ARD-Digital-Papier & -Praxis

VON Dr. Wolf SiegertZUM Dienstag Letzte Bearbeitung: 15. Juli 2007 um 18 Uhr 15 Minuten

 

Mit dem heutigen Datum wird seit 16:20 Uhr im ARD-Pressedienst bekanntgemacht [1] dass sich die Sendergruppe entschieden habe, im Rahmen der IFA als Partner für die

Orientierung in der digitalen Welt

zur Verfügung zu stehen.

Wir zitieren:

Ihren Auftritt bei der Internationalen Funkausstellung 2007 (31. August bis
5. September) stellt die ARD unter das Motto "ARD: Orientierung in der
digitalen Welt". Entsprechend dem neuen Konzept wird der Themenschwerpunkt
"Digitalisierung" in all seinen Facetten in der Halle 2.2 präsentiert.

Für Dagmar Reim, die Intendantin des federführenden Senders Rundfunk
Berlin-Brandenburg, bietet die IFA der ARD eine gute Gelegenheit "zu
zeigen, dass sie für die digitale Zukunft gut gerüstet ist. Die Programme
der ARD werden auch künftig die Zuschauerinnen und Zuschauer, die
Hörerinnen und Hörer erreichen - auf welchen Verbreitungswegen auch immer."

Für den ARD-Vorsitzenden Fritz Raff (Saarländischer Rundfunk) ist diese
wichtige Publikums- und Fachmesse "eine willkommene Plattform, im Gespräch
mit unserem Publikum eine Orientierung in der gelegentlich nicht so
übersichtlichen digitalen Welt des Rundfunks zu geben und gleichzeitig den
Kontakt mit dem Fachpublikum zu pflegen."

Neben den drei ARD-Programmangeboten EinsExtra, EinsPlus und EinsFestival,
die ausschließlich digital verbreitet werden, sind die Online-Angebote
DasErste.de und ARD.de hervorzuheben, die eine orts- und zeitsouveräne
Nutzung der Programmleistungen ermöglichen. Hinzu kommen die begleitenden
Dienste von ARD-Text. Produktionen auf einer zentralen Bühne und
Informationsstände der einzelnen Programme werden die Vielfalt des
ARD-Gesamtbouquets beleuchten und zugleich Das Erste als Leitprogramm der
ARD-Familie untermauern. Damit werden die Messebesucher in die Lage
versetzt, den Mehrwert, der sich für sie aus der Anwendung dieser
Technologien ergibt, intensiver kennenzulernen.

Präsentationen des RBB, der Deutschen Welle, von Deutschlandradio, ARTE,
PHOENIX, der GEZ und der ARD-Fernsehlotterie runden das ARD-Angebot bei der
IFA 2007 ab.

Was das Ganze nun wirklich bedeuten soll, dazu sind wenige Minuten zuvor - um 15:04 Uhr - aus gleicher Quelle die folgenden Zeilen "über den Ticker" gegangen

Thema ARD beschließt Strategie für die digitale Medienwelt -
Tagesschau aufs Handy
 [2]

Die ARD hat die Weichen für das digitale Zeitalter gestellt. Auf ihrer
Sitzung in Saarbrücken haben die Intendantinnen und Intendanten einstimmig
die ARD-Digitalstrategie verabschiedet. Das unter Federführung des
Saarländischen Rundfunks entstandene Strategiepapier vermittle einen
umfassenden Überblick über die Pläne und Positionen der ARD, unterstrich
der ARD-Vorsitzende Fritz Raff: "Die Palette reicht von HDTV und Handy-TV
über ein Audio- und Videoportal bis hin zu digitalen Zusatzangeboten im
Hörfunk. Wir wollen unserem Publikum großen Mehrwert ohne erheblichen
Mehraufwand bieten - jetzt kommt es darauf an, dass wir die Politik
überzeugen, uns das Tor in die digitale Welt rechtlich zu öffnen".

Fernsehzuschauer und Radiohörer haben künftig die Möglichkeit, deutlich
mehr Sendungen und Inhalte der ARD und ihrer Landesrundfunkanstalten
unabhängig von Ort und Zeit zu nutzen. So könne beispielsweise ab dem 16.
Juli die stündlich aktualisierte 100-Sekunden-Tagesschau von EinsExtra
jederzeit auf dem Handy abgerufen werden. Außerdem werde ein zentral auf
www.ard.de zugängliches Audio- und Videoportal rechtzeitig zur
Internationalen Funkausstellung Anfang September viele Fernseh- und
Hörfunkinhalte der ARD und ihrer Landesrundfunkanstalten kostenfrei für
einen Zeitraum von sieben Tagen zum Abruf bereitstellen.

Der ARD-Vorsitzende betonte, die ARD sehe in der Digitalisierung die große
Chance, dass die Gebührenzahler von den Programmen und Inhalten der ARD
noch mehr profitieren als im analogen Zeitalter: "Die Rundfunkgebühr wird
in der digitalen Medienwelt zur Content-Flatrate für Qualitätsinhalte."
Zentrale Aufgabe der ARD in einer immer kommerzialisierteren Welt mit
unzähligen Content-Angeboten sei es, den Bürgern Qualität, Orientierung und
Verlässlichkeit zu bieten: "Trotz zunehmender Individualisierung und
Nischenbildung wird sich die ARD mit den Themen auseinandersetzen, die
unsere Gesellschaft als Ganzes angehen."

Gleichzeitig biete die Digitalisierung auch die Chance, verstärkt jüngere
Zielgruppen zu gewinnen, sagte Raff: "Die stark ansteigende Nachfrage nach
den Podcast-Angeboten der ARD zeigt erfreulicherweise, dass selbst
anspruchsvolle Kulturbeiträge und längere Wortsendungen auch jüngere
Zielgruppen erreichen, wenn die Inhalte im Internet abrufbar sind." Zudem
wolle die ARD den Rundfunk auch in der digitalen Welt als Kulturgut
erhalten. "Allerdings müssen wir hinsichtlich Anmutung und inhaltlicher
Gestaltung noch mehr auf die nachwachsenden Generationen zugehen."

Gremienvorsitzende: Mehrwert für die Gesellschaft schaffen

Die Gremienvorsitzendenkonferenz unterstützt die strategischen Planungen
der ARD für die digitale Welt: "Wir halten es für richtig und wichtig, dass
die ARD die digitalen Plattformen und Verbreitungswege offensiv nutzt.
Allerdings muss die Schaffung von Mehrwert für die Gesellschaft (Public
Value) auch und gerade in der digitalen Welt höchste Priorität behalten. In
diesem Sinne ist das öffentlich-rechtliche Profil der ARD weiter zu
schärfen. Die Digitalisierung bietet neue vielversprechende Chancen, die
Jugend verstärkt für das öffentlich-rechtliche Angebot zu gewinnen. Diese
Chancen gilt es jetzt konsequent zu nutzen", sagte der Vorsitzende der
Gremienvorsitzendenkonferenz (GVK) der ARD, Volker Giersch.

Einstieg in HDTV zu Olympischen Spielen in Vancouver 2010

Den Einstieg in das hoch auflösende Fernsehen HDTV plant die ARD gemeinsam
mit dem ZDF für 2010. Die Olympischen Winterspiele in Vancouver im Februar
2010 werden bereits in HD ausgestrahlt. Im Anschluss an die Olympischen
Spiele wird das Erste simulcast in HD über Satellit gesendet. In den
Folgejahren wird die ARD der Marktentwicklung entsprechend weitere
ARD-Programme in HD-Qualität ausstrahlen. Gleichzeitig werden ARD-Programme
und -Inhalte zunehmend auch über Handy-TV empfangbar sein.

Öffentlich-rechtliches Profil der Digitalkanäle wird geschärft

Die Intendantinnen und Intendanten der ARD beschlossen in Saarbrücken, das
öffentlich-rechtliche Profil der drei Digitalkanäle der ARD weiter zu
schärfen: EinsExtra wird sich zu einem umfassenden Informationsprogramm mit
verlässlichem Nachrichtenangebot für alle Nutzungsformen und
Verbreitungswege weiter entwickeln. EinsPlus soll sich als Ratgeber-,
Service- und Wissenskanal profilieren. EinsFestival wird sowohl in seinen
Reportageformaten als auch im fiktionalen Bereich verstärkt ein jüngeres
und bildungsaffines Publikum ansprechen. Der ARD-Vorsitzende betonte, die
Fortentwicklung der Digitalkanäle folge der Devise "Umbau statt Ausbau".
Mehr als im analogen Zeitalter profitiere die ARD in der digitalen Welt von
Synergien, Kooperationen und intelligenter Vernetzung vorhandener Inhalte.

Audio- und Videoportal

Um die Auffindbarkeit von Sendungen und Inhalten zu verbessern, wird die
ARD ein über www.ARD.de zugängliches Audio- und Videoportal online
stellen, in dem viele Sendungen und Inhalte der ARD-Programme gebündelt
werden, die zum Abruf bereit stehen. Rechtzeitig zur
Internationalen Funkausstellung in Berlin werden zahlreiche Radio-Beiträge,
ausgewählte TV-Sendungen und Podcasts im neuen Design präsentiert. Anders
als bei den bisherigen Mediatheken enthalte das Audio- und Videoportal der
ARD nicht nur Fernsehsendungen, sondern auch Hörfunk-Beiträge. Dabei nutze
die ARD vorhandene Strukturen und Synergien, sagte Raff: "Das Portal
ist eine Art virtuelle Eingangstüre, die zu den dezentralen Inhalten der
Landesrundfunkanstalten führt. Die Nutzer haben dennoch den Eindruck eines
übersichtlichen und funktional einheitlichen ARD-Players." Für zusätzliche
Orientierung sorgen redaktionelle Module wie "Best of"-Kategorien oder
aktuelle Themenpakete.

Peter Boudgoust, Intendant des bei ARD.de federführenden SWR: "Unsere
Zuschauer und Zuhörer können im Online-Portal bei ARD.de künftig die
beliebtesten Sendungen auch nach deren Ausstrahlung noch nutzen, ganz
einfach per Mausklick und selbstverständlich kostenfrei. Wir schaffen hier
mit Hilfe der digitalen Technologie einen Mehrwert, der allen zugute
kommt."

Digitale Zusatzangebote im Hörfunk

Auch das Radio will die ARD in der digitalen Welt als eigenständiges Medium
weiterentwickeln. Um den Radiohörern den Übergang in das digitale Zeitalter
zu erleichtern, dürfe nicht nur technischer, sondern müsse auch
inhaltlicher Mehrwert geboten werden, sagte Raff. Die
Landesrundfunkanstalten der ARD bereiten deshalb gemeinsame programmliche
Konzepte für digitale Zusatzangebote in den Themenbereichen Kinder, Wissen
und Integration vor. Dabei würden bereits vorhandene Beiträge und Sendungen
zu neuen Formaten zusammengestellt: "Diese Zusatzangebote, die sich aus
vorhandenen Beiträgen speisen, werden von einer Landesrundfunkanstalt
federführend gebündelt und als Gemeinschaftsleistung der ARD angeboten."
Das Deutschlandradio sei dabei ausdrücklich zur Mitarbeit eingeladen.

Das Strategiepapier wird kontinuierlich weiter entwickelt, sowohl von
Seiten der Gremien der Landesrundfunkanstalten als auch auf ARD-Ebene durch
die ARD-Strategiegruppe.

Wer die ARD in ihrem Innersten kennt, der weiss, was für ein Kraftakt vorausgegangen ist, um diese Position - zumindest als Eckpapier - überhaupt soweit fixiert zu haben. Allerdings von einem "Wunder" zu sprechen, wie es gelegentlich off-the-record heisst, scheint dennoch nicht angebracht zu sein. Selbst "ein Blinder mit dem Krückstock" müsse bis dato zu sehen gelernt haben, dass es für und vor dieser Entwicklung kein zurück gibt. Und dennoch ist vielen nach wie vor nicht klar, dass die Digitalisierung nicht die Fortsetzung des Rundfunks mit anderen Mitteln bedeutet, sondern der Beginn des Endes des klassischen Rundfunkbegriffs in der bis heute noch so gerne gebrauchten Form bedeutet.

Von daher ist der Anspruch, den Zuschauern Orientierung vermitteln zu können, ein gewaltiger - ist man sich doch selber im Grunde immer noch nicht klar darüber, wohin die Reise gehen wird. ARD: "Ahoi"!

Anmerkungen

[1Wer aus diesen hier zitierten Zeilen nicht wirklich schlau geworden ist, der/die sollte sich wenden an die
ARD-Pressestelle des Saarländischen Rundfunks (SR),
Funkhaus Halberg,
66100 Saarbrücken,
Tel: 0681 / 602 2040,
Fax: 0681 / 602 2049,
E-Mail: pressestelle@ard.de

[2Aus den gewöhlich gut unterrichteten Kreisen ist "Mitte Juli" mit dem Start zu rechnen.


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