Gehe ins Gefängnis. Begib Dich...

VON Dr. Wolf SiegertZUM Samstag Letzte Bearbeitung: 30. Dezember 2014 um 21 Uhr 01 Minuten

 

"Gehe ins Gefängnis.
Begib Dich direkt dort hin.
Gehe nicht über Los.
Ziehe nicht € [...] ein."

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Auszug aus der Presseschau des Deutschlandfunks vom Samstag, den 15. November 2014, ab 07:05 Uhr [2] und vom vorangegangenen Abend ab 23:10 Uhr:

Der DONAU-KURIER aus Ingolstadt:

"Es drängt sich auch unter dem Eindruck der vorläufigen Untersuchungshaft für Middelhoff der Verdacht auf, dass der ehemalige Topmanager eigentlich für etwas ganz Anderes bestraft werden soll als für die ihm jetzt zur Last gelegten Verfehlungen. Damit wird das Essener Urteil äußerst fragwürdig."

Die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG:

"Jetzt, wo Middelhoff am Boden liegt, sollte man der Versuchung widerstehen, nachzutreten" [...] "Er war in guten wie in schlechten Zeiten als Manager auch ein Produkt seiner Zeit. Den damals drögen Medienkonzern Bertelsmann führte er ins Internet und bescherte ihm Milliardengewinne durch den nicht ganz freiwilligen Verkauf von AOL. Danach scheiterte Middelhoff auf ganzer Linie. Die ’Sanierung’ von Karstadt endete im Fiasko. Seine Unfähigkeit zu unterscheiden zwischen dem eigenen Vorteil und dem Nutzen für die Firma brach ihm vor Gericht das Genick"

Die FRANKFURTER RUNDSCHAU:

"Das ist nicht überraschend, aber bemerkenswert. Denn kein anderer Begriff scheint die Person Middelhoffs so präzise zu bezeichnen wie Fluchtgefahr. Zum Leben Middelhoffs gehörte das hektische Hin und Her zwischen Kontinenten, Ländern, Städten ohne Warum und Wozu - und die Flucht aus der Verantwortung als einziges ehernes Prinzip der Lebensgestaltung. In seinem Schlusswort hat Thomas Middelhoff beteuert: ’Ich kann mir kein Fehlverhalten vorwerfen.’ Vermutlich kann er das wirklich nicht. Eben das ist das Problem"

Die FREIE PRESSE aus Chemnitz:

"Drei Jahre soll Thomas Middelhoff ins Gefängnis. Das Gericht hat ihm nachgewiesen, 500.000 Euro veruntreut zu haben. Ein eher geringer Betrag, wenn man vergleicht, dass Uli Hoeneß wegen 30 Millionen Euro hinterzogener Steuern zu dreieinhalb Jahren Haft verurteilt wurde. Doch das Strafgericht hat mit dem Urteil vor allem auch eine Mahnung an all jene Manager ausgesprochen, die sehr großzügig mit dem Geld umgehen, das ihnen anvertraut wurde – besonders wenn es um höchstpersönliche Belange und Bequemlichkeiten des täglichen Lebens geht. Der Richter hat klargestellt: Es mag ja First-Class-Flüge geben, doch vor Gericht sind alle Sünder gleich"

Der KÖLNER STADT-ANZEIGER:

"Muss man Mitleid mit Thomas Middelhoff empfinden?" [...] "Nein, aber man darf. Einer, der sich für den Größten hielt und auch von vielen dafür gehalten wurde, ist ganz unten angekommen. Das ist kein Anlass zur Schadenfreude. Sondern letztlich eine menschliche Tragödie."

Die LÜBECKER NACHRICHTEN:

"Den vielen Menschen, die in der Ära Middelhoff ihren Job bei Arcandor verloren haben, mag das harte Urteil Genugtuung verschaffen. Doch eins muss klar sein: Es ging in diesem Verfahren niemals um die Tatsache, dass tausende Mitarbeiter des Karstadt-Konzerns rausgeworfen wurden, oder gar um die Frage, ob Middelhoffs Arbeit dem Unternehmen geschadet hat. Die Quittung dafür könnte ’Big T’ noch bekommen. Der nächste Prozess gegen ihn läuft schon."

Die RHEINISCHE POST aus Düsseldorf:

"Erwartet hat dieses Urteil gegen Thomas Middelhoff niemand. Selbst jene, die nicht mit einem Freispruch rechneten, müssen zugeben, dass sie allenfalls eine Bewährungs- oder Geldstrafe auf dem Schirm hatten. Jetzt muss Middelhoff in Haft – wenn das Urteil rechtskräftig wird. Eine gerechte Entscheidung."

Die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG aus München:

"Verhandelt wurde vordergründig die Rechtmäßigkeit von Flügen mit Hubschraubern und Privatjets, die Finanzierung einer Festschrift. Doch eigentlich war es ein Fallbeispiel, welchen Schaden der falsche Gebrauch von Einfluss und Macht haben können. Middelhoff war immer ein angestellter Manager, er handelte lediglich im Auftrag. Doch er benahm sich wie ein Sonnenkönig, dem niemand und nichts etwas anhaben kann, für den keine Regeln gelten sollten. Das zeigte sich einmal mehr auch im Gerichtssaal: Er gab sich völlig uneinsichtig und verwickelte sich nach Ansicht der Richter in viele Widersprüche. Der 61-Jährige hat sich das Urteil deshalb auch selbst zuzuschreiben. Es ist hart, aber nachvollziehbar"

Die SÜDWEST-PRESSE aus Ulm:

"Tiefer kann ein Mann nicht fallen" [...] "Middelhoff ist ein Beispiel dafür, wie Macht und Kritikunfähigkeit die Sicht auf die eigene Person verzerren können. Ein Vorbild für seine Mitarbeiter war er schon lange nicht mehr."

DIE WELT aus Berlin:

"Für eine egalitätssüchtige Nation wie die deutsche erscheinen solche Urteile besonders staatstragend. Doch der Triumph jener, die immer schon vermuten, dass ’die da oben’ völlig abgehoben sind, währt nur kurz. Denn das nahe an den Forderungen des Staatsanwalts verhängte Strafmaß von drei Jahren Gefängnis ist ein Beleg dafür, dass die Justiz keine Boni für Prominente und Reiche bereithält. Und das ist gut so. Thomas Middelhoffs Absturz erzeugt den Hinguckersog eines monströsen Autounfalls. Nun empfinden selbst von ihm Geschädigte Mitleid - die vielleicht schlimmste Strafe für jemanden, der am liebsten von oben herab auf Mitmenschen geblickt hat"

Die WESTDEUTSCHE ZEITUNG aus Düsseldorf:

"Middelhoffs Verteidiger werden in Revision gehen" [...] "Ihr Mandant fühlt sich schließlich im Recht. Von Reue keine Spur. Deshalb werden wir in nächster Zeit einen arroganten, uneinsichtigen Thomas M. vor Gericht erleben, der in Sachen Arcandor in mehreren Verfahren als Kläger, Beklagter und Zeuge auftreten muss."


Die BILD am Sonntag aus Berlin
... legt dann nochmals nach und behauptet zu wissen, warum und wie die Aussetzung eines Haftbefehls am Freitag dieser Woche noch möglich gewesen wäre...

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... wenn man sich zum Bild + Leser machen lässt... [3]
... und sich nicht von Angeboten wie diesen ablenken lässt...

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Hier als Nachtrag der Hinweis auf einen Text von Harald Schumacher in der WirtschaftsWoche vom 25. November 2014 über Middelhoffs hartes Leben in U-Haft. Und dessen Verweis auf die Zeugenaussage seiner Frau Cornelie Middelhoff über die hohe Arbeitsbelastung ihres Mannes in der Arcandor-Zeit: „Er hat eigentlich immer gearbeitet, immer, immer.“

Anmerkungen

[1Foto aus der Besprechung von Fallout-Monopoly von Elisabeth Redel.

[2"... Hauptthema in den Kommentaren ist aber das Urteil des Landgerichts Essen gegen den früheren Arcandor-Chef Middelhoff. "

[3Dazu ist ja schon an anderer Stelle ausführlich Stellung genommen worden. WS.


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