† Hans

VON Dr. Wolf SiegertZUM Samstag Letzte Bearbeitung: 29. Juli 2019 um 11 Uhr 43 Minutenzum Post-Scriptum

 

Eben noch über den Tod im Theater geschrieben Zeugnis abgelegt - und heute gibt es den Tod eines alten Freundes und Theatermachers zu beklagen.

"1939 - 2019. Johann Kresnik: Der ewige Provokateur des Tanztheaters ist tot": DER STANDARD zeigt in seiner hier als Link zitierten Ausgabe dieses Tages eines seiner letzten Fotos, das von ihm "während der ImPuls Tanz Programm-Pressekonferenz am Donnerstag, 13. Juni 2019, in Wien" von Robert Jaeger gemacht wurde.

Dieser Hinweis ist bedeutsam, verweist dieses Foto doch auf die erste Aufführung der neuen "Macbeth"-Inszenierung zur Eröffnung des IMPULSTANZ-Programms vom 11. Juli 2019, die gemeinsam mit "GOTTFRIED HELNWEIN | KURT SCHWERTSIK & TANZLIN.Z" vorbereitet worden war. [1]

Die Zeitung KURIER hatte für den gleichen Tag ein im Rahmen der Festivalprogramm Extras ein "Gespräch zu Macbeth angekündigt [2]

Und nach der Vorstellung hatte ihm die Wiens Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler (SPÖ) das Goldene Verdienstzeichen des Landes Wien verliehen. So schreibt es DIE PRESSE in ihrem Beitrag: "Tanzpionier Johann Kresnik im Alter von 79 Jahren verstorben".

In Deutschland war Hans zum letzten Mal im Gespräch mit Ulrike Timm zu hören, am 21. November 2018 in der Reihe "Im Gespräch" im Deutschlandfunk Kultur: „Den Körper in den Kampf werfen“.

Ulrike Timm beendete ihr Gespräch "in 50 Minuten einmal um die Welt" mit der Aufforderung: "... und ärgern Sie sich nicht." Worauf Hans antwortet: "Nein, ich muss mich ärgern ... ja, aber sonst stehe ich dann da und werde dann irgendwo Pensionist und weiss nicht mehr, wo ich hin soll."

Weitere Hinweise mit Bezügen auf sein "Leben und Werk" - samt weiterer Interviews - finden sich in diesen Einträgen vom:

20. Mai 2017: Nach "Kriegsanleitung" die "Friedensanleitung"

4. März 2017: "Klassentreffen" zu Hans Kresnik

29. Oktober 2016: Kurt Hübner Gedenk-Abend

27. Mai 2015: Kresnik lässt wütend wüten...

12. Dezember 2014: Hans und sein Glück...

23. Mai 2012: Kresnik & Crew oder RIAS Kommission?

9. August 2008 Bild-Lektüre

18. Dezember 2004: Peter †

So: Und an dieser Stelle sollte eine persönliche Würdigung ansetzen, da Hans dem Autor seit seiner Zeit als Choreograf und Regisseur am Theater der Freien und Hansestadt Bremen bekannt ist. Zunächst, noch im Zuschauerraum sitzend, durch seine Aufführungen und nach dem eigenen Engagement an eben dieses Haus durch eine enge Zusammenarbeit hinter, vor und auf der Bühne.

Die eigenen Erfahrungen einer Ballett-Ausbildung und zum Fotografen waren dafür eine gute Basis. Aber die gegenseitige Werkschätzung ging alsbald über diese formalen Qualifikationen hinaus. Es gab eine weitergehende Übereinstimmung: Die eigenen Arbeiten mit der Kamera, im Labor und in frühen Ausstellungen waren vergleichbar mit den Skizzen, die Hans fortwährend mit seinen Stiften anfertigte. Und der eigene Bruch mit der Ballettschule hatte mit den frühen Bühnenerfahrungen zu tun, bei denen man als verdammt jugendlicher Prinz seine Elfen für einige Pirouetten aus ihren adrett inszenierten Wartepositionen abzuholen und danach wieder dahin zurückzubringen hatte...

Dennoch: an diesem Abend soll(t)en andere dafür Berufene über ihn Zeugnis ablegen [3]

WS.

P.S.

Am Montag, den 29. Juli 2019, wurde das Gespräch an gleicher Stelle nochmals wiederholt. Und es ist Ulrike Timm hoch anzurechnen, dass Sie dieses Gespräch vom vergangenen Jahr an diesem Vormittag nochmals komplett mit durchmoderiert. Was für eine diskrete wie überzeugende Bekundung des Respektes vor seinem Lebenswerk. Danke, Ulrike!

Anmerkungen

[1

Der „Berserker“ unter den großen Choreografen für das Theater, Johann Kresnik, wird dieses Jahr 80. Und neben seiner künstlerischen Klasse und nicht zuletzt den politischen Aktualitäten ist das ein guter Anlass, um eines seiner großen Stücke wieder auf die Bühne des Wiener Volkstheaters zu bringen:
Vom Heerführer zum König und weiter zum machtgierigen Mörder führt die abseitige Karriere von Macbeth, dem Shakespeare’schen Archetypus einer erratischen Männlichkeit. Diesen Stoff nehmen drei Größen der österreichischen Kunstszene auf. Der international hoch gehandelte Maler Gottfried Helnwein hat die Bühne und die Kostüme geschaffen, der brachiale Tanzschaffende Hans Kresnik ein wuchtiges choreografisches Spiel aufgestellt, und der geniale Komponist Kurt Schwertsik sorgte für die atemberaubende Musik. Wer ein Paradebeispiel für das Wort „bildmächtig“ sucht: Hier trifft die Bezeichnung punktgenau zu. Dieser Macbeth der Compagnie von TANZLIN.Z unter Mei Hong Lin ist die künstlerische Wiedererweckung eines aufsehenerregenden Originals aus dem Jahr 1988, das auf den geheimnisumwitterten Tod des deutschen Politikers Uwe Barschel im Jahr davor Bezug nimmt.

[2

Moderiert von Kurier-Redakteur Peter Jarolin findet zur Produktion Macbeth von Johann Kresnik, Gottfried Helnwein, Kurt Schwertsik & TANZLIN.Z ein exklusives KURIER Gespräch in der Roten Bar des Volkstheaters statt – in Anwesenheit von Johann Kresnik, Gottfried Helnwein, Kurt Schwertsik und Festivalleiter Karl Regensburger.

[3Aber dem alsbald vorgetragenen Wunsch, Bilder aus der eigenen Bühnenfotografie aus jenen Tagen hier mit einzustellen, wird zumindest mit diesem in einem der Programmhefte - "JAROMIR" in der Spielzeit 1970/71 - veröffentlichten "Probenfoto" entsprochen:


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