Friedrich-Ebert-Stiftung ein:

"DigitalCapitalism"

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Digitaler Kapitalismus

vom 29. - 30. Oktober 2019
in der Friedrich-Ebert-Stiftung Berlin
Sehr geehrter Herr Dr. Siegert,

die Welt um uns wandelt sich rasant. Wir arbeiten mobil, handeln auf Plattformen und pflegen unsere Freundschaften im Internet. Bald wird unser Auto autonom fahren und unser Kühlschrank eigenständig für Nachschub sorgen können. Wir leben den digitalen Kapitalismus.

Aber bringt die neue Wirtschaft wirklich den versprochenen Fortschritt für alle oder nur enorme Macht und Profite für wenige? Führt die Digitalisierung unweigerlich zu mehr Ungleichheit – im wirtschaftlichen Wettbewerb, auf dem Arbeitsmarkt und bei Einkommen und Vermögen? Wie können wir die Rahmenbedingungen so gestalten, dass alle am Fortschritt teilhaben und von den Potentialen der neuen Technologien profitieren?

Das alles und mehr diskutieren wir auf unserem Kongress

Digitaler Kapitalismus

29. - 30. Oktober 2019, Friedrich-Ebert-Stiftung Berlin

Bitte merken Sie sich diesen Termin vor. Die Einladung und weitere Informationen zum Programm und den Anmeldemöglichkeiten erhalten Sie rechtzeitig vor der Veranstaltung.

Weitere Informationen finden Sie auf unserer Kongress-Webseite.

Mit freundlichen Grüßen

Das Kongressteam

Friedrich-Ebert-Stiftung
Abt. Wirtschafts- und Sozialpolitik
Hiroshimastr. 17
10785 Berlin
Email: DigitalCapitalism@fes.de
www.fes.de/digitalcapitalism

Haben Sie gelesen, das dort geschrieben steht?

Hier als pars pro toto nochmals die ersten Zeilen:

" DigitalCapitalism"

# PLEASE SCROLL DOWN FOR ENGLISH VERSION #

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Dass wir in der Ansprache zunächst darauf verwiesen werden, uns die englische Version des Textes weiter unten anzusehen, um sich sodann, sowohl in der Adresszeile als auch in der Aufforderung, den Termin zu merken, ist ja heute wohl so Usus und noch nicht einmal ein Lapsus Linguae...

... "Schwamm drüber" - ein Ausdruck, der schon seit langem nicht mehr zeitgemäss ist - aber wenn man weiter nachschaut, häufen sich diese vielen kleinen Feinheiten, aus denen Karl Marx einst in seinen Schriften so viele grosse Dinge hat dingfest machen können, und die wir offensichtlich verlernt haben, heute noch wahrzunehmen.

Um es auf den Punkt zu bringen, hier nochmals die Grafik, mit der die Aufmerksamkeit für dieses Thema aufgerufen werden soll:

Und die nur allzu vordergründig zu illustrieren scheint, worum es in dieser Veranstaltung gehen könnte.

Schaut man sich das Bild aber mal genauer an, so sehen wir auf der linken Seite des Bildnisses vom noch jugendlichen Karl Marx: Nullen und Einsen auf blauem Grund. Auf der rechten Seite seines Porträts zerfällt eben dieses vor einem hellen Hintergrund in seine Polygone.

 Was, bitteschön, hat diese Grafik mit diesem Thema zu tun?
Anstatt einer längeren ikonografischen Analyse dieses aus Sicht des Autors verunglückten Machwerks hier diese ersten spontanen Fragen:

 Warum haben die GrafikerInnen für den Begriff des Kapitalismus kein sinnstiftendes Ab-Bild gefunden, so dass sie auf ein Ab-Bild eines seiner Kritiker haben Bezug nehmen müssen?

 Wäre es nicht viel mehr ein guter Anlass für einen solchen Kongress über das zu reden, von dem wir uns bislang kein Bild machen können. Um auf diesem Wege wahre Fort-Bildung zu betreiben?

 Warum verharren - und versagen - wir bei dem Versuch der Analyse eines solch wichtigen Themas schon bei dem eben - nur scheinbar - Allereinfachsten: Zeigen was ist?

 Anstatt uns mit all den Zukunftsfragen zu plagen, die wir nur insoweit zu formulieren vermögen, als wir diese in der Projektion der aktuellen Existenzerfahrung formulieren... warum sind wir nicht bereit, in einer Bestandsaufnahme zumindest den alltäglichen Blick neu zu schärfen und zu schulen, um auf diesem Wege jene Zukünfte zu entdecken, die uns noch nicht gegenwärtig sind? [1]

 Solange wir den Haupt-Antworten des Kapitalismus nicht mehr entgegenzusetzen vermögen, als den Begriff des Digitalen als Adjektiv, stehen wir mit einer solchen Haltung nicht immer noch ganz und gar mit den Füssen inmitten einer analogen Existenz, die nur so tut, als wenn sie die Neuerungen dieser nach-industriellen Revolution schon begriffen hätte?

Aber machen Sie sich selber ein Bild, bilden Sie sich ihre eigene Meinung. Auch wenn Sie nicht vor Ort sein können...

...gibt es die Möglichkeit, die Veranstaltung als Live-Stream mit verfolgen zu können unter:
 https://www.fes.de/digitalcapitalism/live-stream

Die Leitfragen dieses Kongresses aus der Sicht des DGB:
Wie erreichen wir die digitale Selbstbestimmung der Bürgerinnen und Bürger?
Wie gelingt es, eine Gegenmacht gegen die Digitalkonzerne zu organisieren?

Es diskutieren an diesem Abend, unter der Federführung von Julia Kropf (v.l.n.r.):
 Nick Srnicek, King’s College London
 Philipp Staab, Humboldt-Universität zu Berlin
 Francesca Bria, Decode Project

P.S.

Zur Erinnerung hier nochmals der Verweis auf die Veranstaltung des Vorjahres:

Sehr geehrte Frau Oertel,
es ist höchste Zeit, den digitalen Wandel so zu gestalten, dass er auch sozialen Fortschritt bringt. Brauchen wir neue Regeln, um die Monopole der Internet-Konzerne zu brechen? Zerstört der digitale Kapitalismus unseren Sozialstaat? Wie kann die Digitalisierung unsere Städte lebenswerter machen?
Diskutieren Sie mit, am 6. und 7. November 2018 in der Friedrich-Ebert-Stiftung, Berlin.
Melden Sie sich jetzt online an: Digitaler Kapitalismus – Alle Macht den Konzernen?

Anmerkungen

[1Siehe dazu den kurzen Hinweis mit dem Text zu "wer wir waren", in dem es ebenfalls um dieses Thema geht.


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