33 Jahre und kein bisschen... (III)

VON Dr. Wolf SiegertZUM Freitag Letzte Bearbeitung: 27. Oktober 2019 um 23 Uhr 12 Minuten

 

medientage.de/programm/

ab 10 Uhr

Lust auf Heimat
Neue Chancen für das Lokalfernsehen
 [1]

VBRA

Podium

 Thomas Eckl
Geschäftsführer NIEDERBAYERN TV

 Nadine König
Talent and Network Manager, allyance Network/Webedia

 Berthold Rüth
MdL, Mitglied des Medienrates der BLM

 Siegfried Schneider
Präsident, Bayerische Landeszentrale für neue Medien (BLM)

Moderation
 Sabine Scheuer
Redakteurin, Ereignisreich Passau

ab 11.10 Uhr

Die neue Macht der Desinformation

Vortrag

 Prof. Dr. Bernhard Pörksen
Professor für Medienwissenschaft, Universität Tübingen

Moderation

 Richard Gutjahr
Journalist

Live-Notate:

Was ist das, die Realität? Philip Dick: Realität ist das, was nicht weggeht, auch wenn man nicht daran glaubt. Die Welt ist eine weiche Matrix, aber irgendwo kommt der Sturm.

Leben wir wirklich in einer "post-truth-area?" Nein:
 Diagnosen wechseln die Epochalen Behauptungen immer wieder aus
 Wann bitte, war denn das faktische Zeitalter zu Ende?
 Die Sprache der Resignation schwappen aus dem rechten Rand bis n die Mitte der Gesellschaft.

Desinformation der "Schaumkronenphänomene"

 die neue Geschwindigkeit will sofortige und unmittelbare Sichtbarkeit. Das bringt auch die alten Medien in Zugzwang.Will man schnell sein oder genau sein, und richtig. Glaser: Information ist schnell, Wahrheit braucht Zeit

 auf der Suche auf der Ruhebank der Gewissheit, der einen Wahrheit wird dieses Klar. Mehr Information macht uns nicht automatisch mündiger, sondern erhöht die Chance der Desinformation

 22 Juli 2016 in München. In Mosach erschiesst ein Schüler 9 Menschen und dann sich selbst. Dieses Ereignis wird gestreamt. Und aus dieser Wahrheit wird eine Momentum der Panik, die ganz München ergreift. Das ist die Macht der Desinformation, der Falschmeldungen, Barrierefreie Scheingewissenheiten.

 Neu Anreize für den Mechanismus des Hypes, des Spektakels. Das Netz als Datenbank unserer Sehnsüchte und Wünsche. Und es entsteht eine Erregungs- anstatt einer Informations-Industrie. Es gilt das Interessante, nicht das Relevante.

 Wir erleben neue Möglichkeiten der Manipulation. Die sich heute "demokratisiert", da daran heute jeder teilnehmen, mitmachen kann. Und die immer effektiver umgesetzt werden kann.

 Der Versuch der Neuordnung führt dazu, dass es neue Form der Sichtbarkeit gibt. Und wir tragen alle diese Instrumente dafür mit uns, mit dem Smartphone. Die Welt der Arbeit und die der Freizeit verschmelzen.

 11. September 2016 in New York. Der Abgang von Hillary Clinton aus der Menge wird zu einem Ereignis. Aber das Auto, das sie abholen soll, kommt nicht gleich. Als sie schwankend in den Wagen gezerrt wird, wird dieses gefilmt. Und in nur zwei Stunden gibt es #HillaryCollapsing als weltweiter "BestViewer".

 33-45. Roosevelt im Rollstuhl, aber das Publikum glaubt das nicht, da man nicht sieht, wie er sich im Rollstuhl bewegt. Es gibt nur drei Fotos mit ihm als Rollstuhl.
Roosevelt als Schauspieler... das wäre so heute nicht mehr möglich geworden.

Zwischenbilanz.

Die Neuordnung der Informationswirklichkeit... was bedeutet das eigentlich?

 Tagtägliches Schwanken zwischen der Welt der Euphorikern und der Apokalyptiker.
 Die Suche nach dem vernünftigen Argument um sich nach der Aufklärung zu sehen. Was ist eine Herrschaft der Wissenden? Kann die Bundeszentrale für Politische Bildung dann zu einem Kontrollgremium werden? Kann man die Demokratie retten, indem man sie abschafft?

Wie können wir gegen Hass und Desinformation kämpfen?
 In der Medienrevolution steckt ein grosser Bildungsauftrag für ein "Öffentlichkeitsbewusstsein".
 Wir müssen uns von der digitalen Gesellschaft zu einer redaktionellen Gesellschaft weiter entwickeln. Und dafür die alten journalistischen Tugenden wieder neu formulieren und aktivieren.
 Wir brauchen ein eigenes Schulfach für Medienanalyse und in der praktisch darüber gearbeitet werden kann.
 Der Journalismus muss ich ändern, er muss ineinander spielen, muss sich neu erklären, mit dem Publikum neu arrangieren, [2]
 So handeln, dass das Publikum erkennt, warum man so handelt und spricht, wie man es tut.
 Die Plattformen sind zu regulieren! Aber wie? Sie muss smart sein, und das heisst: "Zwang zur Transparenz". Also her mit einem "Plattform-Rat". Und die Nutzer müss(t)en lernen, diese Plattformen einschätzen zu können.

In einem Satz gesagt? Nein, das geht nicht. Stattdessen diese drei Sätze:
Wir, das "alte Publikum, wir müssen medienmündigig werden,
 weil wir medienmächtig geworden sind,
 weil Demokratie davon lebt,
 weil die Öffentlichkeit in diesem Moment definiert wird.

ab 14:00 Uhr:

Inside Media Tech: So haben wir Projekt X gehackt [3]

Media Lab Bayern

Moderation

 Wolfgang Kerler
Chefredakteur und Mitgründer, 1E9

 Felix Ebert
Developer, Süddeutsche Zeitung

Sei Vortrag hat zwei Teile, einen ersten in ersten technischen Teil, der sicherlich eher den Programmierern vorbehalten sein könnte [4]

Es folgen Empfehlungen für
 Frida
 MobSF
 JD-Gui / androidguard
 apkmirror.com

Auf Linux- und Apple—Rechnern gibt es den "string"-Befehl, ebenfalls nützlich ist "hexdump". Vor allen von Nutzen ist "binwalk".

Wichtig: Diese App hatte nicht nur Java- sondern auch C-Code Zeilen, die mit IDA Pro analysiert werden können. Das bedeutet, dass die App in der Lage ist, das eigene Smartphone nach "verdächtigen" Files zu durchsuchen. Was aber interessiert die Regierung wirklich. Dafür wurde die VirusTotal-Anwendung installiert. Und herausgefunden, um welche Files es ging.

Einen zweiten Teil mit eher allgemeingültigen Folgen.

Was kann man mit "Reverse Engineering" machen?

Es werden viele weitere Beispiel gezeigt, wie sie an der Ruhr-Universität in Bochum zum Einsatz gekommen sind. Aber herauszufinden, wie die Software in einem VW-Diesel-Motor funktioniert, das hat mehr als ein Jahr gedauert.

Journalism Summit
Panama-Papers, Ibiza-Gate und Football Leaks: Investigativer Journalismus zwischen Klischee und harter Wirklichkeit
 [5]

Diskussion

 Anette Dowideit
Wirtschaftsjournalistin, Chefreporterin im Investigativ-Team WELT

 Elena Kuch
Ressort Investigation, NDR

 Tim Loh
Reporter, Bloomberg

 Frederik Obermaier
Autor, Redakteur Süddeutsche Zeitung

 Jörg Schmitt
Investigativ Journalist, DER SPIEGEL

Moderation
 Alina Fichter
Journalistin, Senior Advisor und Global Advisory Board Member, NewsGuard

Last - but by all means not least:

R U Ready Hackathon: Projekt-Pitches [6] and Rewards!

Nicht mehr im Programm ausgewiesen, aber eine wichtige Veranstaltung zum Abschluss der Medientage: die Präsentation von drei Projekten, die in 36 Stunden konkrete Antworten für Fragen aus den Redaktionen des BR, von n-tv und der ZEIT entwickelt haben.

Anmerkungen

[1Es ist eine der ganz großen Zukunftsfragen in der Medienbranche: Wie werden sich Relevanz und Reichweite des linearen Fernsehens entwickeln, wenn Streamingdienste und Videoplattformen wie Netflix, Amazon Prime Video und Youtube weiter wachsen? Hat dann in diesem Umfeld das lokale Fernsehen überhaupt eine Zukunftsaussicht? Oder ist die neue Lust auf Heimat gerade jetzt eine Chance?

[2Spitze gegen die LMU als Repositionierung der UNi-Tübingen.

[3Im Juli 2019 gelang der Süddeutschen Zeitung ein Scoop: Durch Reverse Engineering kam ein SZ-Team einer chinesischen Spionage-App auf die Spur. SZ-Entwickler Felix Ebert war an dem Projekt beteiligt, und zeigt beim R U Ready Summit in einem exklusiven Workshop, wie sein Team der Spionage auf die Schliche kam. Nicht nur für Entwickler spannend!

[4Wie funktionieren .apk-Files? Ähnlich wie .zip-Files! Bis hin zu den Core-Files, die es zu dekompilieren gilt. Wenn der Source-Code offen liegt, gilt es, diesen zu analysieren. Zum Beispiel die Tatsache, dass es darin keine public-IP’s gibt.
SDK für Android ist zu installieren, dann den developer mode, dann das usb-debugging. Und dann die base.apk
Das bedeutet, dass man in 5 Schritten zum Android-Entwickler wird.

Danach folgt die dynamische Analyse. Und die Netzwerk-Analyse (via Raspery Pi) .

[5Früher waren es Einzelkämpfer wie Bob Woodward, die große Skandale aufdeckten, heute sind es meist – oft Ressort- und Medienübergreifend oder auch internationale – Recherchekooperationen: Investigativer Journalismus leistet Aufklärungsarbeit und spielt damit eine wichtige Rolle für die Demokratie. Doch wie funktioniert investigative Recherche heute? Wie lässt sie sich finanzieren? Wie geht man mit den oft riesigen Datenmengen um? Außerdem sind juristische Auseinandersetzungen bei investigativen Stories Alltag – wie funktioniert die Zusammenarbeit mit Whistleblowern, wie reagiert man auf Einschüchterungsversuche?

[6Drei Tage lang haben Entwickler, Journalisten und Medienenthusiasten auf dem R U Ready Hackathon geplant, gecoded und getestet. Jetzt präsentieren sie ihre Prototypen auf der R U Ready Bühne und stellen sich unserer Jury. Die Sieger können tolle Preise und einen Pitch-Slot auf der Mainstage gewinnen!


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