KI: Nur (noch) eine Frage des Stils?

VON Dr. Wolf SiegertZUM Donnerstag Letzte Bearbeitung: 1. Juni 2023 um 18 Uhr 25 Minutenzum Post-Scriptum

 

Nutzerseitig steht uns zur Verfügung:

KI (ChatGPT) in Bing:

https://www.bing.com/search?form=WSBSH1&cvid=d3adcad2caf443d1ad5b0fc626827c9f&nclid=9890FCF48DA94581C39DBA8982BC96DD&ts=1684529990858&q=Bing+AI&showconv=1

KI (You.com) auf Firefox:

hier als YouChat 3.0 Add-On im Angebot:

Was passiert bei den Verlagen?

Das ist der offiziell von Verlegerseite im Rahmen ihrer letzten PK am 18. April 2023 vorgetragene Anspruch von Stephan Scherzer, Bundesgeschäftsführer des Medienverbands der freien Presse MVFP (ehemals VDZ) [1]:

Und so sieht schon heute die Wirklichkeit am Kiosk aus:

https://bjv.de/news/keine-experimente-mit-glaubwuerdigkeit

Was bedeutet das für die Inhalteproduzenten ?

Journalist:innen können mithilfe von KI-Tools schneller, mehr und, richtig angewandt, auch in besserer Qualität produzieren. KI kann bei der Analyse von gigantischen Datenmengen helfen, in Bilden oder Videos suchen, Texte übersetzen, stilistisch anpassen, Audios in Sekundenschnelle transkribieren, Überschriften generieren, die Interaktion mit Nutzern verbessern usw.

Allerdings gehen von der Technologie auch ernstzunehmende Gefahren aus. Es drängt sich die Frage auf, ob in Geldnot geratene Medienhäuser an Reporter:innen sparen werden und zukünftig nur noch eine Handvoll Redakteur:innen im Homeoffice beschäftigten, die die von KI generierten Inhalte überprüfen.

Dadurch, dass mit einem Klick ganze Artikel, Podcasts und Filme erstellt werden können, wird auch die schiere Anzahl der scheinbar journalistischen Produkte drastisch zunehmen. Doch wie gelingt Qualitätsjournalismus der Kampf um die Aufmerksamkeit in einer Flut von Scheinnachrichten? Und wie gehen wird mit der zunehmenden Zahl der Fake News und Deep Fakes um, die wahrscheinlich ebenso rasant in die Höhe steigen wird?

Wie könnte KI den Journalismus verändern und brauchen wir „Leitplanken“ für diese neue Technologie? Darüber will der DJV am 1. Juni von 16:30 bis 18:00 Uhr mit Dennis Horn diskutieren. Dennis Horn ist Journalist, Digitalexperte und arbeitet hinter den Kulissen an der medialen Zukunft der ARD. Er hat den WDR Innovation Hub mit entwickelt und aufgebaut. An Universitäten und Akademien lehrt er digitalen Journalismus und berät europaweit Medienhäuser im digitalen Wandel.

Eingeladen zu der kostenfreien Veranstaltung sind alle DJV-Mitglieder

Die Online-Schalte.

Dennis Horn geht zurück bis zu Karl Klammer und verweist dann auch die Black-Box heute, ein statistisches System, das dahinter ist - und das Ganze und alles Weitere aus dem Auto... Es gab das alles auch schon von vor drei Jahren, als der erste Zukunftsreport geschrieben wurde. Daraus wurden ethische Leitlinien abgeleitet. Es geht um synthetische Stimmen. Es geht um die Möglichkeiten eines personalisierten Radio-Dienstes. Es geht um die Synchronisierung von Stimmen im Fernsehen. "Die Systeme sind nicht per se schlecht..." Die Gefahren sind nicht nur dir Technologie gegeben, sondern durch den Umgang mit diesen. Welche KI-Kompetenz haben wir in den Redaktionen? Stichwort "Automation Bias". Wir werden uns damit in der Breite beschäftigen müssen. Der promptengineer könnte ein neuer Beruf werden.
Die versteckten Layers einer Black-Box erlauben gar nicht mehr, dass die "explainable AI" das alte Urheberrecht retten könnte. Wahrscheinlichkeiten haben keinen Grenzwert, also kann sie ‚halluzinieren‘, denn sie hat kein Bewusstsein. ’Made by Mensch...’ das war schon immer eine gute Idee.
Börse, Wetter, Sport, ... das kann die KI, da strukturierte Daten vorliegen. Nachrichten? Nein!
"Ich sehe keine Super-KI, die all das in 10 Jahren löst, was wir heute befürchten."
Wir in Deutschland werden auch nicht diejenigen sein, die etwas ‚als erstes‘ machen würde.
Eine Untersuchung besage: In Deutschland haben die wenigsten Journalisten gesagt, dass KI eine hohe Bedeutung haben werde. Die aktuellen Diskussionen sind nicht gerade besonders technologieoffen.

Hanna Möllers [2] und Harald Stocker beziehen sich auf das Positionspapier des DJV, einem lebenden Konvolut.
KI soll / darf keine Arbeitsplätze ersetzen, aber kann die Arbeitsprozesse beschleunigen. Die Frage ist - und bleibt - "was unkontrolliert geschehen kann". Wir brauchen Regeln, Regelwerke und Leitplanken. Wir brauchen Transparenzpflichten - auch hinsichtlich der Quellen. "Wir fordern auch eine Haftbarkeit der KI-Hersteller."
"Es ist nicht egal, was die ausspucken". Aber man muss auch die Journalisten in die Verantwortung nehmen.
Wie wäre es, wenn man eine "scraping-list" anlegen und den Verwertungsgesellschaften übergeben könnte?
Aber das Text- und Data-Mining ist derzeit nicht (mehr) vergütungspflichtig. Nach 44B könn(t)en die Autoren widersprechen (...aber mit welchen Tools?).

Es bleiben viele offene Fragen wie diese:
 können die Crawler hinter eine Paywall ’schauen’?
 wird es eine europäische Infrastruktur geben? Kann sie wirklich (noch) helfen?
 wie könnte ein deutschsprachiges Sprachmodell aussehen?

Aber es gibt auch klare Antworten wie diese:
 es braucht Menschen für Journalismus.
 diese Diskussion bringt uns wieder ins Gespräch
 wir haben neue Möglichkeiten und Verantwortung, die ’Wächterfunktion’ positiv zu nutzen und einzubringen.

P.S.

Alle diese hier zusammengetragenen Snippets sind auch (nur) als solche zu sehen und zu lesen. Wichtigere Papiere hat inzwischen sowohl der DJV vorgelegt und wird der WDR demnächst auf der re:publica vorlegen...

Anmerkungen

[1im Beisein von Philipp Welte, Vorstandsvorsitzender des Medienverbands der freien Presse, Vorstand Hubert Burda Media

[2... aus Bremen kommend: Moin Moin! WS.


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