Die Zeit im Zug (II)

VON Dr. Wolf SiegertZUM Montag Letzte Bearbeitung: 3. August 2022 um 02 Uhr 09 Minutenzum Post-Scriptum

 

Dieser Bericht schliesst an den Beitrag Die Zeit im Zug (I) vom Montag, den 11. Juli 2022, an. Und lobt gerne zunächst die Einsatzkräfte des Mobilitätsservice’ vor Ort, ohne die am vergangenen Wochenende die avisierten Umstiege in Stuttgart auf der Hinreise und Hannover auf der Rückreise nicht oder nicht mehr sicherer erreicht worden wären.

Das war’s dann aber schon: Der Zugang vom ICE zur S-Bahn in Stuttgart... ist eine Zumutung. Auch in Hannover haben bereits an den Gleisen 1 und 2 die Renovierungen begonnen, ein Vorhaben, das erneut wohl auf ein ganzes Jahrzehnt angelegt ist.

Im diesem letzten Anschlusszug nach Berlin ist am Sonntagabend das sogenannte Bordbistro nicht mehr besetzt. Und auch die erste Klasse ist nicht mehr das, was sie mal beanspruchte, gewesen zu sein: Also keinen Speise- oder Getränke-Service am Platz, die Zeitungen gibt es nur noch digital und die Goodies gibt es überhaupt nicht mehr. Vielleicht hat man inzwischen verstanden, dass mit den vergoldeten "Lieblingsgast"-Erklärungen an die Fahrgäste - siehe dazu die Anmerkung [1] im Beitrag Saarlandtour (V) vom 19. April 2022 - das Ruder auch nicht mehr herumszureissen ist.

Auch die Anzeigetafeln machen kurz vor Berlin schlapp und verkünden dummes Zeug:

Dennoch wird die Zeit nicht mehr zurückgedreht werden können. Der ausgedruckte Zugbegleiter für die Fahrgäste ist schon längst in die DB-App ausgewandert. Und wer auf den Bahnsteigen noch nach einem Wagenstandanzeiger sucht [1], wird dort alsbald auch nicht mehr fündig werden, gibt es doch jetzt die Digitale Wagenreihung (sic!).

Dazu Niklas Maak im Feuilleton der Frankfurter Allgemeine am 6.Mai dieses Jahres 2022 unter der Überschrift:
Wagenstandsanzeiger:

Wenige Tage später reiste die Patentante an, eine stolze, furchtlose Dame Ende achtzig, die sich früher erfolgreich durch die Favelas von Rio de Janeiro schlug; sie teilte per Mobiltelefon mit, in welchem Waggon sie saß. Der Zug kam sogar an, aber man fand die Tante nicht, denn es gibt keine Wagenstandsanzeiger mehr – erst im letzten Moment, wie ein böser Trick, taucht die Position der Waggons im Display über dem Bahnsteig auf, so als wolle die Bahn nicht, dass man den Wagen, der von ihr nicht ohne Mühe herbeigeschleppt wurde, ohne Mühe findet.

Maak beginnt seinen Artikel mit den Sätzen:

Seit Jahren liefern sich Journalisten und die Deutsche Bahn einen Zermürbungskrieg. Alle paar Monate kommt ein Journalist wegen eines Triebwerks-, Tür- oder Gleisschadens mit 120 Minuten Verspätung an, schreibt einen wütenden Text und hofft, dass im Verkehrsministerium einer aufwacht, und dann passiert: nichts.

Dennoch werden wir auch diesen Beitrag der Pressestelle des Konzerns zur Kenntnis geben und fragen, ob es damit seine Richtigkeit hat, dass nun nach und nach die analogen Wagenstandanzeiger an den Bahn(hofs-)gleisen abgeschafft werden.

P.S.

Wie oben gesagt: Wir werden auch diesen Beitrag der Pressestelle der Deutschen Bahn zur Kenntnis geben und, sollte es eine Stellungnahme geben, diese an dieser Stelle zitieren.

Anmerkungen

[1so wie hier noch in der Wikipedia dokumentiert:


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