Journalismus auf Abwegen?

VON Dr. Wolf SiegertZUM Dienstag Letzte Bearbeitung: 16. Januar 2015 um 00 Uhr 21 Minuten

 

So jedenfalls lautet der Titel des ARTE-Themen-Abends, in dem es heute um die neuen Perspektiven und Probleme des Journalismus geht. Der Themenabend zeige, so die Reaktion auf ihrer THEMA-Seite: "vor welchen Herausforderungen der Journalismus im digitalen Zeitalter" stehe.

Der Abend ist in drei Teile gegliedert:

 Um 20.15 Uhr: „Verloren im Nachrichtendschungel”, ein Film von Ted Anspach.

Über die Aus-Wirkungen von Verschwörungstheorien heisst es:
"Vor allem Radikale jeglicher Couleur machen sich die Auswüchse des Internets zunutze. Und einzelne unterstützen dies zusätzlich. Vor allem Diktaturen haben verstanden, welchen Nutzen sie aus dem Internet ziehen können. Die Dokumentation verdeutlicht, was für die demokratischen Systeme auf dem Spiel steht und wie tiefgreifend sich die Informationslandschaft derzeit verändert."

 Um 20.55 Uhr: „ Frankreichs Meinungsmacher packen aus”, ein Film von D. Jeambar, F. Bordes & S. Kraland.

Der Schwerpunkt der Aussage dieses Films lautet:
"Die Diktatur der Emotionen, die immer gleichen Nachrichten als Endlosschleife auf allen Sendern, der Niedergang der traditionellen Printmedien - der Journalismus befindet sich in einer beispiellosen Krise. Viele Journalisten stehen in ständigem Konkurrenzkampf mit dem Internet, sind in einer finanziell prekären Lage oder mit ihren Redaktionen zerstritten. Journalistische Sorgfaltspflicht und Trennung von Nachricht und Meinung - diese journalistischen Grundprinzipien scheinen nur noch für die Mottenkiste zu taugen."

 Um 21.35 Uhr: Die Debatte, moderiert von Daniel Leconte.


Auf der Extra-Seite werden ein Reihe von Beispielen im Zusammenhang mit dem Thema Bürgerjournalismus vorgestellt:

* Wikinews.org

„Ein internationales Wikimedia-Projekt zur gemeinschaftlichen Erstellung einer freien und neutralen Nachrichtenquelle.”

* Onlinezeitung24.de

„Eine Onlinezeitung in der Bürgerjournalismus Programm ist. Leser schreiben die Artikel selber.”

* shortnews.de

„Die News-Community berichtet über aktuelle Themen aus allen Bereichen und bietet die Möglichkeit der Bewertung und Diskussion der Meldungen.”

* suedcafe.sueddeutsche.de - Die Leser-Lounge bei Sueddeutsche.de

Im März 2007 eröffnete Sueddeutsche.de das suedcafe. So lautet die Beschreibung: „Leser haben hier die Möglichkeit, sich kennen zu lernen und auszutauschen. Um Mitglied zu werden, muss man sich eine eigene Profilseite einrichten. Auf den Profilseiten stellen sich die Mitglieder vor und kommunizieren miteinander. So gehört zum Beispiel zu jeder Profilseite ein Gästebuch, in dem sich die Mitglieder Nachrichten hinterlassen können.”

* Neon.de

Die Nutzer des Jugendmagazins können auf dieser Website eigene Artikel schreiben. Die Besten werden im gedruckten „Neon” veröffentlicht.

* blog.hna.de

Die HNA (Zeitung mit Nachrichten aus Hessen, Niedersachsen, Deutschland und der Welt) bietet ein Leser-Blog: "Auf dieser Plattform werden Sie Ihr eigener Redakteur: Hier können Sie sowohl Geschichten privater Natur, Berichte zu tagesaktuellen Themen oder auch besondere Fotos veröffentlichen."

* Cafebabel.de

Ein europäisches Web-Magazin in sieben Sprachen. Um sein Ziel des Herausbildens einer europäischen Meinung zu erreichen, veröffentlicht es jede Woche eine gründliche Analyse der europäischen Aktualität. Ehrenamtliche verfassen und übersetzen den Inhalt der Seite, die von professionellen Journalisten herausgegeben wird.

* taurin-magazin.eu

Das Magazin der Bürgerinnen und Bürger Europas. Treffpunkt Europa ist eine Internetzeitschrift der Jungen Europäischen Föderalisten Deutschlands (JEF Deutschland).


Bereits am Nachmittag wird dieses Thema im Deutschlandfunk in der Sendung "Corso. Kultur nach 3" in einem Gespräch mit dem SZ-Redakteur Hans Leyendecker vorbereitet.

Der Moderator Mischa Kresikott spricht von der schrillen, hektischen Aufmerksamkeitsökonomie, mit der der Zusammenbruch des traditionellen Zeitungsgewerbes aufgefangen werden soll.

Es gelten die Regeln des Urheberrechts all rights reserved

Der Befragte sagt, dass es eine richtige Paranoia von Verschwörungsgemeinschaften gäbe, in Frankreich noch mehr als in Deutschland. Und diese Meinungen würden - zumindest dort - auch ihren Markt finden.

Dennoch sei es deshalb in Deutschland aber nicht leichter, hier noch ein Publikum zu finden, das "differenziert zuhören möchte", das es gut fände, wenn der Leser davon überrascht werde, wenn der Redakteur ganz anderer Meinung sei als man selber.

Gibt es, so fragt er, noch ein Publikum, das Nachrichten sucht und anzunehmen bereit sei, die nicht die eigene Meinungen bestätigten.

Die Möglichkeiten, sich zu informieren, seien heute grösser als je zuvor. Und doch wissen wir heute oft weniger als je zuvor.

Deshalb die Suche nach neuen Trends und Möglichkeiten, aber auch die Plackerei von Zeitungs-Leuten, die bis zu drei Seiten am Tag "machen" müssten.

Das Gewerbe sei flüchtiger geworden. Die Möglichkeit, über Monate an einem Thema dran zu sein, sei heute reiner Luxus.

Wichtig sei die Eigenständigkeit des Profils und der Redaktionen. Denn gerade heute habe man noch nie so viele gute Journalisten im Hause gehabt, von ihrer Ausbildung her und weil sie auch international so gut vernetzt wären.

Wolle man hier im Positiven weitermachen, dann werde das - im Printbereich - in Zukunft zwangsläufig zu höheren Preisen führen müssen. Und: Im lokalen Bereich werde es zunehmende Eigeninitiativen geben, die auch auf Dauer auch wirtschaftlich erfolgreich sein könnten.



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