Book Fair Blues

VON Dr. Wolf SiegertZUM Freitag Letzte Bearbeitung: 28. Juli 2006 um 19 Uhr 10 Minuten

 

Die Buchmesse in Frankfurt am Main ist immer noch einer der Favoriten im jährlichen Kalender. Bedauerlich, dass in diesem Jahr nur ein Tag Zeit dafür blieb - ein Tag, der morgens um 5 Uhr begann und in der Nacht nach 1 Uhr endete [1]. Aber wie gut, dass es zumindest diesen einen Tag möglich war, alles andere stehen und liegen zu lassen und stattdessen nach Frankfurt zu fahren.

Die Begegnung mit den Angeboten der Messe beginnt bereits: Auf dem Bahnhof.

Es gelten die Regeln des Urheberrechts all rights reserved

Snoopy, überlebensgross, begrüsst Gross und Klein. Und die Promotorinnen machen mit ihren Begleitbroschüren darauf aufmerksam, dass es ab jetzt eine ganze Reihe von Büchern mit den bekanntesten Comics der westlichen Welt zu kaufen gibt. Gleich nebenan, im "Bookshop", im Bahnhof. Oder im FAZ-Internet-Shop. Jede Woche neu: Von Superman bis Lucky Luke, 4.90 Euro pro Buch und Band. Die Aufforderung der Werbeleute ist eindeutig: "Jetzt zuschlagen!" fordern sie.

Wie schön, dass zumindest der grosse Snoopy für die Jüngeren noch einige Streicheleinheiten bereithält.

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Zwei Stationen mit der S-Bahn, und schon ist man inmitten des Messegeländes. Aussen noch eine Baustelle, aber im Inneren schon ein modern ausgebautes Gehäuse mit gut klimatisierten und vielen lichten Hallen - und vor allem mit einem guten, klar und deutlich auch von weitem erkennbaren Leitsystem.

Der erste Termin ist ein Flop. Im Pressezentrum wird dazu eingeladen, Frau Christine Weiss auf ihrem Messerundgang zu begleiten. Als es schliesslich zum Matchmaking kommt, ergeht allerdings die Auskunft, dass es für einen persönlichen Kontakt mit Frau Weiss jetzt zu spät sei :-(

Auch wenn in diesem Falle im Ergebnis negativ, positiv bleibt bereits nach wenigen Stunden als Eindruck auf dem Gelände festzuhalten, dass es hier so etwas wie eine echte "Gleichberechtigung" von Männern und Frauen zu geben scheint. Ja, auch hier treten Frauen als Promoterinnen auf und sind in der Garderobe für die Annahme der Mäntel und Taschen zuständig - aber eben nicht nur!

Im Gegensatz zu vielen anderen Industriemessen und den dort gemachten Erfahrungen [2] ist hier - zumindest fordergründig - nicht diese Dominanz der "Männerwirtschaft" festzustellen ist. Und bereits diese Erfahrung im Umgang miteinander macht die Messe wirklich zu einem Favoriten im jährlichen Messekalender.

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Aber auch auf die Männer erlaubt diese Veranstaltung einen anderen Blick. Am Abend eines langen Messetages finden sich einige wenige Versprengte von uns in der Dunkelheit der eingebrochenen Nacht auf dem Messehauptplatz wieder. Dort sind in einem grossen, auf einem mit einem Teppich bezogenen und mit Stühlen ausgestatteten Rondell alle 30 Bände der neuen Brockhaus Enzykolpädie aufgestellt: Überlebensgross.

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Nähert man sich dieser Bücher-Skulptur, hört man eine Reihe von Stimmen und Tönen, die aus den Büchern all jene ansprechen, die sich in die Mitte dieses Rondells begeben, dort stehen bleiben oder vielleicht auch setzen, auf jeden Fall dort für einen Moment verweilen und vielleicht denken: "Oh, Augenblick, du bist so schön..."

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Inmitten dieses Bücher-Grals er-scheint, stonehenge-gleich, eine elektrische Sonne und illuminiert ein elektronisches Speichermedium als Alternative und zugleich Mittelpunkt dieses Werkes - in Gestalt eines USB-Memory-Sticks: Der Welt-Geist als letztendlich entstofflichte Form des Wissens, der hier in der Pose eines Stonehenge-Monumentums und zugleich von der Leichtigkeit eines lichten Momentes inszeniert wird. [3]

Nun, an diesem Abend in dieser besonderen Umgebung und Stimmung findet sich jener Mann ein, der dieses Alles in Gang, den Mut und das Kapital aufgebracht hat, noch einmal ein solches neues Gesamt-Werk in deutscher Sprache aufzulegen und dieses zugleich werbend wie szenisch wirkend als Kunst-Werk zu inszenieren.

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Es tut gut zu sehen und als zufälliger Gast miterleben zu dürfen, wie hier jemand, der sein Werk vollbracht hat, sich die Zeit nimmt und sich sprich-wörtlich "inmitten dieses Werkes" platziert, sich mit seinem Wirken und sich selbst verständigt: Und dann zum Telefon greift und jemanden in diesem ganz besonderen Moment anruft. Es ist das Bild einer beeindruckenden Synergie von höchst Privatem und zugleich weltweit Veröffentlichtem. Es ist intim und doch zugleich dem Wirken und Werk einer Person inhärent. Es ist wie ein Folie, wie eine Membran zwischen dem Privaten und dem Öffentlichen.

Vielleicht ist es ja gerade das, was immer wieder den besonderen Reiz dieser Messe ausmacht: Der Mensch. Im Spiegel seines Werkes. Im Mittelpunkt der Öffentlichkeit.

WS.