20 Jahre Privater Rundfunk

VON Dr. Wolf SiegertZUM Mittwoch Letzte Bearbeitung: 29. Juli 2004 um 12 Uhr 13 Minuten

 

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Alles über diesen Feier-Tag in Mainz, "die Wiege des Buchdrucks und des Privatfunks" (lt. Ministerpäsident a.D. Bernhard Vogel) - und einiges über die 20 Jahre davor - erfahren Sie auf der Webseite:
www.20jahreprivaterrundfunk.de .

Dazu ausgesuchte Statements von:

  Norbert Schneider [als PDF-Dokument],

  von Jürgen Doetz [als html-Link],

 und ein kurzer "historisch-kritischer Kommentar":

So gelungen das Fest war - sogar die Sonne erleuchtete lange den dann frostig-kühlen Abend - so sehr bestand sein Erfolg eben auch darin, dass keiner mehr wirklich an die abgrundtiefen Verwerfungen erinnern wollte, die vor mehr als 20 Jahren die politische Szene prägten. Gegener wie Befürworter, Parteigänger wie Patrioten haben ihren Frieden gemacht, denn Nutzniesser waren Sie - fast - alle.

Wie oft wird heute - durchaus oft zu Recht - bemängelt, dass die "jungen Leute" keinerlei Kentnis, geschwiege denn Verständnis mehr für geschichtliche Ereignisse und Zusammenänge aufbringen würden: und dabei übesehen, dass wir selber unseren eigenen Anteil daran haben, dass diese historische Dimension auch gar nicht mehr zum Tragen kommen kann.

Nachfolgend drei Exempel, die für sich selbst sprechen könnten, wenn wir sie noch aufzuschlüsseln in der Lage wären:

I. Am Mainzer-Feier-Tag-Abend traten die "Söhne Mannheims" auf. Modern - und vollkommen unwissend in Bezug den Anlass und das Publikum, vor dem sie aufspielten. "Warum hat die denn keiner ’gebrieft’- raunte es durch die Reihen, als die Junges mit fröhlichem Unverstand den missglückten Dialog mit ihrem Publikum suchten. Aus meiner Sicht war das eine "Panne" von exemplarischer Symbolkraft.
Schon damals, vor 20 Jahren, wurde die technisch mögliche Kabel-Allianz zwischen Ludwigshafen und Mannheim gekappt, da es aus politischen Gründen nicht angehen konnte, dass sich die Badenser und Württemberger an etwas beteiligen sollten, das die Rheinländer und Pfälzer vom Zaun gebrochen hatten: die Versorgung mit Privatfernsehen. Selbst solche 20 Jahre alte Krux finden wir in dieser aktullen Peinlichkeit wie eine "Minimalia" von wahrlich exemplarischer Bedeutung widergespiegelt.

II. Die nachfolgende Ablichtung gibt den Titel der 1982 von Manfred Helmes ("ich bin Leiter der Abteilung Beamte-Öffentlicher Dienst beim DGB-Landesbezirk Rheinland-Pfalz und für den DGB Mitglied der Anstaltsversammlung der Anstalt für Kabelkommunikation" - ebd. S.52)
herausgegebenen Dokumentation des DGB "Medientag(s)’82" wieder - eine Lektüre, die sich lohnt...

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III. Zu guter Letzt ein Artikel vom 17. Juni aus der Region für die Region: die "Main-Spitze" von der Verlaggruppe Rhein Main GmbH & Co KG (www.vrm.de) lässt Befürworter wie Gegener von damals nochmals zu Worte kommen:

Ein Urknall mit Nachhall.
Am Anfang war die Anstalt für Kabelkommunikation: Private Konkurrenz belebte das Mediengeschäft

Vor 20 Jahren schimpfte er wie ein Rohrspatz - heute schmunzelt er darüber. Manfred Helmes, der einst kein gutes Haar am privaten Rundfunk ließ, ist heute Direktor der LPR in Ludwigshafen. "Verrückte Geschichte", gibt der 54-Jährige zu. Das findet auch Claus Detjen. Er war 1984 Geschäftsführer der Anstalt für Kabelkommunikation (AKK), mit der in Ludwigshaben alles begann, und musste sich mit Helmes’ Kritik auseinander setzen. "Es freut mich, dass einer der schärfsten Gegner des privaten Rundfunks und Kritiker des Pilotprojekts heute Protektor für das ist, was er einst bekämpfte..."

Manfred Helmes war Anfang der 80er Jahre Mitglied der AKK-Versammlung: "Darin saßen 38 Befürworter des dualen Systems und vier Gegner." Er war als Gewerkschaftler einer dieser vier. "Wir wussten, dass wir den privaten Rundfunk nicht aufhalten konnten", sagt Helmes rückblickend. Umso ernster sah er seine Aufgabe: "Auf der einen Seite stand die Rundfunkordnung, auf der anderen die Medienwirtschaft - es ging darum, dabei das Gleichgewicht zu wahren." Immerhin standen dem gebührenfinanzierten öffentlich-rechtlichen Rundfunk erstmals Medienunternehmen gegenüber, die wirtschaftlich orientiert arbeiteten und sich durch Werbung finanzierten.

Die AKK, die die Medienaufsicht übernehmen sollte, sei damals regelrecht "aus dem Boden gestampft" worden - aus heutiger Sicht spiegelt sie damit die Dynamik wider, die mit dem dualen System in die Medienlandschaft kam. "Die Privaten haben bei ARD und ZDF eine Verjüngung im Programm ausgelöst, die sie dringend brauchten", meint Helmes mit Blick auf neue Formate wie Late-Night-Talks und Shows. So sieht es auch sein einstiger Mitstreiter Claus Detjen: "Niemand hätte den öffentlich-rechtlichen Anstalten die Programmexpansion zugebilligt und die Mittel dafür bewilligt, wenn sie nicht das Argument des Wettbewerbs mit den privaten Veranstaltern hätten ins Feld führen können." Der Urknall 1984 in Ludwigshafen - noch immer hallt er nach in der Medienwelt.


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