Das ist doch - wenn vielleicht auch nicht aus persönlicher Sicht - ein gutes Ergebnis für die Veranstalter und das Haus - oder?
Wie klingt es, wenn man italienische Renaissancemusik mit klassischen chinesischen Instrumenten spielt – und wie verwandeln sich umgekehrt die traditionellen pentatonischen Melodien Chinas auf europäischen Gamben?
Die lautten compagney BERLIN begrüßt fünf herausragende Musiker*innen aus Shanghai, Taipeh, Taichung und Nanjing zur gemeinsamen Erkundung klassischer chinesischer Musik und zeitgenössischer Poesie im Dialog mit dem Humboldt Forum. Das Programm ist inspiriert von Rollbildern des Museums für Asiatische Kunst und der aktuellen Sonderausstellung Sich kühn dorthin zu begeben, wo Malende noch nie zuvor gewesen sind. Es erforscht den musikalischen Austausch zwischen China und Europa zur Zeit der Spätrenaissance, im Übergang von Ming- zu Qing-Dynastie. Jesuiten aus Venedig, Mailand und Rom haben früh Kontakt zu China gesucht. Das zeigt sich exemplarisch an der Lebensgeschichte des Mailänder Malers Giuseppe Castiglione (1688-1766), der unter dem Namen Láng Shìníng zum Hofmaler dreier Kaiser wurde und die Malstile Europas und Chinas verschmolzen hat. Die lautten compagney begibt sich in dem Konzert gemeinsam mit den chinesischen Musiker*innen auf die Suche nach einer musikalischen Entsprechung.
Das Programm widmet sich einerseits der Tradition chinesischer Hofmusik und der jesuitisch geprägten Renaissancemusik Italiens, es wirft es aber im Nachgespräch mit den Künstler*innen und dem Publikum auch die Frage auf, welche kolonialen Aspekte in den jesuitischen Missionsreisen und der Politik der chinesischen Kaiser gesehen werden können. Welche machtpolitische Rolle haben Musik und Dichtung gespielt? Und was könnte daraus für die Gegenwart folgen? Darum wird das Programm mit Gedichten der zeitgenössischen Dichterin Zheng Xiaoqiong verknüpft, die als Wanderarbeiterin aus der wirtschaftlichen Großmacht China und vom Alltag der Fließbandarbeit berichtet, in ihren Gedichten aus den Metallfabriken aber immer auch die Schönheit der chinesischen Poesie und Musik als Gegengift beschwört: „die zeit, ein grauer eisenvogel, fliegt gegen das fenster, / wie eine ferne erinnerung schleicht jetzt der mond sich ins zimmer.“
Die Besetzung:
Xu Fengxia 徐鳳霞 [1]
Lucy Zhao 赵路曦 [2]
Lin Chen 陈璘 [3]
Lung-Yi Huang 黃朧逸 [4]
Tzu-Ning Liao 廖子甯 [5]
Lyrik von Zheng Xiaoqiong 鄭小瓊
Interpretiert von Young-Shin Kim 金永星