In der Vorwoche gab es einen Beitrag, in dem auf die eigenen Arbeiten mit Bezug auf das Werk von Bert Brecht [1] verwiesen wurde: Klausur, Tag 8 (Brecht in VR: Playtest). Und in der Folge des zu Beginn dieser Vorwoche geführten Gesprächs gab es eine klare Entscheidung, dass dieses Buch als Sachbuch verfasst und zunächst an jene gerichtet werden wird, die sich als noch in der dominant analogen Welt Geborene den Herausforderungen der fortschreitenden Digitalisierung gestellt und in vielen Fällen zu deren Ausgestaltung mit beigetragen haben.
Eine Entscheidung, die sowohl den ökonomischen Interessen des Verlages Rechnung trägt als sich aus der eigenen Biografie ableiten lässt. In dem Beitrag: Klausur, Tag 3 (The Authors Talking) wurden dann zunächst andere AutorInnen zitiert, die sich bereits diesem Thema gestellt, dazu publiziert haben und dieses jetzt auch mithilfe audiovisueller Mittel persönlich vertreten.
Zu guter Letzt wurde auch ein Video präsentiert, das vor nicht allzu langer Zeit den Autor im Dialog mit Studierenden zeigt, die sich für das Thema einer eigenen Unternehmensgründung beschäftigen oder aber schon gegründet haben. Darin werden Empfehlungen ausgesprochen, die deren Zukunft betrifft.
Bereits zuvor, in dem Beitrag vom 3. Dezember 2023 PR-Foto in (fast) eigener Sache, war ein Hinweis zu finden, wie sich eine solche Zusammenarbeit mit einem solchen noch jungen Unternehmen konkret anlässt.
In dem Gedicht AN DIE NACHGEBORENEN [2] bittet Brecht darum, unsereins mit Nachsicht zu gedenken, "wenn es soweit sein wird | Daß der Mensch dem Menschen ein Helfer ist" da wir selbst in diesen finstren Zeiten nicht haben freundlich sein können [3].
Das klingt überzeugend, und ruft doch zugleich Widerspruch hervor: denn wir stehen nicht nur in der Verantwortung unseres Tuns, mit dem wir die Welt mit immer mehr Digitalisierung überzogen haben und noch überziehen werden, begleitet von der langwährenden - trügerischen? - Hoffnung, nach dem Zweiten Weltkrieg und dem Verlöschen des Ost-West-Konfliktes jener Welt näher gekommen zu sein, in der "der Mensch dem Menschen ein Helfer ist".
Die Verwirklichung demokratischer Prinzipien in den internationalen Beziehungen, die Fähigkeit, richtige Beschlüsse zu fassen, und die Bereitschaft zu einem Kompromiss - das ist eine schwierige Sache. Es waren aber ausgerechnet Europäer, die als Erste verstanden haben, wie wichtig es ist, nach einheitlichen Beschlüssen zu suchen und nationalen Egoismus zu überwinden. Wir sind einverstanden; dies sind gute Ideen. Die Qualität der Beschlussfassungen, deren Effizienz und letzten Endes die europäische und die internationale Sicherheit hängen im Großen und Ganzen davon ab, inwiefern wir diese klaren Grundsätze heute in praktische Politik umsetzen können.
So dieser Auszug aus dem Wortprotokoll der Rede Wladimir Putins im Deutschen Bundestag am 25.09.2001. Und heute? Was bedeutet "praktische Politik" heute: Asyl für mehr als eine Million von den sechs Millionen geflüchteten UkrainerInnen, die ihr Land verlasen und in Deutschland Zuflucht gefunden haben. Während zur gleichen Zeit die Aktienmärkte ein neues Allzeithoch ausweisen, zu dem die hohen Wachstumsraten der bundesdeutschen Rüstungsindustrie massgeblich mit beigetragen haben.
Das Buch steht unter der Herausforderung, diese Spannung nicht nur auszuhalten, sondern darauf zu reagieren. Und das bedeutet: Erstens jenen sogenannten Eingewanderten in das Neuland einer digitalen Zeit auch dann nicht aus ihrer Verantwortung zu entlassen, wenn sie sich im Verlauf dieser Herausforderungen bewährt haben. Zweitens, jenen, die mit Computer & Co unter dem sanften GAFA-Diktat aufgewachsen sind, nicht allein zu lassen, auch wenn wir sogenannten "digtal immigrants" alle schon (hoffentlich) friedlich verstorben sein werden.
Daraus folgte die Notwendigkeit: Erstens einer persönlichen Positionsbestimmung, die in aller Kürze in dem Begriff des "digital residents" vorgenommen wurde. Zweitens die Verpflichtung, mehr zu schreiben, als ein Gedicht [4], sondern ein ganzes "ABC", aus dem die Prioritäten und Werte für das Über-Leben in der postdigitalen Welt zusammengesetzt werden.
Auf die seit mehr als einem Jahrzehnt gestellte Ausgangsfrage, welchen Herausforderungen wir nach der Digitalisierung begegnen werden, hier jene Bausteine, aus denen sich die Antworten herauskristallisieren lassen, die dann im Buch jeweils mit einigen Ausführungen bedacht sein werden [5].
Das Postdigitale ABC
all der Werte, derer es bedarf, um gut zu überleben:
A uthentizität [6]
B roadcast [7]
C ivilcourage [8]
D ialektik [9]
E rfahrung [10]
F antasie [11]
G eschichtsbewußtsein [12]
H eimatlichkeit [13]
I nnovationskraft [14]
J [?] iva [15]
K örperlichkeit [16]
L iebe [17]
M edi(t)ation [18]
N achhaltigkeit [19]
O ffenheit [20]
P ersönlichkeit [21]
Q uantenmechanik [22]
R esilienz [23]
S ozialverhalten [24]
T ranszendenz [25]
U [?] rteilskraft
V ielfalt [26]
W ahrh(aftigk)eit [27]
X "nicht für ein U vormachen lassen" [28]
Y [?] ouTube [29]
Z eitsouveränität [30]