Distri-Typen

VON Dr. Wolf SiegertZUM Freitag Letzte Bearbeitung: 15. Januar 2015 um 18 Uhr 57 Minuten

 

In dieser Woche geschah es gleich zweimal, dass für das Büro avisiertes Gerät – ein Dokumentenscanner und ein Notebook – nicht eingetroffen sind.

Im Falle des Scanners war eine Anlieferung auf der CeBIT verabredet worden – als Bemusterung mit Kaufoption – aber als bis Ostern kein Gerät kam, stellte sich heraus, dass der Auftrag beim Distributer noch gar nicht aufgenommen und in das System eingegeben worden war.

Im Falle des Notebooks war ein Geräte zur Wochenmitte ausgesucht und bestellt worden und am Freitag stellte sich heraus, dass das Gerät nicht nur nicht zu diesem Tag nicht angeliefert werden wird, sondern dass der Bestellvorgang noch gar nicht im System aufgenommen worden war.

Im ersten Fall stelle sich heraus, dass sich der Mann weder an das von ihm vorgeschlagene Geräte noch an die Bedingungen des ausgemachten Vertrages hat erinnern können, dass er darüber hinaus krank geworden war und schlicht und einfach all die anstehenden Aufgaben nicht mehr „auf die Reihe bekommen“ hatten.

Im ersten Fall war es nicht möglich, den Gesprächspartner am Freitag zur Rede zu stellen, obwohl er – erstaunlich genug – bis am Nachmittag um 17 Uhr in der Firma anwesend war und die für einen solchen Fall telefonisch vorgeschaltete Kollegin zugesichert hatte, ich noch für diesen Tag zu einem Rückruf zu bewegen.

Diese beiden Fälle sind sich vielleicht nur zufällig in vielem ähnlich. In beiden Fällen war der persönliche Kontakt ein guter. Egal ob jetzt bei der ersten Begegnung auf der CeBIT oder im zweiten Fall nach einer wiederholten Bestellung am Telefon. In beiden Fällen waren die internen Systeme so geschaltet, dass ein eingehender Anruf auf jeden Fall angenommen und von einer freundlichen, wenn auch nicht wirklich zuständigen Peson abgefangen wird. Und in beiden Fällen hat die auf diesem jeweiligen Um-Weg abgesetzte Nachricht nicht wirklich etwas bewirken können: Im ersten Falle wurde nun eine Lieferung für die Folgewochen angekündigt, im zweiten wird es ebenfalls wohl oder über zu einer Auslieferung kommen, zusammen mit einer guten Begründung, warum der avisierte Termin nicht eingehalten werden konnte.

Da von unserem Büro nur wenige Bestellungen auf diesem Wege pro Jahr ausgelöst werden, ist es eigentlich nicht möglich, aus solchen Geschehnissen wirklich allgemein gültigere Schlussfolgerungen zu ziehen. Andererseits gegen diese ebenso kleinen wie dennoch ärgerlichen Ereignisse Grund, kurz darüber nachzudenken.

Ein Anruf bei einem Distributer ist immer schon ein potenzieller Kauf-Antrag. Und so merkt man auch deutlich, dass alles – zumindest technisch – Mögliche unternommen wird, um diesen nicht auf der Strecke vom ersten Klingelzeichen am „PABX-Switchboard“ bis hin zum entscheidenden Kaufakt zu verlieren. Auf der anderen Seite wird deutlich, dass sich im Verlauf dieser Verkaufsentscheidung zwei Menschen unterhalten, die sich nicht eigentlich wirklich etwas zu sagen haben. Der Käufer hat eigentlich nur insoweit am „Supply-Channel“ ein Interesse, als dass dieser auch zu den von beiden Seiten ausgehandelten Konditionen auch funktioniert. Man redet nur und solange miteinander, bis das der Auftrag ausgelöst bzw. auch in Form einer entsprechenden An-Lieferung konkretisiert hat – es sei denn, die Sachen kommen gar nicht an oder nicht zu dem verabredeten Zeitpunkt (wie in diesen hier beschriebenen Fällen) oder sie sind nicht vollständige, oder beschädigt, oder es sind die falschen Geräte, oder aber sie entsprechen nicht den auf dem Papier vorgegebenen Ausstattungsmerkmalen.

In sofern ist der Job eines Distri-Typen eigentlich ein nur wenig attraktiver. Man ist da, weil es halt nicht anders geht. Und man hat da zu sein, wenn etwas nicht geht, oder nicht so, wie besprochen. Und auch all das, was man zu besprechen hat, ist nicht gerade wirklich prickelnd. Letztendlich will man nichts anderes als seine Ware an den Mann oder auch an die Frau bringen. Und dafür Sorge trage, dass sich dieser Vorgang möglichst oft und möglichst langfristig mit möglichst interessanten Margen wiederholt.

Ein Job also, der „Fullfillment“ verlangt aber von dem man eigentlich nur wenig Erfüllung erwarten kann. Eine Arbeit, bei der letztendlich nur die richtigen Zahlen in der Excel-Tabelle von Wert sind und nicht jedwede hehren Worte. Und eine Aufgabe, die sich immer wieder in der Peripherie eines Kanals definiert, in dem das Können sich allenfalls dadurch definiert, dass alles gut ankommt, nachdem man selbst mit seinem Kunden gut ausgekommen ist.

Wer’s mag, mag’s mögen. Das Ziel, ausreichend Kohle zu ziehen und dabei ein so gutes Verhältnis zu seinen Kunden aufgebaut zu haben, dass man die Hoffnung haben kann, auch bei der Planung von Nachfolgegeschäften wieder als erster angesprochen zu werden, mag ebenso notwendig sein wie erstrebenswert. Denn schliesslich ist davon ja nicht nur der Transport von realen Gütern der Konsumation und der Re-Produktion abhängig, sondern auch von virtuellen: Telekommunikationsdiensten zum Beispiel oder Datendistribution & -Trafficmanagement.

So wissen auch wir aus der Medienwelt, dass „Content“ nur zum „King“ wird, wenn er vom „König-Kunden“ angenommen, will sagen, von ihm genutzt wird, weil und nachdem dieser ihm auch bereitgestellt werden konnte. Und diese Prädisposition und dieser Prozess der Bereitstellung ist schlussendlich auch nicht mehr als ein ganz klassischer Distributionsdeal.

Und wenn man das so sieht, geht es den hier in diesem Beispielen Beschriebenen immer noch besser als jenen, die oft genug ihren „Content“ als Angebot im „Chanel“ bereithalten müssen aber dennoch nicht wissen, ob und wann und in welchem Umfang diese denn auch angenommen und damit abgenommen werden wird.

Unsere beiden in diesen Beispiel-Fällen beschriebenen Personen haben den grossen Vorteil, einen konkreten Auftrag in der Tasche zu haben – allenfalls noch eingeschränkt von dem Recht auf Rücktritt oder Wandel. Dass ihr Job dadurch nicht gerade besonders sexy wird, mag ihnen dabei gerne zugestanden sein und dass unser Büro aus ihrer Sicht nun alles andere ist der „der Bringer“ auch.

Und dennoch. Gerade Leute aus dieser Branche sollten nicht nur wissen, dass das richtige Wort zur richtigen Zeit bare Münze bedeutet, sondern sie sollten sich auch ihrerseits daran halten.

WS.


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