† Friedrich

VON Dr. Wolf SiegertZUM Dienstag Letzte Bearbeitung: 18. Dezember 2016 um 13 Uhr 49 Minutenzum Post-Scriptum

 

Friedrich Kittler ist tot.

Und damit einer jener Fürsprecher und Unterstützer der eigenen Arbeit, der immer wieder sich erneuernden Bemühungen, Denken und Handeln in einen Zusammenhang zu stellen, der Sinn macht und Sinn stiftet.

Dafür sei ihm an dieser Stelle gedankt, eine letzte Zigarette mit ihm geraucht, das letzte Glas mit ihm getrunken.

Über sein Werk und sein Wesen:

 Thomas Steinfeld in einem Nachruf über ihn als einen trotzigen Helden des intellektuellen Widerstands [1]:

"Friedrich Kittler war ein professoraler Spekulant, ein besessener Gedankenspieler, wie es ihn seit dem Ende der großen idealistischen Weltgebäude des frühen neunzehnten Jahrhunderts nicht mehr gegeben hat. "

Wenn es einem angesichts seines Todes nicht die Sprache verschlagen hat, besser kann man ihn eigentlich kaum würdigen.

Und dann finden sich über die Tage weitere Texte, die auf sein Wesen und Werk eingehen. Und aus denen nur jene Zeilen zitiert werden, mit denen der hier Betroffene eine ganz besondere Beziehung aufgrund der eigenen Erfahrungen machen kann:

 Maximilian Probst: "Medien sind die Kinder des Krieges. Die Technik ist der Weltgeist, und die Menschen sind nur ein Phantasma. Zum Tod des Kulturwissenschaftlers Friedrich Kittler. In: Die Zeit, Hamburg, vom 20. Oktober 2011

"Kurz: Kittler war das, was landläufig als Genie bezeichnet wird."
Und er behauptet, dass "im Lasergewitter der Diskotheken" er "das einzige Glück" darin gefunden habe, "ihren Schaltplan zu verstehen".
Bei einem Gespräch in seiner Wohnung in geradezu diskret dominanter Gegenwart eines seiner Synthesizer war die Beschäftigung mit dem Thema der Musik und der Freunde an derselben ein ebenso belebendes und lebendiges Element der Wahrnehmung wie die Spekulationen über die Wirkungsweise von Dioden und Transistoren.

 Cord Riechelmann: "Der Nachtigall fehlt nur der Logos. Der Mann, der die Hardware des Denkens erforschte - eine Erinnerung an Friedrich Kittler. In: Frankfurter Allgemeines Sonntagszeitung vom 23. Oktober 2011. Nr. 42 S. 31 (Medien)

"Kittler kannte nicht nur einen Synthesizer von innen und die Deutschen Industrienormen, er hatte auch die Dichter der Romantik und die Schriften jener Philosophen und Literaturwissenschaftler, die er verdammte, wirklich gelesen"

Und: Wir waren uns einig darin, dass die Einführung von DIN-Normen nach China [2] eine der wichtigsten Errungenschaften des Exports deutscher "Kultur" gewesen sei.

WS.