Vier Traum-Orte & -Themen in einer Nacht: dennoch Gemeinsamkeiten?

VON Dr. Wolf SiegertZUM Donnerstag Letzte Bearbeitung: 22. April 2021 um 23 Uhr 01 Minutenzum Post-Scriptum

 

Es ist ein ganz bestimmtes, inzwischen gut eingeübtes und extrem ertragreiches Verfahren, mit dem im Rahmen einer allwöchentlichen jeweils eineinhalbstündigen Begegnung eine/einer der Teilnehmerinnen/Teilnehmer die Möglichkeit hat, einen ihrer/seiner Träume der Gruppe vorzustellen.

Das diesem Prozess zugrundeliegende Verfahren liegt Entwicklungen von Julian Jaynes und anderen zugrunde und ist zu Beginn von dem moderierenden Therapeuten in diesen vier Phasen zusammengefasst worden:

Phase 1

A Die Träumerin / der Träumer erzählt einen Traum – eventuell hat sie oder er den Traum bereits aufgeschrieben mitgebracht.

B Die Gruppe stellt klärende Fragen zum Trauminhalt, zu einzelnen Traumsymbolen, zu Personen im Traum, zur Traumszene.

Phase 2

A Die Gruppenmitglieder teilen sich Gefühle mit, die der Traum und die Elemente des Traums in ihnen ausgelöst haben. Die Träumerin / der Träumer hört zu, macht sich eventuell Notizen.

B Die Gruppenmitglieder diskutieren über mögliche Bedeutungen des Traums und seiner Bilder und Szenen als Metaphern und Symbole unter der Vorstellung, es wäre jeweils ein eigener Traum. Die Träumerin / der Träumer hört weiter zu, macht sich eventuell Notizen.

Phase 3

A Die Träumerin / der Träumer antwortet auf die Einfälle der Gruppenmitglieder: welche Gefühle und Reaktionen mit diesen Mitteilungen verbunden waren, was wichtig für das eigene Traumverständnis sein könnte.

B Die Träumerin / der Träumer und die Gruppe kommen miteinander ins Gespräch. Der Kontext des Traums soll aus der jeweiligen Lebenssituation deutlich werden.

C Playback: ein Mitglied der Gruppe erzählt der Träumerin / dem Träumer ihren / seinen eigenen Traum noch einmal Szene für Szene wie einen Film.

D Orchestrierung und Amplifikation: Gruppenmitglieder teilen mit, was sie denken, was der Traum sagen möchte und woran er sie erinnert.

Phase 4

Die Träumerin / der Träumer hat das letzte Wort.

Da keine(r) der Anwesenden einen Traum parat hatte, den sie (oder er) gerne erzählt und in diesen Dialog eingebracht hätte, wurde eine eigene Aufzeichnung aus der Nacht zu Karfreitag hervorgeholt und vorgetragen.

Und das unter dem Vorbehalt, dass es sich bei dieser hier schriftlich zusammengefassten Aufzeichnung um vier jeweils kurze Skizzen handelt, in denen nicht ein ausgewählter Traum möglichst komplett aufgezeichnet wurde, sondern in denen alle vier in dieser Nacht erlebten kursorischen Traumsektionen angesprochen werden.

Der eigentliche Anlass, an diesem Tag auch einmal diesen ganz persönlichen Text öffentlich zu machen, ist eine Anfrage aus den USA, die kürzlich eintraf, und die mit dem Satz begann:

Habe etwas durch die day-by-day Seite geblättert, hoffte etwas ganz persoenliches zu finden —

Da sich dieser Wunsch offensichtlich nicht erfüllt hatte, und da an diesem Tag dieses Thema dasjenige war, das den Verlauf dieses Tages am deutlichsten bestimmt, beeinflusst, geprägt hat, kam es zu der Entscheidung, auch diesen am Morgen des Karfreitag aufgezeichneten Text an dieser Stelle zu dokumentieren.

Das Erstaunliche im Verlauf der Sitzung dieses Tages war, dass sich im Verlauf der vorgetragenen Reaktionen und Assoziationen dann doch mehr und mehr Gemeinsamkeiten herauskristallisierten, auch als ’roten Fäden’ benannt, die sich durch diese doch eigentlich so unterschiedliche Geschehnisse hindurchzogen - und die sich erst durch diese hier skizzierten Methode nach und nach ins Bewusstsein haben heben lassen.

P.S.

Anstatt hier den gesamten Verlauf der Gesprächsrunde zu dokumentieren, an dieser Stelle zumindest Danksagungen: An alle Beteiligten, die bereit waren, sich dieser Herausforderung der Schilderung von gleich vier dreamsnippets aus einer Nacht auszusetzen. Für die Ermutigung, diese Aufzeichnung überhaupt der Gruppe an diesem Tage zur Kenntnis zu bringen. Für die Anfrage nach einer solchen persönlicheren Aussage in einem dieser Texte dieser Online-Plattform.

WS.


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