Seit 90 Jahren: Das Berliner Haus des Rundfunks

VON Dr. Wolf SiegertZUM Samstag Letzte Bearbeitung: 25. September 2021 um 17 Uhr 16 Minutenzum Post-Scriptum

 

So lautet der rbb-Tweet von diesem Tage:

Der diesem Tweet zitierte Link bezieht sich auf diese Sendung von rbb Kultur vom 09.09.2021, 9:45 Uhr:
Festival im Haus des Rundfunks
Wenn die Kunst ein Funkhaus kapert

Vier Stunden später, ab 13:38 Uhr, erscheint der Artikel von Sigigrid Hoff, der sich wiederum auf einen bereits am Morgen um 7:10 Uhr auf rbbKultur ausgestrahlten Beitrag bezieht:
90 Jahre Haus des Rundfunks
"Das Schiff ist klar zur Fahrt"

Darin eingebunden ist wiederum der Link auf die Seite:
Ab 10. September 2021
Kunst im Bau - 90 Jahre Haus des Rundfunks

Inklusive einem Link mit dem Angebot, ein Besuchs-Zeitfenster zu buchen:
ANMELDUNG "Kunst im Bau"

Heute am Samstagmorgen wird dann im Info-Radio erklärt, dass alle Führungen schon ausgebucht wurden, so dass ’nur’ der Zugang über die Webseite bleibt. Daher an dieser Stelle ein Überblick über die Künstlerinnen und Künstler samt den Titeln ihrer Arbeiten:

 AG Minimales Reisen

 Aleke Alpermann und Johanna Bastian: "Rundgang in persönlichen Augenblicken"

 Alexandra Schlund: Großflächige Wandarbeit aus Klebebändern, Fotokopien und Papier

 Christian Collet: Sediment of sound

 Christopher-Felix Hahn: Ich langweile mich – Мне скучно.

 Claire Laude: "Le reste du voyage"

 Harriet Groß: StufenPartitur I

 Jeremy Woodruff & Rodney LaTourelle: Wechselwirkungen von Farbe, Klang und Raum

 Julia Ziegler: Die Laternen der Marlene

 Katharina Bévand: Electromagnetic Loops

 KD Freiberg: Linien, Formen und Geometrie

 Kris Heide: E • X • P • R • E • S • S • I • V 2021

 Kristin Albrecht: Die Architektur des Funkhauses

 Lara Faroqhi: Architektur hören

 Manfred Gosch & Kathleen Morgeneyer: Manfred Goschs Historisches Taxi

 Michael Hoepfel: Inner City – Haus des Rundfunks

 Nándor Angstenberger: Das Modell von einem Modell

 Tina Bremer und Lothar Eckhardt: Aus_STRAHLEN

Auf der Online-Presse-Seite wird nochmals Bezug genommen auf die Teilnahme von Rundfunksinfonieorchester Berlin, Staatsballett Berlin und Rundfunkchor Berlin beim "Kunst im Bau"-Festival.

In der Anmod von Verena Keysers wird der Rundfunkchor Berlin als "einer der besten Chöre der Welt" gepriesen. In der Eröffnung des Abends mit dem Rundfunksinfonieorchester wird von der Moderatorin vorab "als Hausherrin des rbb" die Kulturchefin des Hauses Martina Zöllner - in der Bauchbinde jetzt als "PROGRAMMBEREICHSLEITERIN CONTENTBOX KULTUR" ausgewiesen - nach ihrer persönlichen Würdigung des Hauses befragt, worauf sie vor allem von dem erlebbaren historischen Bezug spricht:

Aus der Vielfalt der Beiträge wollen wir nochmals einen Blick auf jene werfen, in denen wirklich diese GESCHICHTE DES HAUSES zur Geltung kommt.

Bereits am Freitag, den 22.Januar 2021 gab es morgens ab| 07:45 Uhr den Beitrag von Andrea Heinze zu hören, da genau an diesem Tage vor neunzig Jahren "zum ersten Mal aus dem Haus des Rundfunks in der Berliner Masurenallee gesendet" wurde. Aber das Versprechen "so klang Radio damals" wird nicht (mehr) erfüllt. Das dpa-Bild mit den Herren des Hauses sagt nicht, wer dort fotografiert wurde. Und nachzuhören ist diese Sendung auch nicht.

Aus späteren Jahren gibt es Berichte von MitarbeiterInnen: Hier von Siegrid Hoff, sie erzählt die Geschichte des Hauses und beginnt mit einem Beitrag aus der eigenen Perspektive der "sechziger Jahre"

In vorangegangenen Beiträgen schaut sie zurück auf die Zeit vom "Grossdeutschen Rundfunk" bis zur Gründung des SFB...

... und skizziert ein Porträt von Hans Poelzig. Danach wird dann in der Moderation zur Teilnahme am Projekt: "Kunst im Bau" aufgerufen:

Die Sendereihe begann mit einem Bericht über die Architektur von Hans Poelzig:

Am 22 Januar 2021 hatten wir bereits ausführlich aus Anlass des Sendestarts berichtet - siehe: rbb: Du Altes Haus einer öffentlichen Sende-Anstalt - und dabei auch auf die fünfteilige Dokumentation von Wolfgang Bauernfeind verwiesenen. In einem Interview geht er auf einen entscheidenden Punkt ein, der - so bitter das auch ist - in den ausgewählten künstlerischen Arbeit überhaupt keinen Niederschlag gefunden hat: die Zeit des Nationalsozialismus und die gar nicht zu überschätzende Rolle, die in dieser Zeit der "Grossdeutsche Rundfunk" gespielt hat, entwickelt aus einem der Büros in diesem Hause:

P.S.

Am Sonntag, den 12. September 2021, gab es dann doch noch die Möglichkeit der Teilnahme an diesem "Parcours V" samt der wunderbar leisen und lichten Abschlussaktion "Die Leuchten der Marlene" mit vielen Eindrücken der unterschiedlichsten Art.

Der Parcours verlief treppauf treppab durch das ganze Haus und - im Sauseschritt - an all den Exponaten vorbei. Als Ausnahme von der Regel war dann die Präsentation des gesamten Films von Lara Faroqhi "Architektur hören".

Einmal mehr ist zu beklagen, dass auch während dieses Rundgangs durch das Haus das Thema und die Zeit des Nationalsozialismus’ kein einziges Mal vorkam. Der einzige Ort, an dem die Geschichte konkret in Erscheinung trat, waren die kyrillischen Graffitis an den Innenhofwänden des Hauses, re-inszeniert von Christopher-Felix Hahn unter dem Titel: "Ich langweile mich – Мне скучно."

Der Ort, an dem Goebbels sein Büro hatte, ist und bleibt ein ’Betriebsgeheimnis’?!


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