Wenn der Teufel mit dem Belzebub...

VON Dr. Wolf SiegertZUM Montag Letzte Bearbeitung: 24. Mai 2005 um 10 Uhr 35 Minuten

 

Die beruflich bestallten Auguren der Meinungswirtschaft hatten ja bereits den Teufel an die Wand gemalt: den Untergang der SPD in ihrem "Heimatland" Nordrhein-Westfahlen.

Es war spannender als jede ZDF-Kanzler-Serie: am Sonntagabend mitzuerleben, wie an einem Zipfel des journalistischen Bemühens die Intransparenz der Macht im Bundeskanzleramt plötzlich ein Stück weit transparent wird.

Es war das seit langem am besten gehütete Geheimnis, dieser "Plan-B" für den Fall der Niederlage der SPD in ihrem "Heimatland" - und es war erstaunlich aus den Interviews herauszufiltern, wer davon wusste: Reinhard Büttighofer etwa [1], Bundesgeschäftsführer bei den Grünen, aber nicht der SPD Generalsekretär Klaus Uwe Benneter [sic]. Und als klar wurde, wie eindeutig die Niederlage trotz des Super Kandidaten sein würde - der auch von dem "Plan-B" zuvor genau gewusst hatte - wurde dieser nun umgesetzt: Schritt für Schritt.

So war der Opposition nicht einmal der Zeit der Freude gegönnt über die Übernahme der Macht in NRW. Und den Genossen an der Basis wurde bereits 20 Minuten nach dem Schliessen der Wahllokale wieder etwas "zu beissen" gegeben, bevor sie sich ober der niederschmetternden Ergebnisse nunmehr selbst zerfleischen. "Wenn wir es schon mit dem Teufel zu tun haben, liebe Genossinen und Genossen, dann wollen wir ihn zumindest mit dem Belzebub austreiben!". Clever, echt Clever.

Und was für ein Timing. Und was für ein Casting. Und wie genau die Einsätze. Und wie klar die Worte. Jeder in der Führung wusste genau, was er zu tun hatte, und wann. Der Kanzler "en direct" in der Tagesschau. Mit fast 5 Minuten Sendezeit von insgesamt 15! Das ARD-Büro in Berlin ist nur noch sein Steigbügelhalter, was denen offensichtlich auch bewusst ist. Aber machen können sie alle dagegen nichts.

Jetzt, wo die Luft zu dünn geworden ist zum Durchatmen, räumt der Kanzler die Wolken der Gram beiseite und droht der Opposition mit der Überlassung der Macht, in dem er den Souverän befragen will, das Volk: Solle sie sich doch mal für vier Jahre um die aufbrechende Ozonschicht kümmern, die einst - soziales Netz genannt - den Menschen versprach, dass der Staat ihr Freund sei, und Helfer.

Hilf Dir selbst, dann hilft Dir Gott: so der Abgesang dieser Tage. Schliesslich sollen doch nun auch auf Bundesebene zwei christliche Parteien an die Macht. Und das mit einer Frau an der Spitze. Dass das passieren wird, dafür muss man noch nicht einmal den Teufel an die Wand malen. Die Meinungsforscher kennen auch die Ergebnisse dieser "Sonntagsfrage" [2] bereits: Merkel gegen Schröder. Und Merkel wird gewinnen.

Bleibt nur noch die Frage, wer in der nächsten Runde gegen Merkel gewinnen wird: Roland Koch oder Christian Wulf ?

WS.

Anmerkungen

[1ganz im Gegensatz zu der Ansicht, die die Autoren Jörg Michel und Regine Zylka in der Ausgabe der "Berliner Zeitung" vom 23.Mai vertreten

[2... ein echtes Vergnügen zu hören, wie im "Eifer des Gefechtes" der abendlichen Live-Sendung des Deutschlandfunks der moderierende Redakteur vergass, das Mikro herunterzudrehen und im "on" seinen Kollegen in Berin bat, doch bitte auch diese für die SPD noch katastrophaleren Ergebnisse der "Sonntagsumfrage" mit zur Sprache zu bringen.


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