11th. Digital Innovators’ Summit (I)

VON Dr. Wolf SiegertZUM Montag Letzte Bearbeitung: 26. März 2018 um 21 Uhr 31 Minuten

 

Da das Programm dieses ersten Konferenztages in der Vorankündigung noch mit dem Vermerk unterlegt ist: "The programme is subject to change", werden wir zunächst an dieser Stelle nur auf den LINK des Veranstalters verweisen.

Einen Link mit Aufzeichnungen von dem ersten Tag des vorangegangenen Jahres findet sich HIER.

Da die wichtigsten Beiträge und Vorträge werden später als Streaming-Angebote auf der o.g. Website eingestellt werden und müssen daher an dieser Stelle nicht nochmals zur Vortrag gebracht werden [1].

Ganz klar war der Vortrag "The Amazonification of media" von Troy Young, Global President, Hearst Digital Media, USA DER gelungene Aufmacher dieses ersten Tages.

Das absolute Highlight des Vormittags war dann danach der SCMP-Vortrag von CEO Gary Liu; "Transforming Hong Kong’s newspaper of record to build a digital powerhouse – South China Morning Post"

Und nachdem Gary Liu schon dafür gerügt wurde, dass er so viel zu sagen hatte, dass die für seinen Vortrag vorgesehene Zeit nicht reichte, war es danyh nicht bis zum Mittag nicht möglich, dass es zumindest zu einer kurzen persönlichen Begegnung kommt. Weder mit ihm noch mit Troy Young (trotz einer entsprechenden schriftlichen Anfrage).

Erstaunlich, dass die TeilnehmerInnen, die sich mit bis zu einem vierstelligen Euro-Betrag in diese Veranstaltung eingekauft hatten, das so einfach hingenommen haben. Lebt doch so ein Event eben nicht nur von jenen Präsentationen, die auf der Bühne gehalten und später free-of-charge ins Netz gestellt werden, sondern von dem persönlichen Austausch mit den Vortagenden. Oder???

Mit dieser Frage sind wir mitten in der Diskussion über disruptive digitale Modelle, die zwar in der Praxis der Unternehmen längst zum Einsatz kommen mögen. Aber die Kommunikationsmodelle über eben diese Praxis beziehen sich im Rahmen dieser Konferenz anscheinend immer noch auf das traditionelle "pulpit on the podium" - Modell: Wie in der Kirche werden die jeweiligen Weisheiten zur Existenz des Guten und Gewinnbringenden in der Digitalen Welt verkündet. Aber ein darauf basierender Dialog in und mit den Mitgliedern der Gemeinde ... findet nicht statt.

Auch der Autor dieser Zeilen hätte gute Gründe, sich diesen Präsentationen aus den USA und HongKong mit dem notwendigen Respekt, aber auch einem gerüttelt Mass an Hintergrundwissen zu nähern. Und sei es "nur" durch eigene Aufenthalten an Universitäten und Medieneinrichtungen in diesen beiden Ländern. Und es wird im Publikum auch viele Andere gegeben haben, die diesen beiden Protagonisten auf Augenhöhe hätte begegnen können.

Stattdessen werden diese beiden Personen wie zwei Trophäen auf die Bühne gestellt, ohne dass irgend eine Art der Immersion möglich gewesen wäre. Das ist nicht nur subjektiv zu bedauern, sondern objektiv eine vertane Chance. Hier hätte das überwiegend europäische Publikum im Gespräch mit diesen Persönlichkeiten nicht nur etwas über deren Arbeit erfahren können, sondern und vor allem auch, wie diese auf den europäischen Markt schauen. Was sie daran schätzen, und wovon die Europäer lernen könnten... denn die Herausforderung des Marktes besteht nicht nur in der Digitalisierung der Industrie, sondern in ihrer zunehmenden internationalen Interdependenz.

Und dass dieses Thema der Internationalisierung von hoher Bedeutung ist, belegt die FIPP-Ankündigung einer Studienreise in die VR-China am 14. und 15. September 2018. Aber gerade dann wäre es umso wichtiger gewesen, den auch für diese Asien-Konferenz avisierten Gary Liu nicht nur wie eine Karotte zu präsentieren, die dann vor uns hergetragen wird, damit wir den Flieger nach Wuhan besteigen. Die Hubei Province ist nicht Hong Kong und "Gary grew up in Taiwan" und nicht in der Volksrepublik...

Mit diesen durch diese Persönlichkeiten repräsentierten Themen hätte man gut und gerne den ganzen Vormittag bestreiten können. Und das Ganze in einem set-up, das diesen Möglichkeiten einer viel stärker interaktiven Kommunikation und Interaktion hätte Rechnung tragen können - und müssen. Stattdessen wurde hier nach gutem alten Brauch das Format aus analogen Zeitläuften in eine Gegenwart verlängert, in der es schon längst um ganz andere Herauforderungen und Interaktionsmöglichkeiten geht.

Schnitt.

Hier einge weitere Beobachtungen, die in diesen wenigen Punkte zusammengefasst werden:

 facebook ist einer der Aussteller, bei dem auch Getränke gereicht werden [2], aber auf der Bühne gibt es nur wenig Support für deren aktuelles Engagement in Richtung Journalismus, auch wenn dies dem Sprecher auf der Bühne, Guido Bülow, persönlich durchaus abgenommen werden mag.

Es gibt auf dem Panel eine Anfrage von Jesper Doub vom Spiegel an das Publikum, wer von den Anwesenden schon einmal einen persönlichen Kontakt mit einer Vertreterin, einem Vertreter des Hauses Facebook gehabt habe. Und es rührt sich ... keine einzige Hand.

Einmal mehr zeigt sich exemplarisch, in welchem Masse Anspruch und Wirklichkeit auseinanderklaffen. Denn auch hier ein weiteres Desaster, für das in diesem Falle aber nicht der Veranstalter die Verantwortung trägt: Nicht nur, dass von den mit dem Hause Facebook verdrahteten Personen am Stand keine einzige Visitenkarte ausgehändigt wurde. Auch die Anfrage, diese bekundete Dialogbereitschaft in Form eines Interviews an dieser Stelle zum Ausdruck zu bringen, wurde von der Presestelle am Ende des Tages negativ beantwortet. [3]

Das wirklich Unangenehme an dieser Nachricht war, dass damit eine Wette mit Kollegen verloren gegangen ist, die von vornherein prognostiziert hatten, dass aus diesem Hause keine andere Antwort zu erwarten sei.

 VR: Juan Señor, Partner, Innovation Media Consulting, UK, präsentiert das diesjährige neue Handbuch mit einer Reihe von Empfehlungen und Vorhersagen. Vieles davon habe sich bewahrheitet, nicht jedoch der Hype um VR. Das sei bis heute nur ein Spielzeug für das Kinderzimmer und nichts für Verleger. Trotz dieses Negativ-Urteils stehen Firmen wie EXOZET bereit, um den interessierten anwesenden Gästen das Gegenteil unter Beweis zu stellen, auch wenn diese in der Liste der diesjährigen Sponsoren nicht zu finden ist.

 In allen Fällen und Vorträge wird klar, dass "digital" nicht ein "ad-on" ist, sondern eine komplett neue Welt, in der es nicht nur neue Technologien zu beherrschen gilt, sondern neue Gesetze und Spielregeln, die über viele Jahrzehnte gewachsene Gewohnheiten über den Haufen werfen. Eine "Binse"? Für viele, die inzwischen ihrerseits schon jahrelang in diesen neuen Feldern unterwegs sind, vielleicht. Aber dennoch "Neuland" für die Branche, die das rettende Ufer in den virtuellen Gefilden längst erblickt, aber es immer noch versäumt hat, an diesen auch wirklich anzulanden.

Blockchain and the future of media
Ingo Rübe, Chief Technology Officer, Burda, Germany

4 von 5 Spitzengesellschaften sind Intermediäre. Sie haben sich im Internet 2.0 breit gemacht. Und stehen damit an einer anderen Position als die Verleger, die von ihrer direkten Verbindung zu den Leser/innen Nutzer/innen profitieren. Und wenn wir diese verlieren... "we are dead".

Facebook hat weniger Angestellte als Hubert Burda Media. Sie sind im open web gross geworden und sind dabei, diesen offenen Zugang zu schliessen. Aber eine eigene Plattform zu bauen, hilft nicht. Auch der Gang zu den Rechtsanwälten und der Politik ist letztendlich nicht erfolgreich.

SMPTE, IP, diese Dienst der Internet 1.0-Welt waren die Steigbügelhalter für den Erfolge der Intermediäre. Da diese von diesen jetzt besetzt sind, bedarf es eines neuen technischen Protokolls, das dieser Entwicklung entgegenzustellen ist.

Das IPFS-Protokoll wird die Antwort sein. Von der Anwender-Ebene zur Protokoll-Ebene, das wird der wichtigste "shift" sein.

"Blockchain-based protocolls will replace many intermediaries in about 5 years."

Civil is about to launch a decentralized marketplace for sustainable journalism using blockchain technology
Daniel Sieberg, Co-Founder and Head of Journalism Operations, The Civil Media Company, USA

Nach einer längeren Zeit bei Google News Lab ist er seit diesem Jahr bei CIVIL engagiert. Zusammen mit CONSENSYS.NET, die 5 Millionen Dollar in diese neue Gruppe investiert haben. Damit Qualitätsjournalismus in Zukunft wieder eine Chance hat. Ohne Werbung. Ohne Plattformbetreiber. Finanziert von einem "civil token".

Das Ziel, selber eine Plattform zu werden für die Angebote diverser Newsrooms. Zur Zeit schon engagiert: BLOCKClubChicago, POPULA, SLUDGE, CANNABIS WIRE, HmmDAILY.

Das Ziel ist eine CIVIL CONSTITUTION, die demnächst auch internationalisiert werden soll. "Like intel-inside...". Das Ziel ist es, eine Wikipedia für nachhaltigen Journalismus zu werden.

Daniel@joincivil.com lädt für den nächsten Morgen zum Frühstück ein.

How Thomas Cook leverages audience across an omni-channel network to increase engagement, deliver for partners and build new revenue streams.

Stuart Adamson, Director, Media & Partnerships Group, Thomas Cook Media and Partnerships, UK

Stuart gibt einen detaillierten Einblick in die Kommunikations-Strategie dieses Reise-Unternehmens. Auch dies kann auf dem Video angeschaut werden. Spannend ist, wie diese Methode dazu führt, heute ein eigenes Portfolio aufzubauen, in dem "The right people at the right time at scale" organisiert werden können.

Die Kooperation mit den Such- und Personal-Daten von Google wird mit den eigenen Datenpaketen (die angeblich nur inhouse verwendet werden) verkoppelt. Das Ziel ist komprimiert auf der HotelEVERYWHERE - Seite. Diese Seite soll die Abermillionen von Broschüren (25 Millionen) ergänzen - und letztendlich ersetzen. Das Ergebnis ist ein Zuwachs von 20% Hotelbuchungen.

Zusammenfassung:
Es gibt viele neue Zahlen, die für den Erfolg von Bezahlbarkeit des Qualitäts-Journalismus’ sprechen.

Bei Thomas Cook sind jetzt die über 3000 Outlets in Europa nicht nur mit Monitoren ausgestattet, sondern auch mit Kameras. Und diese machen sich eine Bild von dem Menschen, der vor dem Screen stehen bleibt, und analysieren die Person in Bezug auf Geschlecht und Alter und... und stimmen aufgrund dieser Eindrücke die Videos ab, die sie auf den Screen packen.

Anmerkungen

[1Einzelne Themenschwerpunkte werden in fett gesetzt werden.

[2Kaffee aus der Thermoskanne, während damit konkurrierend sales force einen mobilen Caterer engagiert hat, der von seinem Caddy aus alle Kaffee-Spezialitäten hat herbeizaubern können.

[3Guten Abend Herr Dr. Siegert,
vielen Dank für Ihre Interview-Anfrage an Guido Bülow für den morgigen Tag beim Digital Innovator‘s Summit.
Leider sehen wir uns auf Grund der Kurzfristigkeit nicht in der Lage, ein Gespräch zu führen, welches unseren Ansprüchen gerecht würde. Daher müssen wir Ihre Anfrage leider absagen.
Vielen Dank für ihr Verständnis.


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