P.S.
Hier vom nachfolgenden Morgen auf den Seiten des Deutschlandfunks aufgelesene Pressestimmen:
BADISCHE ZEITUNG, Freiburg:
„Frank-Walter Steinmeier hat beim Staatsakt eine starke Rede gehalten. Denn der Bundespräsident hat die Verfassung gefeiert – er hat es aber nicht dabei belassen. Zwei Punkte hat er klar benannt: Erstens, dass allein schon durch die außenpolitischen Herausforderungen härtere Jahre auf Deutschland zukommen. Und zweitens, dass die Demokratie durch diejenigen, die sie verachten und verunglimpfen, unter Druck geraten ist. Das Entscheidende dabei ist: Steinmeier bringt zwar Empathie für diejenigen auf, die aus Überdruss vor den vielen Problemen die Nachrichten am liebsten dauerhaft abschalten würden. Er entlässt sie aber nicht aus der Verpflichtung, sich aufzuraffen und für die Gesellschaft einzusetzen. Gefordert ist jeder einzelne“
FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG:
„Einen kleinen rhetorischen Kaktus stellte der sächsische Ministerpräsident Michael Kretschmer in die von Blumen geschmückte Gedenkarena zu 75 Jahren Grundgesetz: In diesem Grundgesetz stünden keine Brandmauern, sagte er am Tag vor dem Staatsakt in Berlin. Kretschmer bezog sich auf die kommunale Politik, in der die Ausgrenzung extremistischer Mandatsträger einfacher gesagt als getan ist. Es ging ihm aber auch darum, welche fatalen Folgen für die Demokratie ein Freund-Feind-Denken hat, das auf breiter Front in die politische Landschaft Deutschlands zurückgekehrt ist. Die ‚Brandmauer‘ ist dafür zum unfreiwilligen Symbol geworden, und Skeptiker wie Kretschmer legen den Finger in eine Wunde: Nicht nur mit Nazis hat Deutschland schlechte Erfahrungen gemacht, sondern auch mit Mauern“
NEUE OSNABRÜCKER ZEITUNG:
„Man hätte sich von Steinmeier gewünscht, dass er den Deutschen einmal sagt, was ihr Land aus seiner Sicht heute ausmacht. Was erreicht wurde, ja, auch worauf man stolz sein könnte. Wie diese großartige Verfassung von Menschen mit Leben gefüllt wurde und wird.“
SÜDDEUTSCHE ZEITUNG, München:
„Frank-Walter Steinmeiers Ton war trotz mancher Ausrufezeichen eher würdevoll als aufrüttelnd. Zum Jubiläum eines Grundgesetzes, das ruhige Kraft verkörpert, passte dieser Ton allerdings gut. Er war feierlich, ohne zu verklären. Steinmeiers Rede hatte vor allem diagnostische Qualität. Für die kommenden, womöglich rauen Jahre allerdings hat der Präsident wenig Orientierung gegeben, er ist in vielem unverbindlich geblieben“
VOLKSSTIMME, Magdeburg:
„Zum Jubiläum der erfolgreichen deutschen Verfassung hat sich Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier bemüht, die Deutschen auf krisenreiche Jahre einzustimmen. Steinmeier rief eine ‚Zeit der Bewährung‘ aus. Damit überspannte der Präsident denn doch den Bogen. Wer ist schon gewillt, sich für die demokratische Pflichterfüllung in ein Bewährungs-Korsett zwingen zu lassen? Intoleranz, Hass und Hetze kann gewiss mit gesellschaftlichem Zusammenhalt begegnet werden. Aber nicht durch überzogene Appelle“
WESTDEUTSCHE ZEITUNG, Wuppertal:
„Von Bundespräsidenten ist man viel Zurückhaltung gewohnt. Die Kirsche auf der Torte im Amt waren aber stets jene Reden, die Generationen heute noch in Erinnerung sind, weil sie gesellschaftliche Entwicklung nicht nur spiegelten, sondern auch auflösen wollten: Richard von Weizsäckers Rede zum Tag der Befreiung von 1985 war so eine. Auch Roman Herzogs ‚Ruck‘-Rede von 1998. Dem aktuellen Staatsoberhaupt Frank-Walter Steinmeier ist Ähnliches bislang nicht gelungen. Diese Republik ist weniger an unklaren Floskeln interessiert als an Lösungen von so vielen Problemen, die Steinmeier zu sehr auf die Gegnerschaft von Antidemokraten und Demokraten reduziert. Diese eingeschränkte und unscharfe Sicht auf Probleme wie Bildung, Infrastruktur, Arbeit, Migration und mehr verhindert eine dringend notwendige Auseinandersetzung mit den Details“