Luangprabang, Day ONE

VON Dr. Wolf SiegertZUM Samstag Letzte Bearbeitung: 26. November 2017 um 18 Uhr 14 Minuten

 

01.

Der erste volle Tag in Luang Prabang. Aufbruch von der Villa Maydou in Begleitung des Guides und eines Fahrers. Beide stehen den ganzen Tag zur Verfügung. Das absoluten Gegenteil von jenen "ich erkunde mir alles selber" - Reisen. Ungewohnt. Aber auch ein besonderes Privileg.

Wie am Vorabend schon berichtet, der Guide kennt die Tempelanlagen nicht nur aus der angelesenen Literatur, oder vom Hörensagen seiner Familie und Freunde, oder als Gläubiger Theravada-Buddhist oder Hinduist - hier geht beides immer noch quer durcheinander oder auch parallel, ganz zu schweigen vom Animismus, der vor wenigen Genrationen noch die dominierenden "Religions"auffassung war - sondern er kennt viele dieser Orte aus dem eigenen langjährigen Erleben.

02.

Mit diesen einführenden Worten wird schon deutlich, dass die ursprüngliche Absicht, jeden Tag nicht mehr als einen Absatz zu veröffentlichen und eine Foto, dass diese Absicht nicht umgesetzt werden wird. Die Texte werden länger sein, die Bilder zahlreicher. Es gibt einfach zu viel zu erzählen, zu viel mit-zu-teilen.

Dabei mag es von Vorteil sein, dass dieses wahrlich nicht die erste Asien-Reise ist und viele der benachbarten Ländern und Regionen sich durch frühere Erfahrungen schon so stark eingeprägt haben, dass sie einen interessante Referenz- oder auch einen wichtigen Kontrapunkt zum aktuellen Erleben darstellen.

Dennoch werden diese noch die weiteren Darstellungen den Anspruch eines klassischen Reiseberichtes erheben, dazu sind sie viel zu sehr geprägt von Zufällen und spontanen Eingebungen. Und auch ein nach wie vor sehr europäischer Blick auf diese Geschichte(n) mag nicht ausgeschlossen werden [1]

Doch beginnen wir mit jenen Programm-Punkten, die zum Pflichtpensum eines jeden Touristen in dieser Stadt gehören.

1.

Das National Museum. Auf der hier zitierten offiziellen Webseite heisst es vollmundig: "Today, the National Museum is among the best places to learn about the history of Luang Prabang", was von den Exponaten her stimmen mag, aber von dem, was diese wirklich zu erzählen vermögen, sicherlich nicht. Was wir hier zu sehen bekommen ist am besten mit dem Wort eines Palast-Museums umschrieben, in dem Einblick gewährt wird in die Zeit der 1975 endgültig vertriebenen - und getöteten? - Königsfamilie.

Mag sein, dass hier nicht die Geschichte von Klassenkämpfen erläutert werden soll, aber auch die Geschichte den von einst grossen Dynastien, die sich selbst im Streit untereinander und gegeneinander zerlegten - und das Land damit schwächten - wird hier aus diesen Exponaten allein nicht erfahrbar.

Nicht einmal das immer wieder zur Darstellung gebrachte Symbol der drei Elefanten als Ausdruck der drei Königreiche wird nirgendwo vernünftig erklärt. Dabei stehen diese für die Königreiche Vientiane, Luangprabang und Champasak und waren DAS Symbol der Nationalflagge in der Zeit von 1952 bis 1975.

Dieses Land, das so viele Kriege erlebte, ist deutlich darum bemüht, dieses Folgen so weit als möglich ungeschehen zu machen - oder sogar unter den Tisch zu kehren? In diesem sogenannten National-Museum jedenfalls kommt der Krieg nur als eine Kostümsammlung von Waffen und Armeeuniformen vor. Stattdessen werden als Artefakte der internationalen Freundschaft in einem ganzen Saal Gastgeschenke aus aller Herren Länder ausgestellt - die Amerikaner haben sogar das Modell eines Raumflugkörpers mit beigesteuert, so wie einst die Holländer eine ganze Bibliotheksausstattung, in der dann der König die ihnen nachfolgenden Gäste zu empfangen hatten - eine Vitrine mit den aus Deutschland mitgebrachten Geschenken allerdings ist nicht zu entdecken. Aber ein grosses Stück sogenannter "brauner Ware" aus dem Hause Grundig, eine Radiotruhe, die zu Zeiten der Entwicklung des Rundfunks noch echter deutscher Provenienz war.

Wie kriegerisch diese guten(?) Zeiten dennoch waren, das zeigt dieser kleine Ausschnitt aus einem der Wandmosaike, in der gleich massenweise Kriegstote zur Darstellung kommen. Samt einem Bogenschützen, der mit nur einem Schuss gleich vier Köpfe von vier Körpern zu trennen vermag:

2.

Es ist nicht genug Zeit, tiefer in die Geschichte einzutauchen, genauere Fragen zu können, welcher Sohn von welchem König nun "echt" gewesen sei oder auch nicht, oder genauer nachzufragen, wenn in den Erläuterungen immer wieder davon die Rede ist, dass diese oder jene Person "verschwunden" sei /"dissapeared"/ auf Nimmerwiedersehen. Stattdessen wird uns in der Nachbarschaft die Geschichte eines geradezu magischen Buddhas erzählt, der nun in der unmittelbaren Nachbarschaft dieses Palastes wieder aufgestellt wurde und seit einigen Jahren auch in all seiner Pracht auch ausgestellt wird. Mehr über diese Statue und ihre Geschichte in dem nicht mehr aktualisierten Wikipedia-Eintrag oder auf dieser Webseite der Stadt.

Einmal im Jahr, zum Neujahrsfest, wird dieses Statue zurück in den benachbarten und nachfolgend beschriebenen Tempelbezirk getragen - wo er nach seinem Umzug aus Vientiane zunächst untergebracht worden war - um dort gewaschen zu werden. Und das über ihn gegossene Wasser wird wiederum von den Einheimischen genutzt, um sich damit von ihren Sünden reinwaschen zu können.

3.

Wat Mai-Tempel [2]

Nicht nur Menschen verschwinden, in dem gleich in der Nachbarschaft aufgesuchten Tempel - nachdem das Museum bereits ab 11:30 zwecks Mittagspause wieder geschlossen wurde - wird gleich bei dessem Umbau - genannt Neubau - ein ganzer Buddha zum Verschwinden gebracht: in dem ihm ein zweiter Buddha direkt vor die Nase gesetzt wird. Ein solches Bild, das sich in kaum einer der Beschreibungen diese Anlage - siehe oben - vorfindet, sagt mehr als tausend Worte...

4.

Die Xieng Thong Tempelanlage

hinterlässt einen noch nachhaltigeren Eindruck. Über den an dieser Stelle nicht in jener Ausführlichkeit berichtet werden kann, die ihm eigentlich gebühren würde. Wie lassen stattdessen lieber den oben schon erwähnten Guide sprechen, der an dieser Stelle zusammen mit seinem inzwischen mit 83 Jahren verstorbenen Lehrmeister zu sehen ist - von dem er im persönlichen Gespräch auch ausführlich berichtet:

Wir bitten ihn, von jedem Portal zu erzählen, dass alle 5 Jahre erneute durch gestanzte Goldfarbe zur Geltung gebracht wird, und auf seine Art und Weise die Geschichte von Hölle (links im Bild) und Himmel (rechts im Bild) erzählt - die in so vielem mit den Szenen-Bildern und Symbolen in den christlichen Religionen vergleichbar ist:

Interessanter ist natürlich dabei die Aufzeichnung all der Verfehlungen, die direkt in die Hölle führen, daher dieses Bild - Hieronymus Bosch hätte seine Freude daran gehabt - hier nochmals in einer höheren Auflösung:

Anmerkungen

[1Reiseberichte von anderen Touristen gibt es sicherlich in vielen Ausprägungen im Netz, wurden aber noch nicht in grösserer Zahl aufgesucht, nachdem selbst die Reisberichte von professionellen Reisemanagern wie DIESER HIER sich auch nicht von der Qualität her gross nach oben hin abheben...

[2Der hier verlinkte Artikel ist leider absolut ungenügend. Mit der Auskunft, dass er im 18. Jahrhundert errichtet worden war, ist nur sehr oberflächlich davon berichtet, dass dieser Tempel in der Zeit von 1796 bis 1821 errichtet worden war, aber zu einem späteren Zeitpunkt nochmals umgebaut, was dazu führte, dass dem ersten dort aufgestellten Buddha ein zweiter buchstäblich vor die Nase gesetzt wurde. Siehe im Haupttext.


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