Von der "Kaderschmiede" zur Exzellenz-Uni

VON Dr. Wolf SiegertZUM Samstag Letzte Bearbeitung: 19. Januar 2015 um 16 Uhr 53 Minuten

 

Als "Höhepunkt unserer mehr als 40-jährigen Universitätsgeschichte“ beschreibt der amtierende Rektor der Universität Bremen die Entscheidung, nach ersten Erfolgen im Jahr 2006 nun einer Hochschule im Norden der Republik den Titel einer Exzellenz-Universität zu vergeben. [1]

Und weiter: "in den vergangenen Jahren konnte man nicht sicher sein, ob wir ‚draußen‘ auch so positiv wahrgenommen werden. "

Und dennoch: So ganz und gar ohne den Mut, an den Erfolg zu glauben, war man offensichtlich nicht [2]: Konnten doch im Anschluss an die Verkündung der bis dahin - offiziell - nicht bekannten Entscheidung zwei grosse Plakate entrollt werden. Eines davon mit der Aufschrift:

" EXZELLENT. GEWINNERIN IN DER EXZELLENZINITIAITVE "

Geschrieben in weissen Versalien auf rotem Grund.

Und das vielleicht nicht ohne einen vielsagenden Grund: Um so sagen zu können, die Uni habe sich nun endgültig weissgewaschen von ihrem Image einer "roten Kaderschmiede".

Dazu die BILD-Zeitung in ihrer Lokalausgabe vom 31. Oktober 2011 16:55 Uhr:

Bremen (dpa/lni) - Mit einem Festakt im Rathaus hat die Bremer Universität ihr 40-jähriges Bestehen gefeiert. Bürgermeister Jens Böhrnsen (SPD) gratulierte der Hochschule am Montag auf der Festveranstaltung mit rund 350 Gästen zum runden Geburtstag. «Die Gründung der Bremer Universität war ein Meilenstein, wie wir nur wenige in der bremischen Geschichte erlebt haben.» Die Uni hatte am 14. Oktober 1971 mit 420 Studenten und 80 Hochschullehrern ihren Lehrbetrieb aufgenommen. Anfangs wurde die Reform-Einrichtung noch als «Rote Kaderschmiede» kritisiert, inzwischen ist sie bundesweit anerkannt. Heute sind 18 000 Studenten in zwölf Fachbereichen eingeschrieben. [3]

Von einem dieser 420 Studierenden des ersten Jahrgangs gehen heute die Glückwünsche nach Bremen!


Hier noch zwei Hinweise:

 auf die Sendung von radio bremen Redakteur Tobias Nagorny zum Thema "40 Jahre Universität Bremen", die erstmals am 30. Oktober 2011 im nordwest radio von 11:05 - 13 Uhr ausgespielt wurde und bis dato noch zum Nachhören und als Download zur Verfügung steht.

Weitere Beiträge des Senders können auf der Seite "Zwischen Kaderschmiede, Exzellenzinitiative und Technologiepark" abgerufen werden.

 auf einen ZEIT-Artikel von Eckhard Stengel vom 16. November 2011 14:55 Uhr, "Die wilden Jahre sind vorbei", in dem darauf verwiesen wird, das eines der für die Exzellenztitelvergabe zuständige Gremien, die Deutsche Forschungsgemeinschaft, DFG, die Universität Bremen erst 15 (in Worten: fünfzehn) Jahre nach ihrer Gründung - also im Jahr 1986 - in ihre Reihen aufgenommen habe.

Anmerkungen

[2Der Rektor Wilfried Müller in dem am 18. Oktober 2011 von factundfilm auf YouTube eingspielten Trailer zur Kinodoku: "„Von Marx zu Darwin — Universität Bremen - Eine Zeitreise": "Ich hab’ im Moment den berühmt berüchtigten Tunnelblick, dass wir in dieser Exzellenzinitiative gewinnen."

[3Mit Verlaub gesagt: Sie ist mehr als nur kritisiert worden - und das nicht nur am Anfang. Die "mit Auszeichnung" in den Jahren 74 und 76 abgelegten Staatsexamina wurden noch mehr als ein Jahrzehnt danach in Bonn zum Anlass genommen, zu behaupten, dass solche Zensuren nur aufgrund von "politischer Kollaboration" zustande gekommen seinen.
Ein "Argument", mit dem dann die weitere Universitätskarriere des Autors im In- wie im Ausland zunächst recht nachhaltig hat torpediert werden können.


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