† Bruno

VON Dr. Wolf SiegertZUM Samstag Letzte Bearbeitung: 24. Oktober 2022 um 23 Uhr 59 Minutenzum Post-Scriptum

 

Es ist Berlinale. Und wieder stirbt ein alter Freund aus den jungen Jahren am Theater am Goetheplatz in der Freien und Hansestadt Bremen.

Der letzte Brief an sein Schweizer Domizil in Zürich verblieb schon ohne Antwort.

Der Plan, mit ihm im September diesen Jahres "Das letzte Band" zu spielen, muss aufgegeben werden.

Und so es ist an der Zeit, auch seinen Tod als ein Zeichen für das Ende der eigenen Zukunft zu akzeptieren.

Dennoch, Bruno, ich werde Dich vermissen.

Wolf

PPS.

Am 24. Oktober 2022 lese ich diese Zeilen erneut. Die Trauer ist wieder voll da, aber auch die Freude, dass wir uns in Bremen begegnet sind, im Theater, in der "Lila Eule"...

In der Distanz ist bei der Lektüre plötzlich zu erkennen, dass in diesen Zeilen oben das Wort "ich" erscheint. Ein Wort, das in all den anderen Einträgen jahrein, jahraus, keine Zugangsberechtigung gefunden hatte.

Ebenso ungewöhnlich ist es, dass in einem bereits fertiggestellten Text noch Zeilen wie diese hinzugefügt werden; hier aber ist es richtig und wichtig.

Denn auf Arte war in diesen Tagen dieser Film zu sehen, der erstmals am 25. September 2022 ab 22:45 ausgestrahlt wurde.

Und bis zum 25. Oktober 2022 in der ARD_Mediathek zu sehen sein wird, also noch einen Tag nach diesem Eintrag.

Auch ein noch so guter Film wie dieser kann einen Toten nicht wieder auferstehen lassen. Aber wir, die wir mit ihm gelebt haben, wissen nun erneut, dass er uns weiterhin bis zum eigenen Tod begleiten wird.

WS.

P.S.

Dieser Text wurde früh am Tage erstellt. Es gibt noch keine Reaktionen im Netz. Das wird sich alsbald ändern. Und in den nächsten Stunden und Tagen werden - einmal mehr - all jene Zitate hervorgekramt werden, in denen sich Bruno - sei es als Schauspieler oder als er selbst - mit dem Tod beschäftigt.

Hier ein Zitat aus dem Universum-Film von Jo Baier, der 2010 unter dem Titel "The End Is My Beginning" / "Das Ende ist mein Anfang" in die Kinos kam, und aus dessen Trailer diese Worte / Zitate zusammengetragen wurden:

Dank für den Hinweis auf das Gespräch mit Bruno Ganz in der Schweizer Botschaft in Berlin vom 11. Mai 2012, in dem er gleich zu Beginn von seinen ersten Zuschauererfahrungen am Schauspielhaus berichtet und seiner grossen Bewunderung gegenüber den vielen dort engagierten Deutschen Ausdruck gibt, zumeist Juden und Kommunisten auch einigen Österreichern, auch Juden und Kommunisten, aber nur wenige Schweizer. Und in dem er von einem Land spricht, das ihm mit zwanzig - in jeder Beziehung - viel zu eng geworden sei.... um dann doch zu betonen: "Ich sage es noch einmal: Ich habe Deutschland sehr viel zu verdanken - meine Heimat ist die Schweiz."

Auch wenn unser Dialog ganz anderer Natur - und vielleicht auch Qualität - gewesen sein mag, so zeigt dieser hier dennoch ein recht offenes Bild über ihn und seine Geschichte, das ihn nicht auf sein "Rolle" als Schauspieler einschränkt.

So wie Bruno von den Schauspielern aus Deutschland und Österreich begeistert war, die er in früher Jugend am Schauspielhaus erlebte, begeisterte er den jungen Schüler und Autor dieser Zeilen in seinen ersten Rollen am Theater Bremen: Hier zu sehen mit Vladim Glowna in einem Artikel zum Tod von Kurt Hübner. Dieser, so Peter von Becker, soll damals über ihn geschimpft haben: „Auf der Bühne zeigte sich ein leerer, strohdreschender, humorloser, sentimentaler Hohlkopf!“

Dank auch für den Hinweis auf das "Kinowetter"-Interview aus dem Jahr 2015, in dem es u.a. um die Entscheidung geht, die ihm zugedachte Filmrolle im Bündner Dialekt zu sprechen:

Und am Ende dieses Tages einen Dank an Alle,
die im Applaus mit in der Trauer vereint sind: