Eurowings: Das Ende des beredten Schweigens

VON Dr. Wolf SiegertZUM Dienstag Letzte Bearbeitung: 18. Juni 2020 um 16 Uhr 23 Minutenzum Post-Scriptum

 

Dieser nachfolgende Text bezieht sich auf:

 Aussagen des Eurowings-Chefs Jens Bischof im Rahmen der ersten WPV-VIDEOKONFERENZ der Wirtschaftspublizistischen Vereinigng e.V. Düsseldorf, am Montagabend, den 25. Mai 2020  [2]

 die Dokumentation des Ausfalls einer Eurowings-Flugreise nach Spanien vom 21. März 2020: Reise-Planung und -Storno

 mehrere bislang nicht beantwortete Anschreiben an den Eurowings-Vorstand, hier als pars pro toto die Faxnachricht vom 23. März 2020 zur Einsicht:

Fax an Eurowings 23.03.2020

Die dpa [3] schreibt mit Bezug auf die oben erwähnte Veranstaltung zum Abschluss des Beitrages:

Der Eurowings-Chef versicherte, man werde allen Kunden, die Gutscheine oder Umbuchungen ablehnten, das Geld für nicht erfolgte Flüge erstatten. Für Eurowings gehe es um einen dreistelligen Millionenbetrag, wenn alle Kunden Geld zurückforderten. „Aber wenn der Kunde es wünscht, sind wir selbstverständlich zur Erstattung bereit“, betonte Bischof. Aufgrund der Vielzahl der Ansprüche und der Kurzarbeit sei der Berg der abzuarbeitenden Rückforderungen enorm. „Aber wir kommen diesem nach, wo immer möglich.“ Deshalb rechne er nicht mit einer Klagewelle gegen Eurowings.

Nun gut: genauso wenig wie eine Schwalbe noch keinen Sommer macht, vermag ein Journalist als selbst Betroffener gleich eine ganze "Klagewelle" auslösen. Allein, publizistisch ist ja bereits deutlich und lange und nachhaltig genug Klage geführt worden, indem nicht mehr und nicht weniger getan wurde, als alle belegbaren Fakten in chronologischer Reihenfolge zu dokumentieren.

Und danach das Ganze mit einer in NRW ansässigen renommierten Anwaltskanzlei eingehend zu besprechen. Was - wäre es jetzt nicht zu diesem Zitat gekommen - auch zur Umsetzung gekommen wäre.

Denn hier geht es natürlich auch, aber nicht nur um das für Nichts eingezahlte Geld, es geht auch darum, dass sich monatelang niemand in dieser Firma bemüssigt gesehen hat, auch nur den Eingang der diversen Anschreiben zu bestätigen [4].

Dass sich der Vorstand nunmehr - nach dem Lufthansa-Deal mit der Bundesregierung - zumindest dazu autorisiert gesehen hat, diese Aussagen gegenüber den PressekollegInnen zu machen, ist ein Schritt in die richtige Richtung.

Jetzt heisst es also - erneut - abzuwarten, bis das Ganze am Ende dann doch noch ins Laufen und das Geld zurück auf das eigene Konto kommt?!

Fakt ist:
— Die Urlaubsreise nach Spanien wird mit Sicherheit in diesem Jahr nicht mehr nachgeholt werden.
— Alle anderen an diesen Urlaubsplanungen Beteiligten haben die Buchungsstornos angenommen.
— Von dort, wo Geld gezahlt wurde, sind diese Beträge längst vollständig erstattet worden, ohne dass dafür hätte Druck gemacht werden müssen - und im gegenseitigen Einverständnis.

Daher ist es umso ärgerlicher, hier und heute nochmals festzuhalten, dass eine Firma wie Eurowings offensichtlich bisher geglaubt hat, sich mit gezieltem Schweigen aus der - sicherlich auch für sie und ihre Angestellten - misslichen Lage am eigenen Schopf aus der Malaise zu ziehen.

Daher widmen wir dieser eingangs zitierten Online-Veranstaltung einen ganzen Tages-Eintrag. Und wünschen dem Veranstalter weiterhin eine gutes Händchen bei der Auswahl der Themen und Gäste.

WS.

P.S.

A,

Dieser Beitrag wurde noch am selben Tag dem Verein über zwei Online-Wege zur Kenntnis zur Verfügung gestellt, aber bis zum Abend des 28. Mai 2020 nach wie vor nicht in deren Liste der veröffentlichten Artikel übernommen. Und wird daher erneut - dieses Mal direkt - den KollegInnen der Unternehmens-Presse nach Düsseldorf übermittelt werden.

Es bleiben, über diesen konkreten Fall hinaus, Fragen über Fragen: Muss man wirklich Rechtsanwalt sein oder Mitglied des Presserates, um überhaupt online "offiziell" wahrgenommen zu werden? Gilt immer noch "print first"? Sollte auch bei den KollegInnen in NRW immer noch der Aber-Glaube die Oberhand haben, dass Offline-Titel mehr Wert haben als Online-Publikationen?

B.

Der Versuch, diesen Beitrag der Pressestelle von Eurowings zur Kenntnis zu geben, misslang zunächst ebenfalls, da auf der Eurowings-Webseite auf dem "Presse"-Link zunächst nur eine Art "404er"-Eintrag [5] zu finden ist. Wer sich davon aber nicht abschrecken lässt und weiter recherchiert, kommt schliesslich doch ans Ziel - und findet Gehör (allerdings nur "unter Dreien").

C.

Und dann kommt es - nach fast drei Monaten Verzögerung (sic!) zu einer ersten Redaktion aus dem Hause Eurowings. Während sich nun auch Lufthansa-Chef öffentlich für die Verzögerungen entschuldigt (wie in den nachfolgend zitierten O-Ton zu hören) kommt es am 5. Juni 2020 zu dieser hier dokumentierten Mail-Korrespondenz:

Mailverkehr vom 5. Juni 2020

D.

Am 12. Juni 2020 präsentiert Eva Dingüs in der Süddeutschen Zeitung ein Interview mit Herrn Heinz Klewe von der Schlichtungsstelle für den öffentlichen Personenverkehr gleich in der Überschrift mit dem Aufmacher: Annullierte Flüge: "Etwas Geduld sollte man mit den Airlines haben". Und dem Satz:

Auch wenn viele Fälle in nur wenigen Wochen abgeschlossen werden können, kann es auch einmal länger als die Regelzeit von drei Monaten dauern.

Von Brigitte Scholtes in der Deutschlandfunk-Sendung "Wirtschaft am Mittag" vom 16. Juni 2020 dann dieser Beitrag:

Schleppende Rückerstattung: Was sind die Rechte von Fluggästen?

Als Konsequenz auf diesen Beitrag werden zwei der in diesem Beitrag benannten Persönlichkeiten direkt angeschrieben bzw. angesprochen und über diese hier bis dato gefertigten Aufzeichnungen und Protokolle informiert:
 Thomas Bareiß MdB, Tourismusbeauftragter der Bundesregierung
 Dipl.-Ing. Heinz Klewe, GF söp_Schlichtungsstelle für den öffentlichen Personenverkehr e.V.

E:

Am 18. Juni 2020 - und das sind nun fast drei Monate nach dem stornierten Flug - wurde ein Antrag bei der "söp" eingereicht:

Anmerkungen

[1

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[2

Besondere Zeiten erfordern besondere Ideen: wegen der Kontaktbeschränkungen in Zeiten der Coronapandemie fand am 25. Mai der erste Videochat in der WPV-Geschichte statt - an dem Tag, an dem bekannt wurde, dass die Bundesregierung der Eurowings-Mutter Lufthansa mit 9 Milliarden Euro Staatshilfe unter die Arme greift. Jens Bischof (Foto), der CEO der Fluglinie Eurowings, stand fast zwei Stunden den etwa 40 Gästen Rede und Antwort. Ein spannendes Experiment, das sicherlich aufgrund der aktuellen Lage noch einige Male wiederholt werden muss. Wann wieder Präsenzveranstaltungen der WPV NRW stattfinden können, ist derzeit noch offen. Der Vorstand arbeitet aber bereits an Lösungen für eine Rückkehr in die Normalität. Die Presseresonanz der Veranstaltung mit Jens Bischof finden Sie unter "Bisherige Gäste"

.

[3zitiert aus der Online-Ausgabe der WZ vom 26. Mai 2020, 11:46 UHR: Eurowings verkleinert Flotte: Ticketerstattung dauert.

[4... weshalb denn auch die Form der FAX-Versandes und dessen dokumentieren Zustellungsbescheides gewählt wurde

[5

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