Die 4. Kerze für den Siegeszug des Fernsehens

VON Dr. Wolf SiegertZUM Mittwoch Letzte Bearbeitung: 26. Dezember 2022 um 23 Uhr 27 Minuten

 

70 Jahre regelmäßiges Fernsehprogramm in Deutschland
von Roland Stehle, gfu:

TV-Jubiläum in der Weihnachtszeit

Für die Fernseh-Branche gibt es zur Weihnachtszeit ein Jubiläum zu feiern: Das regelmäßige Fernsehen mit ständigem Programm gibt es seit nun 70 Jahren. Ein Jubiläum, das gewissermaßen doppelt begangen werden kann, denn im damals getrennten Deutschland startete das Fernsehprogramm 1952 um vier Tage versetzt : in der DDR bereits am 21. Dezember und in der BRD schließlich am 25. Dezember. Seit diesen Tagen hat das Fernsehen allgemein und mit ihm auch die Branche der TV-Hersteller eine rasante (technische) Entwicklung genommen.

Der Startschuss des regelmäßigen Fernsehprogramms in der Bundesrepublik Deutschland fiel mit einem Fernsehspiel als erster Sendung. Bereits am 27. März 1953 fassten die ARD-Anstalten den Beschluss zu einem gemeinsamen Programm, dem „Deutschen Fernsehen“. Nur rund ein halbes Jahr später, am 2. Juni 1953, begann mit der Übertragung der Krönungsfeierlichkeiten der britischen Königin Elizabeth II. das Zeitalter der internationalen Fernseh-Direktübertragung. Im Jahr 1957 überschritt die Zahl der angemeldeten Fernseher die Millionengrenze, 1958 fiel der Beschluss für ein zweites Fernsehprogramm. Zeitgleich mit dem Kabel-Pilotprojekt starteten 1984 dann auch die ersten privaten Programme in der BRD.
Innovative technische Entwicklung

Die Entwicklung des ständigen Fernsehprogramms wurde dabei stets von einer Reihe an technischen Innovationen wie den Kabel-Fernbedienungen (1954), der Halbleitertechnik (1956), dem Farbfernsehen (1967), der serienmäßigen Fernbedienung (1975), dem Videotext (1977), dem Stereo- und Zweikanalton (1981) oder der Satelliten-Übertragung (1985) begleitet. Auch in den 1990er Jahren wurde die technologische Entwicklung des Fernsehens von weiteren Innovationen wie PALplus (1991) und der digitalen Übertragung im DVB-Standard (1995) gekennzeichnet.

Gerade aber im vergangenen Jahrzehnt bis in die aktuelle Zeit hat sich die Geschichte der Innovationen rund um das Medium Fernsehen mit noch höherem Tempo fortgesetzt: Längst gehören flache TV-Bildschirme zum Standard in deutschen Wohnzimmern und hoch auflösende Fernsehprogramme (HDTV) sind ebenso etabliert. Darüber hinaus sind mittlerweile auch die ersten Programme in Ultra-HD auf Sendung. Mit der Verschmelzung von Fernsehen und Internet zu Smart-TV sowie den vielfältigen Streamingdiensten haben sich den Zuschauer*innen mittlerweile zudem viele neue Programmangebote eröffnet. So ist es nicht verwunderlich, dass nach wie vor kaum ein anderes Medium so intensiv genutzt wird wie das Fernsehen: Laut der der Studie „ARD/ZDF-Massenkommunikation Trend 2022“ sehen die Menschen in Deutschland pro Tag im Durchschnitt 214 Minuten fern.

Mehr zum Start vom Fernsehsender Berlin" am 21. Dezember 1952 um 20 Uhr auf : www.fernsehenderddr.de sowie im radio 1 Medienmagazin-Podcast vom 19. Dezember 2022, in dem ein Beitrag vom 21. Dezember 2002 wiederholt wurde:

André Rhody, Medienforscher beim rbb, im Info-Radio
70 Jahre Fernsehen - Forscher: Nutzung fundamental verändert

70 Jahre Fernsehen: André Rhody

In seiner 70-jährigen Geschichte habe sich das Fernsehnutzungsverhalten der Deutschen fundamental verändert, sagt André Rhody, Medienforscher beim rbb. Nach anfangs nur wenigen Kanälen sei in den frühen 1990er-Jahren die große Welle der Privatsender gekommen. "Und seitdem kann man eigentlich sagen, ist das Fernsehen in aller Munde."

Die "goldenen Jahre" des Mediums seien allerdings vorbei - die habe es in den frühen 2000er-Jahren gegeben - bis etwa 2015: Als Streamingdienste wie Netflix dazukamen, habe "sich doch einiges geändert", sagt Rhody, der an einer Langzeitstudie von ARD und ZDF zur Massenkommunikation mitarbeitet.

Medienforscher Rhody: Bedarf nach großen Inhalten weiterhin da

Die lineare TV-Nutzung nehme seitdem - vor allem in der jungen Altersgruppe - ab. Der Konsum von Streamingangeboten steige hingegen teilweise sogar überproportional an. Eins habe sich in der 70-jährigen Fernsehgeschichte aber bis heute nicht geändert: "Der Bedarf nach großen Inhalten und großer Unterhaltung ist nach wie vor da - Stichwort: Lagerfeuer."

Am 21. Dezember führte, anmoderiert von Michael Borgers in der Sendung @mediasres im Deutschlandfunk, Bettina Köster dieses Gespräch mit Ulrich Deppendorf
70 Jahre „Tagesschau“Flaggschiff in immer neuen Gewässern

70 Jahre "Tagesschau": Flaggschiff in immer neuen Gewässern

Am Abend des gleichen Tages auf dem gleichen Sender die von Sina Fröhndrich geleitete Sendung "Zur Diskussion" zum Thema: Deutschlandradio, ARD & ZDF: Zeit für eine radikale Reform? mit Stefan Raue, Deutschlandradio, Intendant | Tabea Rößner, Bündnis 90/Die Grünen, MdB | Björn Staschen, NDR | Claudia Tieschky, Süddeutsche Zeitung, Medienredakteurin:

Deutschlandradio, ARD ZDF: Zeit für eine radikale Reform?

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