Reise Skizze III

VON Dr. Wolf SiegertZUM Freitag Letzte Bearbeitung: 27. Juni 2021 um 18h09min

 

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Urlaub ist, wenn Du nicht mehr weisst, welcher Wochentag gerade ist. Eigentlich hätte dieser Bericht schon gestern geschrieben werden sollen. Aber auch dieser Tag war schon so einer, an dem nicht mehr klar war, ob dies nun ein Mittwoch oder ein Donnerstag gewesen war. Und allein mit dieser Unsicherheit war klar, dass wir alle, die diese Frage nicht beantworten konnten, im Urlaub angekommen waren. Was wiederum zur Folge hatte, auch Kopf und Hände zunächst mit der Aufgabe zu verschonen, ein weiters Palaver auf dem Bildschirm abzubilden.

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Dabei hätte es nicht bis heute, Freitag, bedurft, um wieder einige Dinge festzuschreiben, die mir in den letzten Tagen einmal mehr durch den Kopf gegangen waren. Vorrangig war es einmal mehr die Frage, was für eine Welt wir unseren Kindern überlassen werden? Es macht mir grosse Sorge, mitzuerleben, wie viele Jugendliche nicht die Ausbildung / Betreuung erfahren, die ihrem Alter und ihrer Qualität angemessen wäre. Selbst dann, wenn von ihrer Bereitschaft her, diese Voraussetzungen bestehen würden. Dabei ist sicher der Einblick im Rahmen der eigenen Ausbildungstätigkeit nur sehr eingeschränkt und auch die von Anderen zugetragenen Beispiele mögen alles andere als exemplarisch für die gesamte Situation sein. Aber dennoch stehen die meisten dieser Beispiele in einem zum Teil krassen Widerspruch zu der in der Politik – ach so einsichtige – immer wieder vorgetragenen Erkenntnis, dass es in einem Land wie Deutschland nur die Qualität der Ausbildung und des Wissensstandes gibt, mit der sich dieses Land in Zukunft noch im internationalen Wettbewerb werde behaupten können.

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Pustekuchen: Auch hier mag mein Erfahrungshorizont nur eingeschränkt und von Zufälligkeiten bestimmt sein. Aber es ist bitter zu erleben, dass auch den hochqualifizierten Jugendlichen das Leben schwer (gemacht) wird. Zu diesen Beispielen gehören aktuelle Ausschreibungen, wie sich auch auf dieser Plattform mehrfach dokumentiert – auch kolportiert – wurden [[Die Beispiele werden an dieser Stelle nachgetragen.[[. Zweitens gehört dazu der Umstand mit welchen Methoden diese Auswahlverfahren im HR (Human Relations-) Sektor heute durchgeführt werden (Stichwort: „KI“) , drittens wird einmal mehr deutlich, wie wichtig mehr denn je die Netzwerke sind. Und – last but not least – wie jene, die es dann „geschafft“ zu haben glauben, damit fertigwerden müssen, wie arg Anspruch und Wirklichkeit, Versprechen und Praxis voneinander entfernt sind. Als pars proto: Letztens beichtete die über dreissigjährige Tochter am Ende eines Telefonats an einem Freitagabend, dass sie dabei sei, das Haus wieder zu verlassen, um mit einer Kollegin aus der gleichen Firma noch an einem Projekt weiterzuarbeiten…

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Anders gesagt: die Jugend wird aufgebraucht durch ein immer schärfer an Leistung und Wertsteigerung ausgerichtetes Verhalten. Die Freiheiten, die noch verbleiben, werden immer mehr in den virtuellen Raum der elektronischen Medien verlagert. Was ja nicht weiter schlimm sein muss und sogar eine echte Bereicherung darstellen könnte, wenn diese Virtualisierung nicht als die Erweiterung des realen Lebensraumes fungiert, sondern zunehmend als „Ersatz“, als Surrogat wirklich gelebten Lebens… dann ist dies ein Alarmsignal. Eines, das in vielen Fällen als solches noch nicht einmal wahrgenommen, als solches identifiziert wird – geschweige denn zum Anlass genommen, um sich über die Bedeutungen eines solchen Signals klar zu werden. Vielmehr geschieht das Gegenteil: In einer Welt, in der unter dem Dogma der Flexibilität und Agilität die Gnade des jugendlichen Einfallsreichtums gepriesen und damit – schlimmstenfalls – verramscht wird. In der Vita eines Kollegen aus der Design-Thinking-Fraktion ist zu lesen, dass in seinen Kursen die Studierenden schon in dem Betriebsabläufen grosser internationaler Firmen vielfach reüssiert hätten, und das diese Erfolge zugleich den Nachweis für den Erfolg seiner eigenen Lehrtätigkeit darstelle.

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Also, es ging bisher um jene Jugendlichen, die mehr oder weniger früh im Rahmen ihre Ausbildung auf der Strecke bleiben, einerseits und andererseits um jenen, die es geschafft zu haben scheinen und die im Verlauf dieses Schaffensprozesses oft viel zu lange übersehen, wie sehr sie selber von dieser Art der Inanspruchnahme geschafft werden. Und das immer noch unter – vergleichsweise – ‚humanen‘ Umständen, im Vergleich zu jenen, wie wir sie früher in Japan und heute in der VR China erlebt haben bzw. erleben. Gesellschaften, die sich nicht erst seit heute vor allem mit einer hochgradig überalterten Bevölkerungsstruktur auseinanderzusetzen haben (Japan) oder es demnächst werden (VR-China). Und auch in der BRD tun wir alles andere, als um wirklich um die Zukunftsvorsorge Gedanken zu machen. Die Zeit der „sicheren Renten“ ist schon jetzt vorbei und die Sorge um eine klimafreundlichere Zukunft musste gerade einmal mehr durch ein höchstrichterliches Urteil der Politik ins Stammbuch geschrieben werden. Ja, nicht einmal das Privileg, eine Leben ohne Krieg oder kriegsähnliche Verhältnisse führen zu können, kann für die Zukunft noch als gesichert gelten.

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Und dann sind wir dann doch wieder bei jenem Punkt, der diesen Urlaub so besonders macht: ein ganzes Bündel von Privilegien. Allein die Möglichkeit, trotz immer noch deutlicher Gefährdungen durch den Covide-19-Virus und seiner nachfolgenden Mutanten Urlaub machen zu können, ist ein solches Privileg. Auch dann, wenn es sich mit viel Mühen und Minuten voller Verzweiflung hat erstritten werden müssen. Auch hier vor Ort sind manche bedeutenden Museen noch nicht wieder geöffnet, dafür sind die Strände vergleichsweise leer und die inzwischen wieder geöffneten Bodegas und Restaurants freuen sich über jeden einzelnen Gast, der sich bei ihnen ansagt. Diese Insel lebt mit und vom Tourismus und würde ohne diesen kaum weiter funktionieren können. Und wir, die Touristen, leben davon, dass es solche Orte und Gelegenheit gibt, Urlaub machen zu können.

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Allerdings muss klar sein, dass dieser Urlaub nicht automatisch auch ein totales digitales Detox mit sich bringt. Selbst in den kleinsten Bodegas wird die Speisekarte nicht mehr dem Gast gereicht, sondern kann – oder muss sogar – über einen QR-Code auf dem Smartphone eingelesen und ausgelesen werden. Was bleibt, dass sind die Empfehlungen zu jenen Gerichten, die es nur an diesem Tag gibt – je nach den Ergebnissen, die die nächtliche Fischerei mit sich gebracht hat. Und so ist es dann auch zu empfehlen, sich alsbald mit den hier angelandeten Fischsorten vertraut zu machen – oder zumindest auf seiner Übersetzungs-App auf seinem Smartphone klarzumachen.


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