Die Fratzscher, Sloterdijk, Zinkann, ... IFA+ (No)Show

VON Dr. Wolf SiegertZUM Montag Letzte Bearbeitung: 6. September 2022 um 01 Uhr 00 Minutenzum Post-Scriptum

 

Pressemitteilung vom 26. Juli 2022

IFA 2022: IFA+ Summit steht im Zeichen der (De-)Globalisierung
Die Konferenz findet am 5. September von 10-17 Uhr in der IFA-Convention Area in Halle 23 statt. Erste Speaker sind bereits bestätigt. Zutritt zum IFA+ Summit erhalten FachbesucherInnen mit dem regulären Fachbesucherticket der IFA.

Von Klimakrise über Pandemie bis hin zum Ukraine-Krieg und den damit verbundenen Rohstoff-Engpässen – die aktuellen Krisen sind zugleich eine Krise der globalisierten Welt. Das Thema „Deglobalisierung“ prägt den diesjährigen IFA+ Summit. Am 5. September wird dem Fachpublikum unter dem Titel „In the Face of Disruption. De/Globalization – The Universal Remedy“ eine große Bandbreite an Einschätzungen und Haltungen geboten.
Im Think Tank der IFA kommen nationale und internationale ExpertInnen unter dem bewährten Motto „THE NEXT LEVEL OF THINKING“ zusammen, um die Chancen und Risiken der Deglobalisierung zu diskutieren und wissenschaftliche sowie philosophische Einordnungen zu liefern. Politische EntscheiderInnen und ZukunftsforscherInnen skizzieren konkrete Anwendungsszenarien.
Erste Speaker stehen fest
Dr. Reinhard Zinkann steht beim diesjährigen IFA+ Summit auf der Bühne. Er ist Executive Director und Miteigentümer der 1899 gegründeten Miele-Gruppe, dem weltweit führenden Premiumhersteller von Hausgeräten. Neben Volks- und Betriebswirtschaftslehre studierte Zinkann Geschichte, Musikgeschichte und Philosophie in Freiburg, Boston (Harvard) und Köln.
Der deutsche Philosoph, Kulturwissenschaftler und Publizist Peter Sloterdijk nimmt als Sprecher am diesjährigen IFA+ Summit teil. Mit seinen Beiträgen und Büchern löste er in Deutschland zahlreiche Debatten aus, 2005 schrieb er das Buch „Im Weltinnenraum des Kapitals: Für eine philosophische Theorie der Globalisierung“.
Prof. Marcel Fratzscher wird das Konzept der Deglobalisierung kritisch betrachten. Er ist Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin), Professor für Makroökonomie an der Humboldt-Universität zu Berlin und unter anderem Mitglied des High-level Advisory Board der Vereinten Nationen zu den Nachhaltigen Entwicklungszielen (SDGs). Seine inhaltliche Arbeit fokussiert sich auf Themen der Makroökonomie und Finanzmärkte, der Ungleichheit, der Globalisierung und Integration Europas.
Moderiert wird das IFA+ Summit 2022 von Geraldine de Bastion und Daniel Anibal Bröckerhoff. De Bastion konzentrierte sich in den letzten 18 Jahren bei ihrer Arbeit auf digitale Transformation, internationale Zusammenarbeit, Innovation und Menschenrechte. Bröckerhoff lebt und arbeitet in Hamburg und Hannover als Journalist und Moderator für lineares Fernsehen, digitale Bewegtbildinhalte und innovative Veranstaltungen.

Pressemitteilung vom 29. August 2022

Sehr geehrter Herr Dr. Dr. Siegert,

in wenigen Tagen geht es endlich los. Vom 2. bis 6. September 2022 öffnet die Messe Berlin ihre Tore für Technikbegeisterte aus aller Welt für DAS globale Tech-Event. International sind auch unsere hochkarätigen Expert*innen und Aussteller*innen – und um die Globalisierung geht es nicht zuletzt beim diesjährigen IFA+ Summit.

IFA+ Summit | In the Face of Disruption De/Globalization – The Universal Remedy?

Expert*innen aus Wirtschaft, Politik und Wissenschaft kommen auf dem IFA+ Summit 2022 am 5. September von 9:30 bis 17:30 Uhr zusammen, um sich mit dem Thema Globalisierung kritisch auseinanderzusetzen. Denn das Thema birgt Vor- und Nachteile, gerade in der aktuellen Situation, in der Klimawandel, Pandemie und Krieg immer wieder zu Rohstoffengpässen und Lieferembargos führen. Der Ruf nach deglobalisierten Strukturen wird lauter, insbesondere vonseiten der Wirtschaft. Wird die Antwort auf Globalisierung Deglobalisierung sein?

Brisanter könnte das Thema nicht sein – nicht nur für Hersteller von Haushalts- und Elektronikwaren, sondern für die gesamte Wirtschaft. Die Gastgeber*innen des IFA+ Summit 2022 Geraldine de Bastion und Daniel Anibal Bröckerhoffhaben zu regen Diskussionen geladen und ihre Gästeliste liest sich passend zum Thema ausgesprochen spannend:

• Prof. Dr. Yanis Varoufakis, Ökonom und ehemaliger griechischer Finanzminister

• Jürgen Trittin, Mitglied des Deutschen Bundestages / ehemaliger Bundesumweltminister (Bündnis 90 / Die Grünen)

• Dr. Reinhard Zinkann, Executive Director bei Miele

• Dr. Joyce Gesing, CEO bei Severin

• Prof. Dr. Lisandra Flach, Director des ifo Center for International Economics

• Jule Bosch, Innovationsexpertion und Gründerin

• Prof. Dr. Peter Sloterdijk, Philosoph

• Prof. Dr. Ronny Alexander Fürst, Chancellor der AKAD University

• Dr. Martin Schulte, Global Sector Leader bei Oliver Wyman

• Dr. Sara Warneke, Managing Director bei gfu Consumer & Home Electronics

• Paneldiskussion: Prof. Marcel Fratzscher, Ph.D. (Präsident, DIW Berlin), Melanie Vogelbach (International Economic Politics and Foreign Trade Law, DIHK), Kristina Bonitz (CEO, diffferent), Dr. Mauricio Vargas (Ökonom und Finanzexperte, Greenpeace)

Ob Sie den ganzen Tag auf dem IFA+ Summit verbringen möchten oder sich für ein einzelnes Highlight aus unserem Programm entscheiden: Mit einem Aussteller-, Fachbesucher-, oder Medienticket ist die Teilnahme kostenlos.

IFA+ Summit 2022 - IN THE FACE OF DISRUPTION De/Globalization – The Universal Remedy

Wie unten im P.S.-Vermerk ausgeführt, wird das Geschehen nicht vor Ort, sondern am Monitor in der Redaktion mitverfolgt - zusammen mit 8 weiteren Online-TeilnehmerInnen, die sich zum Startpunkt der Veranstaltung zugeschaltet hatten. Auch zu einem späteren Zeitpunkt hat sich die Zahl der Online-TeilnehmerInnen nicht wesentlich erhöht. Bis dass wir dann am Ende der beiden Case Studies ohnehin alle wieder herausgeworfen wurden:

Die bis dahin interessantesten Beiträge werden hier zusätzlich auch als Soundfile zum Nachhören eingestellt:

09:30 09:40 Opening
Geraldine de Bastion
Host
Daniel Anibal Bröckerhoff
Host

Die beiden machen ihre Sache gut. Sie sind gut vorbereitet und gut aufeinander abgestimmt.

Der Anspruch lautet: IFA+ sei nicht nur Showcase, sondern auch eine Gesprächsplattform.

Es wird dazu verwiesen auf die Slido-Plattform, die Mikrofone, die aber kein einziges Mal zum Einsatz kommen... und die vielen noch freien Plätze (sic!).

09:40 10:15 IN THE FACE OF DISRUPTION
De/Globalization – The Universal Remedy?

Peter Sloterdijk
Philosopher

Stichworte:

Wie wird die Moderne definiert, was bedeutet die Idee von "Zeitgeist" seit Herder?

Nietzsches Widerspruch mit seinen Ausführungen "Vom Nutzen und Nachteil der Historien für das Leben"

Was bedeutet es, wenn Bundeskanzler Scholz über die "Zeitenwende" redet und Präsident Macron über "la fin de l’abondance"?

Globalisierung, das erlaubt auch den Viren, sich leichter in der gesamten Welt ausbreiten zu können. Und das nicht erst seit heute.

Seit 1522 wird klar, dass die Erde ein Globus sei. "The first see-travel globalisation". Die Flagge auf ’neuen’ Land einzupflanzen, bedeutet territoriale Ansprüche zu dokumentieren - bis heute.

Das Thema der Deglobalisierung setzt voraus, die Idee von der Ausbeutung des Menschen und der Erde - - Saint-Simon - neu zu definieren.

Mit dem Ende des ersten und dann des zweiten Opiumkrieges überzogen die Europäer China mit ihren Plänen zur Ausbeutung von Mensch und Erde mit Suchtstoffen. Heute haben die Chinesen diesen Spiess umgedreht und überziehen die Europäer mit ihrer Elektronik, mit der sie sie verführen.

"Oil and gas are the Crystal Meth of the globar economy."

"Wenn du diesen Raum verlässt, wirst Du nach mehr Befriedigung / Erfüllung streben, als zuvor."

Übertreiben ist besser als Stehenbleiben.

Von der "Declaration of Independance" zur "Declaraion of Dependance"

10:15 10:30 DEGLOBALIZATION - CHANCE OR RISK?
Tensions between Economy, Sustainability & Political Interests
Prof. Dr. Ronny Alexander Fürst
AKAD University

Hier schweigt des Autors Höflichkeit...

10:30 10:45 THE WAY BACK HOME?
International Consumer Study on Globalization in Consumer & Home Electronics

Dr. Sara Warneke
gfu Consumer & Home Electronics

Dr. Martin Schulte
Oliver Wyman

Eine gelungene Präsentation mit wichtigen Hinweisen und Aussagen, die am gleichen Tag nochmals in einer Presseveröffentlichung der gfu zusammengefasst und veröffentlicht werden [2].

10:45 11:30 IS THERE A RIGHT OR WRONG?
Pro & Con Voices on De/Globalization

Dr. Mauricio Vargas
Greenpeace

Kristina Bonitz
diffferent, Strategy Consulting

Melanie Vogelbach
DIHK

Prof. Marcel Fratzscher, Ph.D.
DIW Berlin

Kein Kommentar.

12:00 12:25 DEEP DIVE SUPPLY CHAINS
Thoughts on Reshoring
Prof. Dr. Lisandra Flach
ifo Institute

Wichtige Daten gut zusammengefasst

12:25 12:45 DEEP DIVE SUSTAINABILITY
Will Deglobalization Save the Environment?

Jule Bosch
Innovation Expert & Founder

Die Antwort ist eindeutig: "Nein, aber..."

12:45 13:15 CONCLUSION: We Need a Globalization 4.0
New Ideas for a Connected World
Jürgen Trittin
Member of the German Parliament,
Bündnis 90 / Die Grünen

14:00 14:30 CASE STUDY 1: MIELE
Foresight & Response to Current Challenges

Dr. Reinhard Zinkann
Miele

14:30 15:00 CASE STUDY 2: SEVERIN
Resiliency and Transformation in the Face of Deglobalization

Joyce Gesing
SEVERIN

15:00 16:30 ACTION PLAN
A Hands-On Exercise on How to Deal with
Deglobalization in your Day-to-Day Business
diffferent
Strategy Consulting

16:30 17:20 LET’S FACE IT!
A Call to Action on Globalization 4.0
Prof. Dr. Yanis Varoufakis
Economist, Former Minister of Finance Greece

17:20 17:30 WRAP-UP
Geraldine de Bastion
Host
Daniel Anibal Bröckerhoff
Host

Insgesamt eine gute Veranstaltung in gutem Englische mit guten Leuten und guten Absichten. Allerdings gab es nur wenige Bezüge, in denen das Thema in einem unmittelbaren Zusammenhang mit dem Themenumfeld der IFA in Bezug gesetzt werden konnte. Diejenigen Beiträge, in denen dieses geschah, sind hier nochmals als Soundfile mit zitiert worden.

Zu guter Letzt dieses aktuelle Schmankerl aus der globalen Welt des Metaverse. Elisa Krisper berichtet am 02.09.2022 in der Online-Ausgabe von "com! professional":
Österreichische Post eröffnet ersten Standort im Metaverse

Die Post ist Österreichs Vorreiterin im Decentraland - und die erste Postgesellschaft der Welt im Metaverse. Der "Crypto stamp HQ" getaufte Standort wird am 5. September virtuell vorgestellt.

P.S.

Diese Ankündigung wird in aller Ausführlichkeit zitiert, da es der Wunsch war, im Nachgang zu dieser Veranstaltung nochmals mit jedem der drei Herren, also Fratzscher & Sloterdijk & Zinkann , ein Einzelgespräch und ggf. ein Interview zu führen.

In den 90er Jahren wurde der Herausgeber dieser Online-Publikation - selbst Doktor der Philosophie und Suhrkamp-Autor - für ein gutes Jahrzehnt lang von der Messe Berlin und der gfu engagiert, um die "Braune-Ware"-Messe in das vernetzte "Multi-Media"-Zeitalter zu überführen.

Zurzeit sind die Herausforderungen - wenn auch in einem ganz anderen Sinne - unvergleichbar gross. Daher gibt es eine profunde Neugier im Gespräch mit diesen Herren diese Horizonte auszuleuchten:
 Marcel Fratzscher
 Peter Sloterdijk [3]
 Reinhard Zinkann

Bei der Vorbereitung der Interviews kam die Bitte, nochmals etwas Hintergrund über diese Publikation mitzuteilen. Hier ein Auszug aus einem dieser Anschreiben:

[...]
Wie in dem Link
https://www.daybyday.press/article7814.html
schon diskret angedeutet, schreibe ich über die IFA seitdem es meine Publikation „DaybyDay ISSN 1860-2967“ gibt.

Gestartet Ende 2003 ist sie heute nicht nur eine der auflagenstärksten Online-Plattformen dieser Art, in der jeden Tag seit der Gründung ein neuer Text erscheint.

Dass es dazu gekommen ist, hat damit zu tun, dass ich gleich zu Beginn dafür bei der DNB eine ISSN-Nummer beantragt hatte.
Das Personal in Frankfurt war davon zunächst schlicht überfordertet, dass sie eine solche Nummer auch für eine rein online erscheinende Publikation vergeben sollte, das kannten die dort Tätigen bis dahin nicht.

Also haben die Damen – denen ich zunächst einmal die Rechtslage habe erklären müssen – sich gewünscht, dass auf dieser Seite auch jeden Tag ein Beitrag erscheinen solle. So ist dann dieser Titel entstanden und dieses Vorhaben wird bis heute umgesetzt.

Ich könnte jetzt einen Webeblock schalten und erklären, wer hier schon alles mit vertreten und zu Wort gekommen ist.
Mir ist aber an dieser Stelle etwas Anderes wichtiger.
Das Thema der Nachhaltigkeit – auch von Inhalten – in der digitalen Welt: DaybyDay wird schon heute regelmäßig von der DNB gescannt, in deren Online-Archiv abgelegt und bereitgestellt. Und daher auch nach meiner, ja unserer Lebenszeit nachfolgenden Generationen als Zeitdokument zur Verfügung stehen.

C’est tout.

Ihr Wolf Siegert

PS.
Was die Interviews betrifft, so werden diese nach einer jeweils ausführlichen Vorbereitung immer aus dem Moment heraus, ja spontan geführt, sodass sich ein richtiges Gespräch entwickelt. Wenn das am Ende beiden zugesagt hat, wird es im Studio so bearbeitet, dass das Ganze gut ankommen wird.
Und sollten wir einmal beide mit dem Verlauf so nicht einverstanden sein, wiederholen wir das Ganze nochmals oder treten das Ganze in die Tonne (was in all den Jahren fast noch nie vorgekommen ist, aber als Option auch weiterhin immer zur Verfügung stehen bleiben wird).

Nach der hier ebenfalls publizierten zweiten Pressemitteilung vom 29. August 2022 wird klar, dass es eine irrige Annahme war, zu glauben (oder auch nur zu hoffen - sic! WS), dass die drei Herren Fratzscher & Sloterdijk & Zinkann zusammen auf einem Podium zu einem gemeinsamen Gespräch eingeladen worden wären.

Anstatt eines solchen Dialoges zwischen den Disziplinen macht einmal mehr jeder sein Ding, gemäss dem Motto "Ready Steady Show". Alles, was darüber hinaus gehen könnte, findet nicht statt:
 Fratzscher: bis zu Beginn dieses Tages liegt trotz nochmaliger Nachfrage keine Rückäusserung vor
 Sloterdijk: dessen Buch zu lesen ein wahrlich lohnendes Abenteuer war, lässt sich durch seine Frau entschuldigen
 Zinkann: die am letzten Tag von der Veranstaltung eingegangene Zusage wird wenige Stunden später wieder zurückgenommen.

Es macht angesichts dieser Sachlage nur noch wenig Sinn, persönlich an dieser Veranstaltung teilzunehmen, sondern eher, sich das Ganze als Stream in der Redaktion anzuschauen, zu dokumentieren und ggf. nachfolgend in einem eigenen Essay zu kommentieren.

Anmerkungen

[2

Die Hersteller von Elektro-Hausgeräten und Consumer Electronics sehen sich in Deutschland und weltweit einer verstärkt globalisierungskritischen Haltung der Verbraucherinnen und Verbraucher gegenüber. Diese achten häufiger darauf, wo Unternehmen ihren Sitz haben und legen mehr Wert auf lokale Produktion. Zudem rücken Klimaschutz und faire Arbeitsbedingungen in den Fokus. Das zeigt die internationale Studie „The Way Back Home“ der Strategieberatung Oliver Wyman und der gfu Consumer & Home Electronics GmbH, Veranstalterin der IFA in Berlin. Unternehmen mit lokaler Verwurzelung und einer nachhaltigen Lieferkette haben damit Vorteile im Wettbewerb.

Ob Smartphone, Fernseher oder Waschmaschine – Käuferinnen und Käufer von Elektrogeräten und Consumer Electronics legen zunehmend Wert darauf, dass die Hersteller in ihrer Heimat produzieren oder dort ihren Hauptsitz haben. Das wachsende Augenmerk auf lokale Verwurzelung ist das Resultat einer zunehmend globalisierungskritischen Haltung der Kundschaft. So ist in Deutschland etwas mehr als die Hälfte (54 %) der Menschen der Ansicht, dass die heutige Welt zu stark globalisiert ist – nur knapp ein Viertel (22 %) denkt das Gegenteil. Deutschland liegt damit im Mittelfeld der Globalisierungsskeptiker, so das Ergebnis der Studie „The Way Back Home“. Diese hat die Strategieberatung Oliver Wyman gemeinsam mit der gfu Consumer & Home Electronics GmbH durchgeführt. „Konsumenten nehmen die Hersteller heute stärker in die Pflicht“, erläutert Dr. Sara Warneke, Geschäftsführerin der gfu, die die Messe IFA in Berlin veranstaltet. „Sie müssen nachweisen und klarer kommunizieren, dass ihre Produkte gut für die Menschen und gut für die Umwelt sind.“

In fünf Ländern haben Oliver Wyman und gfu Käuferinnen und Käufer von Elektro-Hausgeräten und Consumer Electronics befragt. Besonders skeptisch mit Blick auf Globalisierung zeigen sich Menschen in Indien (91 %) und Frankreich (70 %), wohingegen in China (46 %) und den USA (44 %) das Lager derjenigen, die eine weltweite Arbeitsteilung infrage stellen, weniger als die Hälfte der Bevölkerung ausmacht. „Die Zeit ist zu Ende, in der viele Menschen beim Einkauf die Produktionsbedingungen ausgeblendet haben“, sagt Warneke. Als zunehmend problematisch werden die Verflechtungen zwischen Ländern laut Umfrage in allen Ländern eingeschätzt. „Die Kritik an der Internationalisierung der Wirtschaft ist zu einem breiten Trend geworden. Für Unternehmen wird eine Verwurzelung oder Fertigung innerhalb des Landes damit zu einem bedeutenderen Unterscheidungsmerkmal im Wettbewerb.“

Corona und Ukraine-Krieg beschleunigen das Umdenken
Überproportional stark vertreten in der Gruppe der Globalisierungskritiker sind junge sowie akademisch gebildete Menschen. Die Internationalisierung der Wirtschaft werde aber über alle Bevölkerungsschichten hinweg stärker hinterfragt, sagt Dr. Martin Schulte, Partner bei Oliver Wyman und Mitautor der Studie. Als wichtige Ursachen dafür nennt er die Corona-Krise und den Ukraine-Krieg. „Angesichts gestörter Lieferketten und der spürbaren Risiken der Abhängigkeit von Autokratien gewinnt die Frage nach einer lokalen Präsenz und Produktion an Bedeutung.“ Besonders hoch fiel der Zuwachs der Zustimmung bei der Aussage „Mir ist wichtig, wo eine Marke ihren Hauptsitz hat“ in Deutschland aus – ein Plus von 19 Prozent ermittelte die Studie im Vergleich zum Zeitraum vor 2020. 14 Prozent beträgt hierzulande der Zuwachs bei der Aussage „Mir ist wichtig, wo die Marke produziert“.

Länderübergreifend gewinnt die Herkunft von Elektro-Hausgeräten und Consumer Electronics an Bedeutung. Zwei Drittel der Befragten bekennen sich zu einer stärkeren Präferenz für Marken, die in ihrem Heimatland den Hauptsitz haben. Etwa drei Viertel schreiben einer lokalen Fertigung eine gewachsene Bedeutung zu. Parallel wird eine transparente Lieferkette erwartet. „Verbraucherinnen und Verbraucher wollen auch wissen, wo die Bauteile der Produkte hergestellt werden und richten ihre Kaufentscheidung danach aus“, sagt Schulte. Dies gelte für alle betrachteten Länder. Von einer heimischen Produktion versprechen sich die Käufer auch eine höhere Qualität und mehr Nachhaltigkeit. Galt bisher die Formel, dass die Globalisierung mehr Vorteile als Nachteile bringe, so winken heute 61 Prozent der Deutschen bei dieser Aussage ab. „Für die Exportnation Deutschland ist dies ein überraschendes Ergebnis“, sagt Schulte.

Klimaschutz als globales Gemeinschaftsprojekt
Beim Klimaschutz und in Fragen der Nachhaltigkeit befürworten allerdings die Menschen in Deutschland eine länderübergreifende Zusammenarbeit. 58 Prozent der Befragten erachten die Globalisierung in diesen beiden Feldern als nützlich. „Verbraucherinnen und Verbraucher sehen den Klimaschutz überwiegend als globales Gemeinschaftsprojekt“, sagt Oliver Wyman-Experte Schulte. Mit einer guten Nachhaltigkeitsstrategie könnten Hersteller hier punkten. „Unternehmen mit einer grünen Lieferkette haben gute Chancen, ihre Marktposition auszubauen“, sagt Schulte. „Sie können offensiv in der Kommunikation herausstellen, dass sie nicht Teil des Problems sind, sondern Teil der Lösung.“

Über die Studie:
Oliver Wyman und die gfu Consumer & Home Electronics GmbH haben im August 2022 für die Studie „The Way Back Home“ jeweils mehr als 1.000 Konsument:innen in fünf Ländern befragt: in den beiden bevölkerungsreichsten Ländern China und Indien, der weltweit führenden Volkswirtschaft USA sowie Deutschland und Frankreich als die beiden EU-Staaten mit dem höchsten Bruttoinlandsprodukt. Alle fünf Länder zählen zu den sieben größten Volkswirtschaften der Welt und haben umfassende international Handelsbeziehungen

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