Review: informare!

VON Dr. Wolf SiegertZUM Mittwoch Letzte Bearbeitung: 16. Januar 2015 um 13 Uhr 57 Minuten

 

Arnoud is back.

Der alte Wegbereiter in Sachen Multimedia in der Verlagsbranche hat sich jetzt auch öffentlich in das Thema Wissensmanagement als Thema der Verlagsbranche neu eingebracht. [1]

Ob die dem Leitmotiv zugeschriebene These: "Mehr WISSEN. Besser Entscheiden" wirklich "stimmt" wird aber die grosse Frage während dieser drei Tage - vom 3. bis 5. Mai 2011 im Café "Moskau" in Berlin-Mitte bleiben. [2]

"Informationskompetenz ist im digitalen Zeitalter eine Schlüsselqualifikation für die Zukunft von Wirtschaft und Gesellschaft! _ Deswegen organisieren wir die Informare! Eine Initiative von ’information professionals’ fr ’information professionals’.

Hier also der Link zum jeweils aktualisierten Programm dieser drei Tage:

http://informare-wissen-und-koennen.com/page/programm-4

Von besonderem Interesse werden die Firmen und Einrichtungen sein, die sich als Aussteller angesagt haben:
das Deutsche Forschungszentrum für künstliche Intelligenz (DFKI), das THESEUS Forschungsprogramm, Goportis - Leibniz-Bibliotheksverbund Forschungsinforma-tion, das Leibniz-Zentrum für Psychologische Information und Dokumentation (ZPID), das Fachinformationszentrum Chemie, MarkLogic, Dow Jones, der wissenschaftliche Springer-Verlag, Swets Information Services, Akademische Verlagsgesellschaft AKA, TEMIS Deutschland, der Börsenverein des Deutschen Buchhandels und Arbeitskreis elektronisches Publizieren (AKEP) und die Deutsche Gesellschaft für Informationswissenschaft und Infor-mationspraxis (DGI).

Und hier die Namen der Mitglieder der sogenannten Prgrammkommission:
Dr. Christine Autenrieth (Oldenbourg Wissenschaftsverlag, München), Ralf Baron (Arthur D.Little, Köln), Anne Bein (Swets, Frankfurt), Prof. Ernst-Peter Biesalski (HTWK, Leipzig), Prof. Stephan Büttner (FH Potsdam), Prof. René Deplanque (FIZ Chemie, Berlin), Eva Emenlauer-Blömers (Senatsverwaltung für Wirtschaft, Technologie und Frauen. Projektleitung der Landesinitiative ‚Projekt Zukunft’), Jörg Engelbrecht (Projektentwickler, München), Joachim Engelland (Consulting, Berlin), Prof. Stefan Gradmann (HU, Berlin), Prof. Svenja Hagenhoff (FH, St.Pölten), Ehrhardt F. Heinold (Heinold, Spiller & Partner, Hamburg), Dr. Guido F. Herrmann (Thieme, Stuttgart), Richard Huber (FIZ Chemie, Berlin), Ulrich Hopp (be.bra Verlag, Berlin), Prof. Angela Ittel (TU, Berlin), Ute Kammerer (Springer-Verlag, Heidelberg), Erwin König (B.I.T. online, Wiesbaden), Monika Kolb (mediacampus, Frankfurt), Prof. Dirk Lewandowski (HAW, Hamburg), Prof. Claudia Lux (ZLB, Berlin), Dr. Tilmann Michaletz (Berlin), Dr. Katja Mruck (FU Berlin), Vera Münch (Konzepte, PR + Texte, Hildesheim), Klemens Polatschek (Collective Intelligence, Berlin), Prof. Ursula Rautenberg (Universität Erlangen-Nürnberg), Prof. Okke Schlüter (HdM, Stuttgart), Dr. Thomas Schutz (Lern Dich Glücklich, Berlin), Dr. Christian Sprang (Börsenverein, Frankfurt), Rainer Thiem (Xinnovations, Berlin), Martina Tittel (Tittel Consulting, Berlin), Prof. Klaus Tochtermann (ZBW, Kiel), Professor Dr. Gottfried Vossen (Universität Münster), Dr. Luzian Weisel (FIZ Karlsruhe) und Ursula Welsch (Welsch Neue Medien, Taching).

Ein weiterer Hinweis gilt der Tatsache, dass diese Veranstaltung in Kooperation mit der Frankfurter Buchmesse stattfindet, die bereits im Oktober 2010 dieses Projekt gemäß dem Motto "Neues denken" [3] als Schirmherrin zu dem ihren erklärt hat - und in ihrem Begleittext fragt: ob wir denn Wissen, wie Wissen im digitalen Zeitalter funktioniert?


Hier nun einige Aufzeichnungen im Zusammenhang mit den beiden Eröffnungsvorträgen am Vormittag des ersten Tages:

I.

Prof. Dr. Stefan Gradmann (Präsident DGI – Deutsche Gesellschaft für Informationswissenschaft und Informationspraxis – Institut für Bibliotheks- und Informationswissenschaft, Humboldt-Universität-zu-Berlin)

"Wenn wir nicht wissen, was wir wissen und was wir nicht wissen?"

Zwei Zitate markieren das Spannungsfeld des Vortrags:

"Wir leben in einer fragmentarisierten, partikularisierten Welt. Grenzen der Professionen, der Theorien, der Erfahrungen, der Wahrnehmungen werden zu Grenzen der Welt eines jeden. Wissen auf einem Felde wird durch Unwissen auf anderen Feldern erkauft. Wir wissen immer mehr von immer weniger, und mit unseren Erfahrungen und Wahrnehmungen ist es ebenso. Das Meer der Unwissenheit wächst, die Kontinente des Wissens werden für den einzelnen immer kleiner." (Jürgen Mittelstraß, Glanz und Elend der Geisteswissenschaften)

"There are things [sic!] we know that we know. There are known unknowns.

That is to say there are things that we now know we don’t know. But there are also unknown unknowns. There are things we don’t know we don’t know.

So when we do the best we can and we pull all this information together, and we then say well that’s basically what we see as the situation, that is really only the known knowns and the known unknowns. And each year, we discover a few more of those unknown unknowns.“ Donald Rumsfeld on „analysis on intelligence information“, 6th June 2002

Welcher paradoxe Zusammenhang besteht zwischen dem "wachsenden Meer der Unwissenheit" und dem ebenso wachsenden Meer von Information? Ist weniger Information mehr Wissen? Können wir alles wissen? Wollen wir das? Wie gehen wir mit den Grenzen unseres Wissens um?

Diesen und verwandten Fragen geht der Vortrag aus informationswissenschaftlicher Sicht nach. Definitive Antworten sollten dabei nicht erwartet werden...

Soweit der Text der Ankündigung. Und doch ist das eine schlichte Untertreibung. Denn in seinem ebenso gescheiten wie ruhigen Vortrag verweist er nicht nur auf auf die Zusammenhänge von:

Daten - Information - Wissen - Verstehen und Weisheit.

Sondern er macht auf auf die Interdependenz dieser Begriffe aufmerksam. Wohlsagend, dass er den Begriff der Weisheit weder für sich, noch in seinem Wissenschaftsfeld gerne in Anspruch nehmen möchte. Seine Favoriten seien Begriffe wie "kreatives Denken" oder "Kunst".

Das Ziel der "informare!" sei es - um gleich mit seiner Schlusserklärung zu beginnen, auch nicht das Thema der Information, sondern das Thema "Wissen" selbst, "Wissen" in dem Sinne eines "to make sens of our world".

Womit der auf die Herausforderungen von "Denken" und "Verstehen" zu sprechen kommt.

Und sich auch hier wieder auf ein Zitat von Prof. Weizenbaum bezieht - zurückzieht? - das er wie folgt zur Kenntnis bringt: die Welt sei ein Irrenhaus. Und das nicht, weil wir "die Welt" nicht genug verstehen würden, sondern weil wir nicht die Bedingungen für das Verstehen geschaffen haben.

Verstehen. so Gradman, sein eine elemantare Voraussetzung für den Umgang mit Nicht-Wissen.

Und dann verweist er auf das grosse Praxis-Beispiel der auf RDF-basierten Europeana-Datenbank und deren Anwendungen.

Auch dort werde nach und nach der Versuch unternommen werden, zwischen dem Zugang zu Wissens-Daten und -Faktoren mehr und mehr zum Verstehen dieser Welt beitragen zu können, durch Applikationen, die der Prägung des symantischen Webs entnommen sind, die seiner Meinung besser unter dem Begriff des "syntaktischen Webs" aufgehoben worden wären. Denn das "Syntactic Web" wäre eigentlich die richtige Formel für das, was zunächst als das symantische Web gekennzeichnet worden ist.

Sein Zeit-Zeuge ist Sir Timothy John Berners-Lee mit seinem Satz:
"Linked Open Data is the Semantic Web done right."

II.

Sabine Brünger-Weilandt (Geschäftsführerin, FIZ Karlsruhe – Leibniz-Institut für Informationsinfrastruktur)

"Herausforderungen für die wissenschaftliche Informationsinfrastruktur"

Aktuelle Entwicklungen werden vorgestellt.

"Früher war die Welt noch in Ordnung" - mit dieser These bestimmt die Referentin die Welt vor der Erfindung von Infrastrukturen wie denen des Internets.

Heute. so die These, seien die Informationsinfrastrukturen unübersichtlich und komplex. Heute, wo nicht mehr die Druckmedien und die Bibliotheksausbildung das Mass aller Dinge seien - müssten selbst die Frage nach Qualität neu definiert werden.

Ihre Beispiele:

 "The Frozen Fritz", gerne auch "Ötzi" genannt, sei ein "reiner Zufallsfund eines Menschen gewesen, der in der Zeit um 3400 vor Christus gestorben sein muss und der es heute mit seinem toten Körper bis zu einem ganzen Museum in Bozen gebracht habe.
"Er war und ist bis heute einer der am besten untersuchten Körper, an dem mehr als 100 Teams sich abgearbeitet haben".
Und heute wisse man aufgrund der Pollen, dass er im Frühjahr gestorben sei, dass er mit Kupfer zu tun hatte, also eher wohlhabend war, dass er zur K-Gruppe gehört, dass er nur eine eingeschränkte Spermien-Aktivitäten hatte, dass er in einem Kampf verwickelt worden sei und dass er von einem Feuersteinpfeil getroffen worden sei ...

 Sergey Brin lässt sein Genom entschlüsseln und begibt sich auf "die grösste Suche seines Lebens". Und hat daraufhin 50 Millionen Dollar für die Parkinson gespendet. "23 and me" ist das Unternehmen seiner Frau, bei der er selber als Beta-Tester zur Verfügung steht.

Nach den Aufgaben wie Beobachten und Experimentieren, wird es in Zunft darum gehen, grossen Datenmengen zu analysieren und dadurch zu Mustern zu kommen.

Siehe dazu auch den Report: Riding the wave. Das Thema "Data-Quality" sei in insgesamt 179 Kategorien aufgeschlossen. Diese wiederum seien in 4 Gruppen zusammengefasst worden, die sich kurz und knapp unter den folgenden Begriffen zusammenfassen lassen:
— die Daten an sich
— die Darstellung der Daten
— die Zugriffsfähigkeit und Sicherheit
— der Kontext der Daten.

Was bedeutet das im politischen Umfeld?
Anstatt vieler Wort werden wir mit vielen Kürzeln konfroniert, wie
OECD, NSF [National Science Foundation) , ESFRI, ERA, e-IRG-HLG

Das Ziel des Auftrags der Bund-Länder-Kommission an die Leibniz-Gesellschaften lautete, bis zum Anfang 2011 ein Gesamtkonzept zu entwickeln.
Diese neue Kommission heisst KII und hat ihren Vorlage-Termin für den 10. Mai 2011 einhalten können. In ihrem Papier habe sie 8 Handlungsfeldern entwickelt, wobei 5 dieser 8 Themen gemeinsam mit der Allianz AG besprochen worden seien.
135 Leute und 54 nationale Institutionen seien beteiligt gewesen.
"Ein grosser Erfolg aus der Sicht aller Beteiligten" wie die Referentin vermeldet.

Das Konzept ist verschickt worden - sei aber derzeit noch vertraulich. Das gelte auch für die Kernempfehlungen und die Aussagen für das weitere Vorgehen.

Wenn dieses Papier öffentlich gemacht worden sein wird - die Referentin sprach mit Nachdruck von einer Aufgabe im öffentlichen Interesse - werden wir sicherlich auf diese Ausführungen nochmals zurückkommen.

PS.

Eine weitere Beteiligung an den Workshops wird nicht möglich sein, da es nach diesem Vormittag vorrangig sein wird, an den Berlinale-Keynotes teilnehmen zu können.

WS.

Anmerkungen

[1Zusammen mit Arnoud de Kemp haben sich für diese Veranstaltung engagiert: Ingrid Maria Spakler (Akademische Verlagsgesellschaft AKA, Heidelberg), Vera Münch (Konzepte, PR + Texte), Dan Choon (Ganzfeld, Heidelberg) und Leander Wattig (Blogger, Leipzig).

Es gelten die Regeln des Urheberrechts all rights reserved


Vera Münch ist auch für die Kontakte mit der Presse veranwortlich.

[2Diese "location" ist von Bergengruen aufgekauft worden und hat es vor kurzem zu einem der modernsten und doch zugleich sympatischsten Konferenzzentren umbauen lassen.

[3Interessant, dass diese Unterzeile im Logo der FRANKFURTER BUCHMESSE, so wie hier zu sehen,

Es gelten die Regeln des Urheberrechts all rights reserved

in der Liste der auf der Pressseite bereitgestellten Logos nicht mit angeboten wird.


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