Rom (III): tourist trouble

VON Dr. Wolf SiegertZUM Samstag Letzte Bearbeitung: 17. Oktober 2005 um 12 Uhr 15 Minuten

 

Einen Tag Freizeit in Rom. Was tun?

Es gelten die Regeln des Urheberrechts all rights reserved

Den ganzen Tag am Pool des **** Sterne Hotels verbringen und so im Müssiggang die in diesem "Palast"-Hotel bislang erfahrene Unbill vergessen machen? [1]

IT: Das Telefon, das erst eine halbe Stunde zu früh geweckt hat und am zweiten Tag dann überhaupt nicht mehr. Die WiFi-Verbindung, die jedes Mal wenn sie abbricht gleich einen ganzen Tag abrechnet. Oder die Telefonate, die nur von der Rezeption aus nach aussen geführt werden können.

American Breakfast: Der dorthin ausgeschilderte Weg stimmt nicht. Der zu wählende Umweg führt dazu, dass die Vouchers an keinem der drei Tage entgegengenommen werden. Dafür gibt es dann auch weder Rühr- noch Spiegeleier. Die gekochten Eier sind kalt und die Schalen zerborsten. Das ist gut so, dann können sie gleich ganz geschält und aus der Hand gegessen werden. Eierbecher gibt es nämlich nicht. Auch am dritten Tag der Nachfrage nicht.

Heisses Wasser für Tee? Ist gerade alle! Die Saftmaschine spuckt den Ananassaft nur aus, wenn sie lustig ist, denn der vordere Teil ist am hinteren nicht fixiert und schwingt frei vor dem durstigen Nutzer herum. Der Kaffee? Reden wir lieber nicht davon. Die Frage an das Personal, ob es einen Cappuccino gäbe, wird mit einem leeren Blick in Richtung des Kaffee-Automaten beantwortet, der aber kein Programm für Cappuccino anbietet.
Schliesslich die gleiche Frage im holprigen Italienisch an eine Frau gerichtet, die einen der Tische neu eindeckt. Und - oh Wunder - sie fragt, wie viele Tassen es seinen sollen: und bringt nach einigen Minuten das Gewünschte.

Träumen bei einem guten Kaffee: Wie wäre es, sich einfach für einen Tag lang sonnen und im Wasser treiben zu lassen? Das Wetter verspricht herrlich zu werden. Aber der Pool hat kein Wasser, die Liegestühle stehen nicht draussen und die Terrasse wird auch nicht mehr bewirtschaftet.

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Snoocer statt Sonnenbad? Beim Aufräumen des Zimmers läuft der Fernseher. Zur Beruhigung und zugleich von unvergleichbarer Spannung läuft im EuroSport-Programm ein Snoocer-Meisterschaftsspiel. Das gefällt. Aber nicht, wenn man stattdessen die Möglichkeit hat, in Rom einen Tag „sightseeing“ zu machen. Also: ab nach Roma Termini.

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Bei der Ankunft am Gleis 24 am Bahnhof Termini wird als erstes die Suche zu dem Ort aufgenommen, von dem aus am Nachmittag der Shuttle-Bus zum Flughafen abfahren soll. Adresse und Zeiten sind schon bekannt. Dennoch. Sicher ist sicher. Und nach allerlei Durchfragen und Nachprüfen wird dieser Ort in einer Seitenstrasse gefunden. Und es stellt sich heraus, dass es neben der Firma TerraVision noch eine weiter gibt, die die gleiche Strecke anfährt und das sogar noch zu einem noch besseren Preis.

Jetzt zurück mit der ganzen Bagage zum Bahnhof. Dort, so heisst es, gäbe es die einzig sichere Möglichkeit, sein Gepäck abzustellen. Und so muss diese genutzt werden, denn der grosse Rolli ist zu schwer, um auf dem ganzen Weg durch die Stadt immer die Stufen hinauf- und herunter getragen zu werden.

Aber es ist nicht einfach, diesen dafür vorgesehenen Ort zu finden. Er liegt in einem Kellergeschoss, unterhalb der Plattform 24. Schliesslich lässt sich ein Lift finden und ab geht es in den Untergrund. Das Bild, dass sich dort dem Reisenden nach einem Durchschreiten von mehreren Gängen offenbart ist alles andere als unterwartet: Eine nicht absehbare „Schlange“ von anderen Reisenden, die ebenfalls ihr Gepäck abgeben wollen. Nach 10 Minuten Beobachtungszeit ist klar. Allein die Wartezeit bis zum für das Abgeben würde mindestens eine Stunde betragen: Mindestens!.

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Also doch mit dem Gepäck in die Metro, um zumindest einen Abstecher in die Altstadt zu machen? Schon nach der ersten Treppe lehrt das Gewicht des Gepäcks, dieses Unterfangen endgültig zu beenden. Mit Gepäck also keinen Rom-Besuch?

Cool bleiben. Nachdenken. Ruhe bewahren. Wo ist denn die Touristeninformation? Genau wieder am anderen Ende des Bahnhofs, da wo vor dem Aufsuchen der Metro das Gepäck hätte aufgegeben werden sollen. Also erneut zurück, den Rollwagen weiter fleissig hinterher gezogen.

Vielleicht gibt es ja auch in Rom so was, wie den 100er Bus in Berlin? Und es gibt ihn wirklich. Er sei rot und trüge die Nummer 110. Und mit dem könne man auch auf dem offenen Verdeck mitfahren. Und wenn man nicht zwischendurch aussteigen würde um dann mit dem nächsten weiter zufahren, würde die Rundfahrt 2 Stunden dauern!

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Perfekt. Das Wetter ist jezt wirklich herrlich: Nicht zu warm, nicht zu windig. Also alles wieder vom Gleisende auf den Hauptplatz gekarrt - aber von den Bussen war keiner mehr zu sehen. Im Plan wird ein gewisser Busbahnsteig „D“ angekündigt. Dort fährt auch noch einer ein und lässt alle Fahrgäste aussteigen. Aber Einsteigen? Nein. Das wird von dem Fahrer verweigert. Und weg fährt der Bus: ohne Publikum.

Also muss eine neue Informationsstelle gesucht werden, die der öffentlichen Nahverkehrsmittel. Ach, mit dem 110er wollten sie fahren? Ja, das geht heute nicht, der Dienst sei heute schon zum Mittag eingestellt worden.

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Jetzt ist die Urlaubsstimmung ist auf dem Tiefpunkt. Seit mehreren Stunden nun am Bahnhof herumgelaufen. Und immer noch mit Gepäck und ohne Ziel. Inzwischen streichen schon eine Bettlerin mit einem Kind um an einem herum wie die Geier an einem gestrandeten Lebewesen.

Die Zeit inzwischen so weit fortgeschritten und die Moral so am Ende, dass es kaum noch eine innere An-Regung gibt. Dennoch: es muss etwas passieren. Also: Nochmals mit allem Gepäck den Weg zurück zur Tourismusinformation. Dort war man über den Streik der Crew des 110er Busses in der Tat nicht informiert. Man nutzte lieber die Zeit, um sich möglichst gut vor möglichen Passanten mit Fragen zu duken und in dieser Stellung dann seine SMS-Nachrichten auf dem eigenen Telefon schreiben und absetzen zu können.

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Ein dritter Versuch. Ein anderer Schalter. Auch diesr Mann dort wusste nicht, was da vorgefallen war, aber er hatte einen anderen Vorschlag. Auf der andren Seite des Bahnhofs gäbe es in einer Seitenstrasse eine Wäscherei. Die würde von Indern betrieben die auch italienisch sprechen und die auch Gepäckstücke zur Aufbewahrung annehmen würden. Das sei nicht unbedingt sicherer, aber auf jeden Fall günstiger - und für meinen Fall die einzige Lösung.

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Also einmal mehr: Wanderer Marsch! Inzwischen ist die Gegend um den Bahnhof bekannt wie die Westentasche und auch die Seitenstrasse zu finden ist für den bis dahin völlig Ortsunkundigen kein Problem mehr. Und in der Tat: Es gibt diese kleinen Waschsalon wirklich. Er ist sogleich Internet-Point - und Gepäckaufbeahrung.

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Ja, so der junge Inder auf Italienisch: Sie würden auch Gepäck annehmen. 1 Stück? Für maximal drei Stunden? 2 Euro bitte! Dann bekommt man einen Zettel und selber das Gepäckstück über eine Stahltreppe in einen Kellerraum schleppen, dort eine weisse Tür öffnen und in dem Raum dahinter einen Abstellplatz finden.

Jetzt gibt es kein zurück mehr. Das schwere Teil wird in eine Regal gehoben und dann der Wiederaufstieg auf die Strassenebene mittels eben dieser Strahltreppe angegangen.

So: jetzt sind von dem ganzen Urlaubstag noch gerade zwei gute Stunden Zeit verblieben. Der Mittag ist schon seit langem vorbei, der Hunger nicht.

Und dann findet sich doch noch eine gute Alternative zum Schnellimbiss.

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Gut gestärkt kann der kurze Weg durch das alte Rom beginnen. Er führt, nur wenige Strassen vom Bahnhof entfernt, zunächst zur Baslika S. Maria Maggiore

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Spätestens wenn man dort drinnen den dritten Führer gehört hat, macht einem das deftige Goldgepränge mehr Kopfzerbrechen als Freude. Das sei all jenes Gold gewesen, welches die spanischen Eroberer aus Mittelamerika geraubt hätten. Da aber das Herrscherhaus so gläubig gewesen sei, habe man die ganzen zuhause angelandeten Schätze der Kirche in Rom überstellt. Und so sei zu erklären, dass vieles in dieser Basilika aus purem Gold gefertigt worden sei.

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Der Papst wird es den Spaniern gedankt haben. Und Jesus?

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Auf engen Gassen geht es weiter bergab, bis schliesslich das Colosseum am Ende einer dieser kleinen Strassen auftaucht und sich allmählich immer mehr dominierend in das Gesichtsfeld drängt.

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An den Fori Imperiali angekommen, bleibt gerade noch Zeit, Ritratto di Traiano [vorn] und Ritratto di Nervains [hinten im Bild], die noch vor der Zeit des Christentums ihr eigenes Reich auf Erden haben erbauen und über die halbe Erde ausgeweiten lassen, einmal ins versteinerte Gesicht zu sehen

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Doch draussen gibt es neue Aufregung. Da werden von der Polizei gerade alle Hauptadern abgesperrt. Ob jetzt die Demonstration der streikenden Busfahrer der Linie 110 erwartert wird? Auf jeden Fall geht nichts mehr rund um das Foro Romano. Nur noch ein letzter Blick...

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... und dann die Flucht zurück in den Untergrund: mit der Metro die drei Stationen zurück nach Roma Termini.

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So ist der Ausflug beendet, bevor er eigentlich richtig begonnen hat. Aber es ist wichtig, auf keinen Fall zum Bus zu spät zu kommen.

Denn wer weiss, wie lange dieser noch braucht, um wirklich am Flughafen anzukommen.

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Aber lieber dort herumhängen, als den Flug verpassen. Jetzt hat man ja endlich mal Zeit in Ruhe zu telefonieren:

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"... wie bitte"?

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Als letzte dieser kleinen "Horror"-Geschichten dann aber doch eine, die mit einem guten Ende ausgeht.

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Auf dem Flughafen ist nicht nur das Postamt geschlossen, sondern auch der Zugang zu den Briefkästen ist versperrt. Aber es gibt einen Schalter der Flughafenverwaltung und der dort Beschäftigte erklärt sich bereit, die Postkarte anzunehmen und weiterzuleiten.

Danke!

WS.

Anmerkungen

[1Der genaue Name und die Web-Site tun hier nichts zur Sache. Einem "geschenkten Gaul" schaut man ja bekanntlich nicht "ins Maul" - und die Web-Site ist eh’ ausser Betrieb.
Gefunden wurde allerdings unter der Website "http://www.comunicazioneitaliana.it/operatori.htm" der folgende Eintag, dem dieser Text als "Belegexemplar" zur Kenntnis gebracht werden wird:
_ Manuel Olivero - Ergife Palace Hotel -
26 anni, giornalista pubblicista e Manager dell’Evento. Dall’ottobre del 1999 Responsabile Comunicazione e Marketing dell’Ergife Palace Hotel di Roma, centro congressuale e alberghiero più grande d’Italia, e Coordinatore dell’attivita` di Comunicazione (Ufficio Stampa e Pubbliche Relazioni) per la Fezia Hotels (sette strutture alberghiero/congressuali comprendenti, oltre l’Ergife, lo Sheraton Firenze e lo Sheraton Bologna). Gia` consulente d’impresa, ha maturato diverse esperienze nel mondo del giornalismo, anche televisivo. Vincitore di diversi premi letterari nazionali, sta per conseguire la Laurea in Scienze della Comunicazione con specializzazione in Tecnica Pubblicitaria. "manuelolivero@katamail.com"


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