Digitale Souveränität durch Innovation – Startups in Europa

VON Dr. Wolf SiegertZUM Donnerstag Letzte Bearbeitung: 2. April 2021 um 01 Uhr 15 Minuten

 

Wie gut, dass dieses Thema seit dem 2016 bei Springer verlegten Buch und dem Text Digitale Souveränität? mit inzwischen "4,5K Downloads" nichts an seiner Bedeutung verloren [1] hat und jetzt in dem Zusammenhang dieses D64-Gesprächs erneut zur Geltung kommt:

D64diskutiert: Digitale Souveränität durch Innovation – Startups in Europa

Google wurde 1998 als Startup gegründet, Facebook 2004. Heute sind sie mächtige globale Player und keine klassischen Startups mehr. Aber muss das für immer gelten? Nein, natürlich nicht.

89% der Fortune 500 Unternehmen von 1955 waren 2014 nicht mehr auf der Liste. Beispiele aus der jüngeren Vergangenheit sind Nokia, IBM und zu einem gewissen Maß auch Microsoft.

Unsere Industrie sieht dagegen eher alt aus in der Plattformökonomie. Ist der Zug für uns – das Land der Ingenieure – abgefahren oder können wir mit deutschen Startups dafür sorgen, dass die Karten neu gemischt werden? Kann es so etwas wie einen digitalen deutschen Mittelstand geben?

Wie können wir als Deutsche in Europa in der Gigabit Gesellschaft wieder stärker von der Anwender:in zur Gestalter:in werden? Welche Kompetenzen benötigen wir, damit uns die Fähigkeit, Innovationen zu gestalten, nicht entgleitet? Es muss Alternativen zu den großen Plattformen geben – mit echten Chancen für lokale Anbieter:innen. Welche Rolle spielen dabei Fragen wie Interoperabilität, öffentliche Beschaffung und Open Data – denn Daten sind nicht das Öl, sondern eher das Grundwasser unserer digitalen Gesellschaft.

Diese Themen besprechen wir bei #D64diskutiert am 1. April um 20 Uhr mit:

Saskia Esken, Vorsitzende der SPD und langjährige Digitalpolitikerin

Janina Mütze, Gründerin und CEO von Civey

Der Stream wird hier auf d-64.org, auf Twitter und unserem YouTube-Kanal zu finden sein.

In einer aktuellen Einladungsmail von Herrn Prof. Dr. Malte Behrmann werden er und Konrad Krämer als die zwei D64-Gesprächspartner benannt [2]. Die Mail ist mit dem Betreff "please share" überschrieben. Einer Aufforderung, der wir hiermit gerne nachkommen, nachdem dieser Eintrag ja schon eine ganze Zeit lang vorab gepostet worden war.

Wir präsentieren hier die YouTube-Aufzeichnung ab dem Moment, wo es mit der Veranstaltung wirklich losgeht:

 

Damit das Ganze etwas übersichtlicher wird, hier nochmals eine Zusammenstellung der Fragen und des Zeitpunktes, ab dem sie beantwortet werden:


 1.07:06 D64 in der Anmod und Begrüssung
 1.04:00 Was ist für Dich Digitale Souveränität?
 59:56 Was hat digitale Souveränität mit Start-ups zu tun?
 58:01 Welche Rolle können Start-ups aus Deutschland international spielen?
 54:22 Wie sieht das Weltbild aus? Wie kann Europa ein Gegengewicht werden?
 50:43 Zur Rolle der Bildung
 46:43 Deutschland bei den Browsergames weltweit Spitze, wie geht das in Zukunft in anderen Technologiebereichen?
 34:58 Thema: Zukunftsoptimismus. Auch in Deutschland?
 27:58 Start-ups, die abwandern, welche Defizite gibt es?
 20:58 Wo sind die Grenzen des staatlichen Handelns erreicht?
 17:00 Was nervt die Gründerin so richtig an der SPD?
 13:01 Interoperabilität
 9:22 Datenschutzgrundverordnung
 6:30 Öffentliche Beschaffung
 4:03 Die Topliste an Forderungen im Zusammenhang mit der Bundestagswahl
 2:24 Danksagung

Jetzt wäre es natürlich angebracht und wahrlich reizvoll, diesem Gespräch nochmals eine eigene Stellungnahme hinzuzufügen. Dieses wird auch geschehen, aber in und mit einem ganz anderen Kontext und Konnex: Unmittelbar vor dieser Veranstaltung fand ein Gespräch mit einem ehemaligen leitenden Angestellten der Deutschen Telekom statt.
Wir kennen uns, wie sich heute herausstellte, seit nunmehr 28 Jahren. Er war eines von 7 Kindern und hat sich den Weg über Siemens bis zur DTAG wahrlich nur durch Leistung und dreimal besser sein als alle anderen immer wieder neu freikämpfen müssen, ohne Protektion und Netzwerke. Und er berichte in einem fast zweistündigen Gespräch über all die verpassten Chance der industriellen Entwicklungen in Deutschland und auf dem IT-Sektor im speziellen. Und warum so eine Erfolgsgeschichte, wie sie heute vom Telekom CEO heute verkündet wurde, keine sei. Nicht er habe neue Ideen entwickelt, sondern Ron Sommer, der sich damals für ein Investment in den US-Markt entschieden habe; und es werden nicht Menschen seines Kalibers sein, deren Jahreseinkommen von einst einer Mio in Zukunft auf 10 Mio steige, die den Mut gehabt hätten dafür Sorge zu tragen, dass sich das Unternehmen nicht mit einer solche Zecke wie Huawei ins Netz gelegt hätte... Der Ausverkauf von Borgward und Nordmende in Bremen sei noch harmlos gegenüber den Ausverkäufen bei Grundig und Loewe, bei Osram und Siemens... und auch diese wären noch zu verkraften, wenn nicht alsbald selbst ein Daimler Gefahr liefe, nicht mehr "Herr im einst eigenen Hause" zu sein... und dann war das Gespräch zu Ende, da sein iPhone nicht mehr die gleiche Akku-Kapazität aufwies wie das eigene BlackBerry.

Dieser Exkurs gibt am Ende dann doch Gelegenheit, auf die Aussage der SPD-Co-Vorsitzenden zurückzukommen, in der sie es als ein Zeichen der Ermutigung wertet, dass man in den letzten fünf Jahren allmählich begriffen habe, wie klug es wäre, den US-amerikanischem Einflüssen eine europäischen Suchmaschine entgegenzusetzen.

Vielleicht hätte man in dem lobhudelnden Gespräch stattdessen daran erinnern sollen, dass anno 2005 ihr Partei-Altvorderer Gerhard Schröder mit Jacques Chirac ein Abkommen zur Finanzierung des Starts einer europäischen Suchmaschine angekündigt hatte: Quaero.

Wir lassen das Ganze hier als pars pro toto so stehen, denn es gibt zu viele weitere Projekte und Vorhaben, die der Autor dieser Zeilen aus nächster Nähe auch danach noch beim Scheitern miterlebt hat: Vom Kollaps der Kooperation der DTAG mit der französischen Telekom oder dem Start des Bildtelefons bis zum Niedergang der Systems und der CeBIT - oder der gerade jetzt erst abgekündigten Fortführung der De-Mail...

Anmerkungen

[1... weitere, noch aktueller Buchpublikationen und ein Film zum Thema finden sich HIER

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