... ein (zu?) persönlicher Beitrag

VON Dr. Wolf SiegertZUM Mittwoch Letzte Bearbeitung: 25. August 2023 um 16 Uhr 50 Minutenzum Post-Scriptum

 

Am Morgen eines jeden Tages ist es zu einer all-täglichen guten Übung geworden, die Erlebnisse aus den vorangegangenen Träumen nochmals zu rekapitulieren und zu entschlüsseln. Das gelingt aufgrund der jahrelang eingeübten Praxis [1] recht gut.

Im Anschluss daran gibt es eine weitere Denkaufgabe, in der geprüft wird, ob und inwieweit diese im Traum erlebten Vorgänge Hinweise auf erlebte und bevorstehende Vorgängen sein könnten.

Heute will mir ein Telefonat mit meinem ehemaligen Buchhalter nicht mehr aus dem Kopf gehen - und soll hier wiedergegeben werden.

Der Mann hatte schon eine längere Zeit im Hospiz verbracht. Und konnte dann aber von dort aus im Rollstuhl in ein Seniorenheim (oder wie immer man das nennt) überführt werden. Eine Rückkehr in seine Wohnung, ein Zimmer mit einer Küchenzeile und Bad war nicht mehr möglich.

Der Mann hatte sonst keine weiteren persönlichen AnsprechpartnerInnen mehr und niemanden, die oder der all die Aufgaben der Organisation der eigenen Existenz hätte übernehmen können - was auch die eigenen Möglichkeiten überfordert hätte.

Also wurde von Amts wegen ein Betreuer eingesetzt und ihm meine Kontaktdaten mitgeteilt. Angerufen hat er aber nicht, niemals. Auch nicht, als es um die Auflösung der Wohnung des Mannes ging.

Wie in dem Gespräch jetzt mitgeteilt, wurde inzwischen ohne Rücksprache mit dem Betroffenen vom Ort des Geschehens die gesamte Wohnung samt aller persönlichen (Wert-)Gegenstände auf den Müll gefahren.

Das Meiste davon mag wohl objektiv wirklich ’schrottreif’ gewesen sein, aber warum war es nicht möglich, einige wenige persönliche Gegenstände von Wert vor der Vernichtung zu bewahren? Und seien es ’nur’ die Fotoalben gewesen, in denen der Mann seine wichtigsten Erinnerungen und Reisebilder gesammelt hatte.

Dieses zu tun, dazu hätte jederzeit die Bereitschaft bestanden, aber die Gelegenheit, dieses zu tun, wurde mir nicht gegeben.

WS :-(

P.S.

Am Ende der auf diesen Eintrag nachfolgenden Woche ist davon zu berichten, dass es nach mannigfachen Versuchen der Kontaktaufnahme mit der Wohungsverwaltung tatsächlich von dort einen Rückruf gab, obwohl diese Wohnung der für die Neuvermietung zuständigen Person noch gar nicht bekannt war.

Diktum: Das müsse jetzt erst einmal geklärt werden... nur so viel könne schon gesagt werden: ein neuer Mietvertrag müsse auf mindestens drei Jahre abgeschlossen werden und hätte einen höheren Preis als der bisherige.

Schriftlich bisher nicht bestätigte Erkundigungen haben ergeben, dass statt der bisher aufgerufenen 378,- zur Neuvermietung 700,- Euro im Raum stehen.

Anmerkungen

[1Siehe dazu den anonym publizierten Beitrag "Traumtranskripte und Individuation. Mementos aus dem mentalen Maschinenhaus.“ In: Claus Braun (Hrsg.): "Traumarbeit in Gruppen" Brandes & Apsel Frankfurt a.M. 2022


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