Am Mittwoch, den 15. März - während alle Augen auf den letzten CeBIT-Tag gerichtet waren - hatte sich Frau Dr. Merkel den Deutschen Fussballtrainer Jürgen Klinsmann einbestellt und ihm - auch nach dem mit 1 : 4 gegen Italien verlorenen Testspiel - das Vetrauen ausgesprochen.
Wie die Deutsche Welle am 16. März berichtete, soll Frau Dr. Merkel gesagt haben:
"I am confident that Klinsmann and his team are on the right track," said Merkel, adding that she was confident the World Cup "would be a success for Germany, both on and off the pitch."
Auch "Soccer-King" Beckenbauer war dabei, auch nachdem er "Klinsi" öffentlich in die Kritik genommen hatte: Nicht nur wegen der miesen Leistungen der Nationalmannschaft auf dem Platz, sondern auch wegen seiner Abwesenheit davor bei dem weltweiten Treffen aller Nationalmannschaftstrainer in Deutschland.
Nochmals die Deutsche Welle vom 7. März:
"He should have been here. This is an obligatory meeting and he does not have all that many meetings that are obligatory," Beckenbauer told reporters and then added tersely: "I don’t want to say anything more about it because the more I think about it, the more drastic my choice of words will become."
Heute, am 5. März wurde Herr Beckenbauer ins Aussenministerium einberufen. Während der Pressekonferenz wird Aussenminister Dr. Frank-Walter Steinmeier von diesem als "Lieber Herr Kollege" angesprochen, nachdem der AA-Chef ihn zuvor als "grossartiger Botschafter" und alsdann sogar als "Fussball-Aussenminister" per Handschlag inthronisiert hatte.
Schliesslich sei es dem "Kaiser" auf seiner Tour von Iran bis nach Australien "in ganz herausragender Weise gelungen" ein Deutschland-Bild mit Freundlichkeit und Herzlichkeit zu zeichnen [1]
Haben die Deutschen damit bis zur Fussball-WM eine neue aussen-politische Doppel-Spitze? [2]
Sprachlich war man zumindest bereits gut aufeinander abgestimmt: wer Weltmeister werden wolle, der müsse erst einmal Brasilien schlagen. So beide unisono.
Unbeantwortet blieb nur die Frage ans Protokoll, ob denn auch aus diesem Grunde die Fahne Brasiliens so postiert worden war, dass sie bei allen Foto-Shootings mit ins Blickfeld geraten musste?
Nach dem Ende des gemeinsamen Auftritts war es dann der so neu Inthronisierte und nicht der von der Politik autorisierte Chef des Auswärtigen Amtes, der im anschliessenden Interview-Rummel von der versammelten Reporterschaar in Beschlag genommen wurde.
Wenn der Herr Dr. Steinmeier vielleicht auch nicht gerade "auf verlorenem Posten" gestanden haben mag, so wurde er eigentlich doch nur von der eigenen Entourage angesprochen und von kaum einem anderen Mitglied der journalistischen Zunft.
Was solls: Nachdem bereits im letzten Jahr der Antrag zur Akkreditierung von "DaybyDay" beim Organisationskommitee in Frankfurt negativ beschieden worden war [3], fiel es nunmehr umso leichter, sich - ganz ohne Voranmeldung - dem politischen Vertreter der "Doppelspitze" zuzuwenden und ein persönliches Gespräch zu führen. [4]
Summa Summarum: Dr. Steinmeier als auch Frau Dr. Merkel haben es offensichtlich verstanden, sich nicht nur "vor den Karren" der Fussball-"Begeisterung" hängen, sondern sich auch von diesem mitziehen zu lassen.
Wenn die Politik die Kunst des Möglichen ist, dann ist die politische Philosphie die Kunst, das anscheinend Unmögliche politisch möglich zu machen [5]: Und dann ist das Philosophieren der Politik über den Fussball die Kunst, den Mangel an Begeisterung für das Mögliche durch das Hoffen auf die Wunder von Bern und Berlin kompensierbar zu machen.
WS.