Die Zeit im Zug (I)

VON Dr. Wolf SiegertZUM Montag Letzte Bearbeitung: 14. August 2022 um 17 Uhr 32 Minutenzum Post-Scriptum

 

Diese Aufzeichnungen entstehen im Zug auf der Reise von Mürzzuschlag nach Berlin. Sie beginnen gegen 12:45 Uhr - und können tatsächlich direkt online aus dem Zug heraus eingetragen und veröffentlicht werden.

Es gibt auch ein reichhaltiges Kaffeeangebot am Platz. Am Sitz dahinter wird ein Kaffee bestellt. Als er gebracht wird, werden dafür 7 Euro abkassiert. 7 Euro! Beim nächsten Durchgang wird der für den Service zuständige junge Mann nochmals auf diesen Preis angesprochen. Nach mehrmaligem Nachfragen stellt sich heraus, dass der Preis 3,50 Euro beträgt. Der Mann entschuldigt sich und zahlt den Differenzbetrag zurück.

Merke: Auch die Reise in der ersten Klasse ist mit - so vielleicht nicht sogleich erwarteten - Überraschungen verbunden; allein, das ist eine Petitesse im Vergleich zu der Anreise ab Berlin Hbf.

Bereits nach dem Reiseantritt in Berlin-Hauptbahnhof blieb der Zug in Berlin-Südkreuz stehen, und blieb sehen und blieb stehen: wegen Überfüllung, so die Lautsprecheransage. Schliesslich wurde sogar Polizei eingesetzt, um den Zug von all jenen Passagiere zu räumen, die keine Sitzplatzreservierung hatten. Und das, obwohl eine solche Reservierung beim Kauf der Fahrkarte nicht eingefordert worden war.

Als der Zug sich endlich wieder in Bewegung setzte, waren 111 Minuten vergangen - und damit alle Hoffnungen auf den Anschluss zerstoben. Aber mit viel Geschick, Glück und Unterstützung durch das Bahnhofspersonal sowohl in Prag als auch in Wien gelang es schliesslich doch, wenn auch weit nach Mitternacht, am Zielbahnhof anzukommen.

Im Vergleich dazu war die Rückfahrt eine Wohl-Fahrt.

Zunächst im RailJet: Selbst die vielen ’Schlachtenbummler’ aus den Niederlanden, die uns zunächst auf dem Weg bis Wien begleitet hatten, waren aufmerksam und freundlich, obwohl sich ihr Volksheld Max Verstappen, und das auf dem Red-Bull-Ring,

hatte bezwingen lassen von dem Ferrari-Piloten Charles Leclerc. Dem ersten Sieg der "Roten" seit dem letzten Erfolg an gleicher Stelle von Michael Schumacher im Jahre 2003.

Während die Zeitungen noch voll sind von dem spektakulären Zweikampf mit dem zweitplatzierten Red-Bull-Piloten - und den Belästigungen einer jungen Eisverkäuferin durch ältere, betrunkene Männer - wird auf der Webseite des Veranstalters schon dafür geworben, sich die Tickets für den Grossen Preis von Österreich 2023 zu "sichern".

Dann im EuroCity "Berliner", der extra noch 5 Minuten länger am Bahnsteig in Prag stehen blieb, damit die Gäste aus dem verspätet eingetroffenen RailJet haben umsteigen können. Auch dort herrschte erneut grosses Gedränge, die erste Klasse war komplett ausgebucht. Aber diejenigen, die keinen Platz mehr haben finden können, wurden zumindest nicht des Zuges verwiesen. Sondern machten es sich, bestenfalls, im Speisewagen bequem. Als es dort kurz vor Dresden erstmals einen freien Platz gab, wurde dieser gerne eingenommen. Und bestellt, was auf den Zügen der Deutschen Bahn - die Zeiten der Mitropa sind lange vorbei - nicht und wohl auch nie mehr geben wird: Spiegeleier und Bratkartoffeln!

P.S.

In der Leserpost fand sich nach der Rückkehr der Hinweis auf einen Artikel in "Der Spiegel" Nr. 28, 9.7. 2022, S. 59, von den Bahn-Reise-Erfahrungen von Alexander Osang; "Trolle auf der Strecke". Online als Kolumne einsehbar ab dem 11.7.2022 unter der Überschrift: Der nachfolgende Text verzögert sich um wenige Minuten.

Diesen nachzulesen ist nicht nur interessant, da er über vergleichbare Erfahrungen von einer ’Edelfeder’ verfasst wurde, sondern da darin viel mehr von den persönlichen Umständen und früheren Erfahrungen des Autors mitgeteilt wird. Was in den eigenen Beiträgen bislang nicht geschah, und auch weiterhin nicht - oder nur in sehr diskreten Hinweisen und Andeutungen - geschehen wird. WS.

P.P.S.
Beim Einspielen der auf dem Rechner für diesen Text eingestellten Bilder fand sich dort zufällig noch diese Karikatur, die immer noch von ihrer Aktualität nichts verloren hat:


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