Preview: Hat jemand eine Idee...

VON Dr. Wolf SiegertZUM Donnerstag Letzte Bearbeitung: 13. Juni 2019 um 10 Uhr 47 Minuten

 

... warum die Einladungen für diese "Lange Nacht der Ideen" alle erst so spät eintreffen? [1]

Aus der Vielzahl von Anschreiben aus Anlass von der „Langen Nacht der Ideen“ , die alle erst mit Beginn dieser Woche eingetroffen sind, seien diese beiden Einladungen besonders herausgestellt.

Hallo Wolf,
am 6. Juni 2019 lädt das Auswärtige Amt zur vierten „Langen Nacht der Ideen“, die in diesem Jahr unter dem Motto „Idee und Ideal – Europa“ steht. An zahlreichen markanten Orten der Berliner Kulturlandschaft werden von 18-24 Uhr in unterschiedlichen Veranstaltungsformaten zentrale Fragen der auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik aufgegriffen. Die re:publica wird als Veranstaltungspartner bereits zum zweiten Mal dabei sein und im Rahmen von Paneldiskussionen, AR-Installationen, Workshops und interaktiven „Break Out Sessions” das Thema „OPEN - Museen im Digitalen Wandel" beleuchten.
Datum: Donnerstag, 06.06.2019
Ort: Tresor Club Berlin, Globus Floor, Köpenickerstr. 70, 10179 Berlin
Zeit: 18:00 - ca. 23:30 Uhr
Der Eintritt ist frei. Die Veranstaltung ist barrierefrei.
Weitere Informationen zur Veranstaltung findest du in der beigefügten Pressemitteilung.

Nach einem heftigen Gewitter-Regen-Schauer ist die Teilnahme an dieser ersten Einladung - fast im wahrsten Sinne des Wortes - "ins Wasser gefallen". Aber wenn es dafür gesorgt hat, dass die Waldbrände rund um Berlin damit in ihre Schranken gewiesen wurden, waren diese Regenschauer mehr als willkommen.

DONNERSTAG | 06. Juni 2019 | 20:00 Uhr
#LNDI2019: ARMEN AVANESSIAN [2] & ENEMIES #58 MIT METAHAVEN: "INFRASTRUCTURE EUROPE"
TALK
Eintritt frei / Free Admission
ORT | Roter Salon der Volksbühne, Linienstr. 227, 10178 Berlin

Das Auswärtige Amt und seine Partner laden Sie ein, am 6. Juni 2019 an der vierten „Langen Nacht der Ideen“ teilzunehmen, die in diesem Jahr unter dem Motto „Idee und Ideal – Europa“ das Thema Europa in den Mittelpunkt stellt. Das komplette Programm finden Sie hier.

Wie kann man sich die Identität Europas außerhalb klassischer, oft reduktionistischer Symbole wie Fahnen, Hymnen oder Denkmäler vorstellen? Welche anderen Zukunftsperspektiven für Europa könnte diese Vorstellung bedeuten? Zusammen mit der Volksbühne Berlin und Arch+ präsentiert der Villa Aurora & Thomas Mann House e.V. im Rahmen der #LNDI2019 den Thomas Mann Fellow und Philosophen Armen Avanessian und das internationale Designkollektiv Metahaven, die mit dem grafischen „Massenabfall" des Netzes und einer Publikation unter dem Titel „Uncorporate Identity" von sich reden machen.

Um Anmeldung wird gebeten: infoberlin@vatmh.org

Start mit 1/4 Stunde "Verspätung", die wahrlich gut genutzt werden konnte. Ausserdem ist damit sogleich klar gemacht, dass es sich hier um ein "akademisches Viertel" handelt.

Und schon mit Beginn der Ankündigung durch Mirco und Armen ist klar, was das Bühnenbild schon andeuten will: eine Bücherwand mit vielen weissen Ordnern auf der linken Seite und einer Projektion auf der rechten Seite, auf der die Rückseiten von vier Büchern angezeigt werden: END OF MILLENIUM | LIQUID MODERNITIY | The Third Way | Risk Society Ulrich Beck |
Die Liste dieser aufeinanderliegenden Buchrücken ist überschrieben mit "Retired Theory".

Es ist verstörend, dass der Gastgeber offensichtlich davon ausgeht, dass der von ihm eingeladene Gast uns bekannt ist. Und sein Buch Uncorporate Identity, das Daniel van der Velden gemeinsam mit Vinca Kruk herausgebracht hat: Unter der Beteiligung von u.a.: Boris Groys, David Singh Grewal, Vladimir Kolossov, Keller Easterling, Dieter Lesage, China Miéville, Chantal Mouffe, Pier Vittorio Aureli, Bruno Besana, Michael Taussig, Regula Stämpfli, Mihnea Mircan, Mariana Celac, Florian Schneider, Marina Vishmidt.

Es bedarf einer guten halben Stunde, bevor es gelingt, sich in diesen Diskurs nach und nach einzugrooven aber dann, irgendwann... wird es spannend.

Ab 20:45 Uhr geht es um die missglückte Einführung des Quaero-Projektes geht [3]. Und darin anknüpfend die Frage, wo Europa irgendwelche Alternativen anzubieten hat.

Ab 21:00 Uhr geht es um den Begriff des "Verfassungspatriotimus" (Habermas). Und um die Sehnsucht nach Vorhersehbarkeit. Und die wachsende Unmöglichkeit, diese zu erfüllen. Und die noch grössere Verzweiflung, zum Thema Europa, oder Schengen, ein Symbol zu finden, das funktioniert.

Ab 21:15 Uhr geht es nochmals um die "Impotenz" Europas. Und den Einfluss, den die Geschichte des Kolonialismus auf die aktuellen Befindlichkeiten hat. Europa ist der Zusammenschluss von einer Reihe von ehemaligen (Welt-)Reichen, die heute ihren internationalen Einfluss mehr und mehr verloren haben.

Summary: Das Thema der Kunst - so Daniel van der Velden - hat im Verlauf dieses ganzen Abends keine Rolle gespielt - ausser als Negativ-Beispiel, als es darum geht, den Wert des Schengen-Protokolls zur Geltung zu bringen.

Frage: Warum wurde für die Fahne die Farben blau und gelb gewählt? [4]

Frage: Warum gelang es in der Ukraine, dass ein Filmheld zu einem realen politischen "Helden" wird?

Frage: Welche Rolle kann die "Abstraktion" für den Künstler heute einnehmen / bedeuten?

Fragen: Welche 4 Freiheiten bestimmen Europa, wie werden sie repräsentiert und wie sind sie miteinander verwoben.

Kommentar: immer wieder wird auf die Arbeit von Karlheinz Stockhausen verwiesen. Aber offensichtlich "vergessen", dass gegenwärtig fast das ganze "LICHT" Opern Panoptikum auf dem Holland Festival in Den Haag aufgeführt wird.

Anmerkungen

[1Auf der "Presse"-Seite von Menschen Bewegen findet sich das gut gemachte Presse-E-Kit, leider aus dem Jahr 2018.

[2Armen Avanessian hat in Wien und Paris Philosophie und Politikwissenschaft, sowie in Bielefeld Literaturwissenschaft studiert. Nach Abschluss seiner Dissertation war er einige Jahre als freier Journalist, Redakteur und im Verlagswesen in Paris und London und zwischen 2007-2014 an der FU-Berlin tätig. 2011 war er Visiting Fellow am German Department der Columbia University und 2012 Visiting Fellow am German Department der Yale University. In den letzten Jahren hatte er mehrere Gastprofessuren und -dozenturen an unterschiedlichen Kunstakademien in Nürnberg, Wien, Basel, Kopenhagen, Paris und Kalifornien (CalArts) inne.

[3Siehe in dieser Publikation den Beitrag: 4 zu O - für THESEUS."

[4"Seit seiner Gründung im Jahr 1949 strebte der Europarat nach einem Symbol, mit dem sich die Einwohner Europas identifizieren können. Am 25. Oktober 1955 beschloss die Parlamenta­rische Versammlung einstimmig, als Emblem einen Kreis aus zwölf goldenen Sternen auf blauem Grund zu wählen. Am 8. Dezember 1955 beschloss das Ministerkomitee dieses Emblem für die Europa-Flagge."


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