Siegfried Zielinski: "Art is resistance"

VON Dr. Wolf SiegertZUM Freitag Letzte Bearbeitung: 20. Februar 2023 um 02 Uhr 35 Minutenzum Post-Scriptum

 

Willkommen zur Schwerpunkt-100-Jahre-Radio Deutschlandfunk Kultur Ursendung von FM Einheit ("Radio Freie Modulationen") mit Siegfried Zielinski in der Reihe Klangkunst, die in der Nacht zum Freitag ab 00:05 Uhr erstmals ausgestrahlt wurde und seitdem auch - hoffentlich lange noch - auf der Klangkunst-Seite online abgerufen werden kann.

Zwei Jahren lang standen Musiker FM Einheit und Medienarchäologe Siegfried Zielinski in künstlerischem Austausch. Entstanden ist ein kritisches, klingendes Durcheinanderdenken – mal tagesaktuell, mal phantasmagorisch, mal klangpoetisch.

„Art is resistance. Es gibt keine Kunst ohne Abfall“, sagt Siegfried Zielinski. Der Forscher beschäftigt sich seit vielen Jahren mit Medienarchäologien und der Funktion des Archivs. „Materie ist tätig. Sie ist Subjekt, nicht Objekt.“

Für „Radio Freie Modulationen“ öffneten Siegfried Zielinski und der Klangtüftler FM Einheit ihre „An-Archive“. Das Gefundene lassen sie klanglich wuchern. Ein gedankliches Dahintreiben: da ein Zitat von Vilém Flusser, hier von Genesis P-Orridge. Poesie einer künstlichen Intelligenz. Das Virus. Die Zeit. Der Apparat. Eine Montage der Attraktionen.

Mit Zitaten von Antonin Artaud, Meret Becker, Benjamin Bratton, William S. Burroughs, John Cage, Teodor Currentzis, FM Einheit, Alexander Moissi, Vilém Flusser, Alexander Galloway, Alexander Hacke, Volker Kamp, Saskia von Klitzing, David Link, Jennifer Minetti, Phil Minton, Heiner Müller, Genesis P-Orridge, John Peel, Michael Saup, Henning Schmidgen, Werner Schwab, Siegfried Zielinski.

Für den Abend dieses Tages gab es dann diese Einladung in den "Club der Polnischen Versager" in der Ackerstrasse 169 in 10115 Berlin

Ab-Hör-Abend mit FM Einheit & Siegfried Zielinski

und es war eine Ehre und Freude, dort teilgenommen zu haben.

Das Spannende war, dass vor dem dichtgedrängten Auditorium ein Overhead-Projektor aufgestellt war. Und während die gesamte in der Nacht uraufgeführte Sendung dort vor Ort wiederholt wurde, konnte man auf den immer wieder neu von Zielinski aufgelegten Folien mitlesen, wer in der Sendung gerade das Sagen hatte, welche musikalischen Quellen eingespielt wurden u.v.a.m.

Nach heftigem Applaus und der von Aneta Panek anmoderieten aber nach einem Einspruch der Protagonisten nicht mikrofonierten Frage- und Antwort-Runde die Entscheidung, diese trotz des heftigen Gesprächsbedarfs von vielen Seiten nochmals für einige ruhigere Minuten vor das Mikrofon zu holen.

Zuvor aber ergab sich die Möglichkeit, auch mit Marcus Gammel, dem Abteilungsleiter Radiokunst vom Deutschlandfunk Kultur zu sprechen und ihn ebenfalls zu einem Interview inmitten all des frohgemuten Trubels zu verleiten.

Im offiziellen Narrativ liest sich das Ganze dann so:

Wir verstehen den Sendeplatz als Laboratorium der Radiokunst mit einem möglichst breiten Spektrum an Klängen. Ausgangspunkt unserer Sendungen sind unterschiedlichste Stoffe und Themen aus der magischen Welt des Hörens. Dabei suchen wir immer wieder neue Verbindungen aus Klangdramaturgie, narrativen Strukturen, kompositorischen Bögen und den Besonderheiten des Mediums Radio. Wir bevorzugen längere Stücke bis zu 50 Minuten, in denen Künstlerinnen und Künstler mit ihren jeweiligen Mitteln große Klanggeschichten erzählen können. Doch (fast) nichts ist unmöglich und die Grenzen sind fließend!

Umso schöner war es, auf dem Sofa neben der Bar rund um dieses Thema und dieser Sendung wie folgt improvisieren zu können:

P.S.

Irre, aber wahr: kaum war diese Ankündigung online gestellt, gab es schon die ersten Reaktionen. So der wahrlich passende Hinweis auf die Rezeption des dreibändigen Werkes von Peter Weiss: "Aesthetik des Widerstands" aus dem Jahr 1981:

Die „Ästhetik des Widerstands" lesen

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