Strömende Medien

VON Dr. Wolf SiegertZUM Donnerstag Letzte Bearbeitung: 15. Januar 2015 um 21 Uhr 03 Minuten

 

Auf der Seite mit den " Aktuelle[n] Meldungen Kommunikation" von INFOSAT Online kommte es heute unter der Überschrift "Online-Angebote nach dem Vorbild der BBC" zur Wiedergabe des folgenden Gesprächs mit Tobias Kroha, dem Gründer von "stream-tv".

Digitalmagazin: Herr Kroha, die Seto GmbH hat vor kurzem die Website stream-tv gelauncht. Was waren die Beweggründe für den Start dieses Dienstes?

Kroha: Die Idee dafür existierte schon länger. Der Auslöser für die Umsetzung war schließlich, dass ich eines Abends in der ZDF Mediathek nach einer spannenden Reportage gesucht habe und sehr lange brauchte, etwas Passendes zu finden. Dabei gibt es eine Menge sehenswerter Sendungen online. Das Problem ist nur, dass sie in der Menge der Kurzbeiträge und Vorschauen untergehen. Dieses Problem lösen wir bei stream-tv durch einen Zeitfilter – die ganzen Schnipsel lassen sich einfach ausblenden. Der andere Grund ist natürlich, dass es einfach noch kein Angebot gab, das die verfügbaren Streams aller Sender übersichtlich auf einer Seite zusammenfasst. Bisher musste man die Senderwebsites selbst einzeln absuchen. Mit stream-tv ist das nun kein Problem mehr.

Digitalmagazin: Wie finanziert sich Ihr Angebot?

Kroha: Wir wollen im Laufe des nächsten halben Jahres mit der Schaltung von Werbung beginnen und stream-tv darüber finanzieren. Neben der üblichen Bannerwerbung denken wir, dass vor allem kontextsensitive Angebote interessant sind, also beispielsweise Anzeigen für thematisch zu einer Sendung passende Bücher oder DVDs.

Digitalmagazin: Gegenwärtig bilden Sie Free-to-Air-Angebote ab. Welche Sender sollen noch in das Angebot aufgenommen werden?

Kroha: Zunächst konzentrieren wir uns darauf die On-demand-Angebote der großen deutschen TV-Sender abzubilden. Als nächstes wollen wir Pro Sieben und Sat 1 aufnehmen, die beide eine Reihe von Sendungen zum Abruf bereitstellen. Im Zweifelsfall geht Qualität vor Vollständigkeit, d.h. wir haben nicht den Anspruch jeden Nischen- und Lokalsender aufzunehmen, wenn es zu Lasten der Übersichtlichkeit geht.

Digitalmagazin: Ist eine Erweiterung von Stream-TV auf Pay-Dienste denkbar?

Kroha: Theoretisch ja, über die konkrete Ausgestaltung wird aber noch zu sprechen sein. Die Besucher kommen ja zu uns, weil sie bei stream-tv auf einen Blick sehen, welche Sendungen kostenlos und legal im Netz bereitstehen. Diesen Mehrwert wollen wir auch in Zukunft auf jeden Fall bieten.

Digitalmagazin: Sie bündeln die IP-Angebote der großen Sender unter einem Dach und haben damit den direkten Vergleich – welche Mediatheken fallen besonders positiv auf, wo besteht noch Verbesserungsbedarf?

Kroha: Verbesserungsbedarf besteht generell bei der Übersichtlichkeit. Die wird oft zugunsten visueller Effekte vernachlässigt. Hier sehe ich das klare Design unserer Seite deutlich vorn. Und dass obwohl wir die Angebote von vielen Sender auf eine Seite packen. Was die Inhalte angeht, bietet das ZDF vergleichsweise viele vollständige Sendungen. Da hat die ARD noch Nachholbedarf.

Digitalmagazin: Die Internet-Angebote von ARD und ZDF sind derzeit Gegenstand heftiger Auseinandersetzungen, selbst EU-Kommissarin Reding hat sich bereits eingeschaltet. Ausbauen oder beschneiden – welchen Standpunkt vertreten Sie?

Kroha: Ich bin der Überzeugung, dass die Öffentlich-Rechtlichen im Internet vertreten sein müssen. Der Bedarf an qualitativ hochwertigen Sendungen bleibt vorhanden, auch wenn sich die technischen Übertragungswege wandeln. Weitreichende Einschränkungen würden längerfristig wohl den Todesstoß bedeuten. Wie ein attraktives und zukunftsfähiges Online-Angebot aussehen kann, zeigt die BBC.

Digitalmagazin: Vielen Dank für das Gespräch.

Interessant ist an diesem Interview eigentlich das, was hier nicht steht - ob es nicht gesagt wurde, steht noch auf einem anderen Blatt. Dass sich bereits jetzt ein erster Provider in Position bringt um jene Aufgaben der Distribution zu übernehmen, die ARD und ZDF demnächst für die dann neuen Programmangebote untersagt werden sollen. Der Satz "Zunächst konzentrieren wir uns darauf die On-demand-Angebote der großen deutschen TV-Sender abzubilden" spricht Bände.

Interessant, dass man darüber hinaus offensichtlich auch Programme ohne Zeitversetzung ausspielen will: so etwas am Freitag, 20.06.2008
ARD: Fußball-EM Live in der ARD (1 Film)
Fußball-EM: Kroatien - Türkei
Länge: 2:15
Livestream ab 20.30 Uhr.
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Interessant auch die Frage, ob Zatoo damit mit seinen inzwischen 70 Kanälen- allein in Deutschland - eine Konkurrenz bekommen hat oder ob diese Initiative eher wie das fliessendes Wasser ist, dessen Wirkung die schon seit sehr viel längerer Zeit klappernen Mühlen eher noch beschleunigt.