Ein "Leader"-Lehrstunde in 20 Minuten...

VON Dr. Wolf SiegertZUM Mittwoch Letzte Bearbeitung: 14. Mai 2020 um 12 Uhr 42 Minutenzum Post-Scriptum

 

Das Beste von der ersten der heutigen Video-Präsentationen zu dem Thema „Was Corona uns Leadern lehrt?“ gleich vorab, diese hier im Verlauf der Präsentation eingeblendete Folie

Ansonsten werden wir in diesem Falle auf das weitere öffentliche Zitieren von "Ross und Reiter" verzichten, dann all das, was in diesen gut 20 Minuten Vortrag zu hören war, das waren- Sorry Folks - Binsenweisheiten.

Wenn es jemandem gelingt, sich als "Executive Mentor, Autor und Redner" seit 15 Jahren im Markt zu halten und dort zu etablieren, dann ist das - gerade in Zeiten wie diesen - gut für diesen Mann.

Aber ist es nicht eigentlich erschreckend, dass es offensichtlich immer noch gelingen kann, auf diesem Wege mit solchen Sprüchen sein Geld zu verdienen? Ist es wirklich so, dass es immer noch eine nicht zu unterschätzende Anzahl von Unternehmerinnen und Unternehmern gibt, die sich solche Standardsätze wie: "Der Wandel ist die einzige Konstante" noch zu Gemüte führen müssen und lernen, damit umzugehen?

Was wir aus der Corona-Zeit gelernt hätten: Demut zu zeigen, Verzicht zu üben, und damit umgehen zu können, dass es keine Ablenkungen mehr gäbe... sagt der Vortragende. Und das mit einem Brustton der Überzeugung, sich selbst als moving target vor der Kamera platzierend, in dem Irrglauben, darauf verzichten zu können, mit einem Lavalier oder einem anderen damit vergleichbaren Körpermikrofon arbeiten zu müssen.

Und so kommt es, sicherlich so nicht gewollt, einmal mehr zu dieser sich selbst bestätigenden Konkordanz von Medium und Message: All das Gesagte ist vielleicht nicht gleich "Schall und Rauch", aber am Ende bleibt dann doch eher der Eindruck hängen von viel Hall und Raum-Klang...

Nein, und nochmals "nein": es geht hier nicht darum, Jemanden, der sich im Markt sicherlich seine Verdienste - im besten Sinne des Wortes - erworben hat, fertig zu machen. Aber es geht sehr wohl darum, an diesem Beispiel ebenso diskret wie nachdrücklich aufzuzeigen, dass es nicht (mehr) reicht, mit noch so gut gewählten Sätzen die Welt des klassischen Unternehmertums - wo es diese überhaupt noch geben sollte - vom Kopf auf die Füsse zu stellen. Oder, weniger radikal formuliert, wo man inzwischen gelernt hat, auch dem Fussvolk zuzubilligen, mitreden zu dürfen. Oder, polemisch hinzugefügt, sogar mitzudenken?!

Der einzig überzeugende Spruch an diesem Vormittag lautete: „Wir Menschen leben im blinden Fleck von uns selbst…“ und der hier zitierte Berater rät den Entscheidern, die teuren Berater wieder nach Hause zu schicken... was also stattdessen tun?

Wie wäre es mit diesem Artikel aus der Zeitschrift "Brigitte", der ohne Paywall zugänglich und so überschrieben ist: Blinder-Fleck-Effekt: Wenn einem Menschen einfach nicht zu helfen ist ....

So sehr es in diesem Text auch ’menschelt’, so klar kommt auch dieser letztendlich auf den Punkt, wenn es heisst:

Obwohl die Ursachen des Blinde-Fleck-Effekts von Situation zu Situation sowie natürlich von Mensch zu Mensch variieren, spielt eine Konstante oft eine große Rolle: Angst, insbesondere die Angst vor Veränderung. Lebensweise, Einstellungen und Gewohnheiten ändern erfordert Mut und Selbstbewusstsein, denn während wir bei dem, was wir kennen, Risiken, Nachteile etc. genau beurteilen und abschätzen können, ist all das bei Neuem stets ungewiss.