1.8.: Deutsche Kriegserklärung an Russland

VON Dr. Wolf SiegertZUM Freitag Letzte Bearbeitung: 31. Dezember 2014 um 00 Uhr 03 Minuten

 

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Bernd Ulrich zitiert in seinem Beitrag: "Der Erste Weltkrieg beginnt" im KALENDERBLATT des Deutschlandfunks vom 1. August 2014 Stefan Zweig mit dessen Worten:

"Jeder einzelne erlebte eine Steigerung seines Ichs, er war nicht mehr der isolierte Mensch von früher, er war eingetan in eine Masse, er war Volk, und seine Person, seine sonst unbeachtete Person hatte einen Sinn bekommen: er konnte Held werden"

Und heute? Nennt man das "communitiy building" ?!

Dieses Thema - und Fragen wie diese, so unangemessen sie auch klingen mögen - werden uns nicht nur heute beschäftigen, sondern - mindestens - über die nächsten vier Jahre hinweg.

In dem gleichen Beitrag wird Elias Canetti zitiert, der diesen Tag bei einem Kurkonzert "in Baden bei Wien" mit neun Jahren so erlebt hatte:

"Deutschland hat Russland den Krieg erklärt. Die Kapelle stimmte die österreichische Kaiserhymne an, gefolgt von der deutschen Hymne ‚Heil dir im Siegerkranz’. Es war, was mir, mit anderen Worten, von England als ‚God save the King’ vertraut war. Ich weiß nicht, ob es aus alter Gewohnheit war, vielleicht auch aus Trotz, ich sang, so laut ich konnte, die englischen Worte mit und meine kleinen Brüder, in ihrer Ahnungslosigkeit, taten mir’s mit ihren dünnen Stimmchen nach."
"Plötzlich sah ich wutverzerrte Gesichter um mich und Arme und Hände, die auf mich losschlugen. Selbst meine kleinen Brüder bekamen etwas von den Schlägen ab. Aber was mich viel mehr beeindruckte, waren die haßverzerrten Gesichter."

Welch bessere Leseempfehlung gäbe es als die des Rezensenten Michael Maar für das posthum veröffentlichte "Buch gegen den Tod" von Elias Canetti. In der Zeit vom 7. Juli 2014 ist zu lesen:

"Um es vorwegzunehmen: Wenn der Hanser Verlag in dieser Saison nur dieses eine Werk veröffentlicht hätte, Canettis Buch gegen den Tod, er hätte seinen Job getan."


Weitere Beiträge:

Von Gesine Dornblüth über die Einweihung eines Denkmals für den Ersten Weltkrieg: Späte Aufarbeitung in der Sendung FAZIT vom 1. August 2014

Das Interview von Dieter Kassel mit dem Historiker Jörn Leonhard von der Uni Freiburg: "Phantomschmerz" bei vielen Russen


Vor einem Jahr, am 1. August 2013, war in Russland das Anti-Piraterie-Gesetz in Kraft getreten.

In der Fazit-Sendung vom 30.07.2014 heisst es in den Kulturnachrichten:

"Die unabhängigen Medien in Russland sind seit Monaten unter massivem Druck des Staates", sagte ROG-Vorstandssprecher Michael Rediske in Berlin. Jetzt würden auch noch die letzten Freiräume gekappt. Das Gesetz soll demnach zum 1. August in Kraft treten. Nach Angaben der Organisation [Reporter ohne Grenzen] könnten Behörden künftig Blogger und auch Nutzer sozialer Netzwerke auffordern, sich bei der Medienaufsichtsbehörde Roskomnadsor registrieren zu lassen. Wird nicht Nachname, der Anfangsbuchstabe des Vornamens und eine Mail-Adresse veröffentlicht, droht eine Geldstrafe. Auch für Blogger und Nutzer gelte dann das Verbot, andere Personen oder Gruppen "in Misskredit zu bringen". Zahlreiche regierungskritische Seiten sind in Russland bereits offiziell verboten worden.


Und der SPIEGEL schreibt in seiner Ausgabe vom 28. Juli 2014, Heft 31:

" Die Hälfte der Befragten glaubt an einen dritten Weltkrieg
Gleichzeitig fürchten viele Russen eine Eskalation: Zwei Drittel der Befragten meinen, dass der Konflikt in einen Krieg zwischen Russland und der Ukraine münden könnte. Die Hälfte glaubt sogar an einen dritten Weltkrieg.
"

Und: "Er", der SPIEGEL, will Politik machen und macht sich ob dieser Ergebnisse zum Fürsprecher der Putin-Gegner.

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Ist das nun mutig - oder schäbig - dies auf dem Trittbrett der Portraits all jener Toten zu tun, die als Passagiere des Fluges MH17 in der Luft abgeschossen worden sind. [1]

Nochmals, wir sind heute an dem Tag angekommen, an dem vor 100 Jahren Deutschland den Krieg erklärt hat.