Ein Kater-Sonntags-Foto

VON Dr. Wolf SiegertZUM Sonntag Letzte Bearbeitung: 27. März 2021 um 12 Uhr 14 Minuten

 

Nun, ist es jetzt doch so weit, dass die immer noch anhaltende Katzen-Foto-Welle selbst bis in diese Publikation übergeschwappt ist?

Ja: Wenn an dieser Stelle nur dieses Foto gezeigt werden würde:

Nein: Wenn mehr über den Hintergrund und die Wirkung dieser Suchmeldung bekannt wird, die als Facebook-Meldung schon im Dezember 2020 gepostet worden war, und die hier nochmals mit diesem Auszug zitiert wird:

VERMISST !!!

Unser heißgeliebter Kater Murphy ist seit dem 1. 12. 2020 nicht nach Hause gekommen!

Rasse: Burma,
7 Jahre,
er ist einfarbig beige zu Rücken hin rötlich,
mittelgroß, ca. 4 Kilo
Augen gelb,
kastriert,
[...]

Beigefügt waren u.a. das oben eingestellte Foto und diese Anzeige:

Und jetzt, oh "Wunder", ist seit der vergangenen Woche eben dieser Kater wieder zurück in "seiner" Wohnung eingetroffen.

Wären nach dem Verschwinden des Tieres nur in der Nachbarschaft dieser Wohnung diese Steckbriefe ausgehängt worden - es hätte nichts gebracht.

Die Rückkehr der Katze ist der Wirkmacht der sozialen Medien und dem Sozialverhalten einer Einwohnerin im Wedding zuzuschreiben. Und das kam so: sie hatte weder die Aushänge sehen können. Und selbst der Facebook-Post ist nicht bei ihr angekommen. Stattdessen hat sie zunächst gut drei Monate, nachdem sie das Tier im Dezember im zweiten Hinterhof eines Baugrundstückes maunzen und klagen gehört hatte ihm seitdem Abend was zu Essen gebracht hatte.

Und dann hat sie ihrerseits eine Meldung auf einer Online-Plattform eingestellt: bei den eBay Kleinanzeigen. Und dieses wiederum hat die "Katzenmutter" entdeckt.

Es wurde - über einen Dritten in Spandau - eine Kommunikation zwischen Charlottenburg und Moabit hergestellt. Dort wurde eine Falle aufgestellt, das hungrige Tier mit einer darin aufgestellten Essensgabe gefangen und wieder an seinen Ausgangs-Ort zurückgebracht.

Diese "Ende gut, alles gut"-Geschichte mag zwar noch nicht DAS überzeugendste Beispiel für constructive journalism sein, aber sie zu erzählen, hat dennoch gute Gründe, denn
 bei allen Vorurteilen, sowohl gegenüber Katzenbildern im Netz als auch der Plattformdominanz von Anbietern wie eBay oder Facebook, ist ihre identitäts- und nutzenstiftende Wirkung, wie in diesem Falle, anzuerkennen
 es ist das soziale Engagement jenes Dritten im Bunde anzuerkennen, der stellvertretend für die "Katzenmutter", eine ältere an den Rollstuhl gefesselte Frau, diese erste VERMISST-Meldung aufgegeben und ihr dann den wiedergefundenen Kater zurückgebracht hatte.


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