tr200108 Norbert!

VON Dr. Wolf SiegertZUM Mittwoch Letzte Bearbeitung: 10. Januar 2020 um 13 Uhr 59 Minuten

 

Heute hilft mir Norbert beim Aufräumen.

Er sagt im Radio, so ganz en passant, dass er jetzt überlege, ein Buch über Freundschaft zu schreiben...

... und das empfinde ich als ein unendliches Glück. Und eben, dass ich sehr viele Freunde kennengelernt habe in diesen siebzig Jahren, wo ich merke: nicht ich bin der, der ich bin, sondern durch die Freunde bin ich der geworden, der ich jetzt bin.

... und greift damit die Haltung jenes Satzes auf, der auf der Webseite siegert.berlin gleich in drei Sprachen [1] zu finden ist:

Es mag ungewöhnlich sein, sich auf dieser Seite nicht nur selbst zu präsentieren, sondern auch die Namen verstorbener Wegbegleiter aufzurufen. Aber all die hier Genannten haben mit dazu beigetragen, dass Wolf Siegert der ist, zu dem er geworden ist.

Er berichtet Katrin Heise "Im Gespräch" im Deutschlandfunk „Ein Leben mit Shakespeare ist ein Geschenk":

Schauspieler Norbert Kentrup
Es gelten die Regeln des Urheberrechts Deutschlandfunk Kultur/AKTUELLE KULTUR UND POLITIK (2020)

Wovon an diesem Tag nur in Andeutungen zu hören war, das war unsere gemeinsame Zeit - gemeinsam auch mit Dagmar Papula - in der wir rund um Bremen durchs Land gezogen sind und gemeinsam eine ganz eigene Art von Kasperle-Theater gespielt hatten.

Er spricht davon, dass der "Ermöglicher" Kurt Hübner auf seinen Wunsch, Kinder- und Jugendtheater zu machen, positiv reagiert habe, anstatt ihn rauszuschmeissen.

Norbert über das Theater am Goetheplatz in Bremen:

Alles was in Deutschland damals Rang und Namen hatte und einfach grossartiges Theater machte - oder Theater machte wo die Leute sagten: Was machen die denn da - angefangen von Peter Stein, Peter Zadek, Fassbinder, Bruno Ganz, die ganze Berliner Schaubühne später...

Norbert über Kurt Hübner:

Das war ein Ermöglicher. Nicht wie jemand, der sagte, "nicht". Und das ist eine Freundschaft mit Hübner gewesen bis zu seinem Tod, weil wir einfach alle da "durften". Und Hübner war jähzornig, ungerecht, hysterisch... und was alles, aber er liess die Leute machen. Er gab Dir drei Chancen. Wenn Du die schafftest, dann war’s in Ordnung, wenn Du fehltest, war’s die Hölle. Aber er hatte auch die Grösse zu sagen, "ich habe mich geirrt".

Hübner war wirklich ein Intendant, der eben immer fragte: "wie läuft die Produktion?" - und wenn wir sagten "och, ist gut, alles ist prima" wurde er immer ganz misstrauisch. Und wenn dann ein Schauspieler auch noch sagte: "och, das ist alles so nett hier...", dann war er drei Tage später auf der Probe und guckte sich an, ob es nett war.

Norbert über Palitzsch:

Das war das gute dann bei Palitzsch in Frankfurt im Schauspielhaus: Da gab es ein paar Ältere, die einfach Klasse waren, die versuchten, mit Macht anders umzugehen, die flache Hierarchien versuchten, oder Regisseure, die auch nach diesen Sehnsüchten suchten. Und das war ein Geschenk.

Demokratie hat nichts mit Kuscheln zu tun: Bei Schauspiel Frankfurt, bei Palitzsch, da gab es Strukturen, da gab es Leute, die älter waren, ganz wichtig Punkt, auf die wir Jüngeren auch hörten. Es war beinhart. Aber ich glaube einfach, Theater ist beinhart. Und jede Art von "wir wollen’s nett miteinander haben" gibt es nicht.

Anmerkungen

[1

This page is not only about Wolf’s achievements but also about all his dear friends and colleagues already lost. Without each single one of them he would not be the person he has become today.

Cette page ne présente pas seulement les réussites de Wolf. Elle est également dédiée à ses amis et collaborateurs disparus. Chacun d’eux lui a permis de devenir celui qu’il est aujourd’hui.


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